Kurt Tuchholsky
Groß-Stadt-Weihnacht
Nun senkt sich wieder auf die heim'schen Fluren
die Weihnacht! Die Weihnacht!
Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren
wir krigens jetzt dar gebracht.
Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen
den Aschenbecher aus Emal glase.
Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
auf einen stillen heiligen Grammophon.
Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
den Schlips, Die Puppe und das Lexikon.
Und sitzt der wackere Bürger bei den seinen
voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn
dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen:
" Ach ja, son Christfest ist doch ooch janz scheen!"
Und froh gelaunt spricht er vom " Weihnachtswetter"
mag es nun regnen oder mag es schneien.
Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblblätter
die trächtig sind von süßen plauderein.
So trifft denn nur auf eitel Glück hienieder
in dieser Residenz Chrikindleins Flug
Mein Gott, sie mimen eben Weihachsfrieden
"Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug"