Auf Paul Zizkas Webseite stach mir beim Lesen vor allem ein Wort ins Auge: „Unterdokumentiertes“. Genau das treibt ihn an und hinaus in die Welt, mit dem Ziel, das „Unter“ zu streichen und das Übrige in „Dokumentiertes“ und in seinem Falle eben in Bilder zu verwandeln. Der Link zu seinem Portfolio sei bereits vorangestellt. Darin zu finden: Bergiges, Landschaftliches, Abenteuerliches …
Mit seinem Film INDLANDSIS porträtiert Methieu Le Lay den kanadischen Fotografen und begleitet ihn ins Grönländische Eisschild. Nur der erste Teil des auf Langzeit angelegten Projektes , der aber in sieben Minuten bereits Eindrucksvolles zu vermitteln weiß.
Weshalb es Zizka nun nach Grönland verschlägt, muss wohl nicht unbedingt begründet werden – das Unbekannte lockt eben und verspricht naturgewaltige Ansichten. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Fotograf bereits in dem ersten Ausschnitt, in dem er mit seinem Berufsgerät hantiert, beeindruckt meint: „So viel Drama in einer Szene. Das ist unglaublich. Und ich bin dabei, direkt hineinzuspringen.“
Während die Kamera klickt, sprintet er über felsiges Gelände hinab zum wolkenspiegelnden See, in den sich ein weißer Gletscher ergießt, um sich selbst in seine Fotos einzubringen. Dieses „menschliche Element“ verwende er in seiner Landschaftsfotografie bereits seit einigen Jahren. Zum einen könne er damit Maßstäbe verdeutlichen, zum anderen sei es aber vor allem in solch Szenerien auch möglich, die Verwundbarkeit darzustellen – der Mensch im Angesicht von Mutter Natur.
Mir persönlich sind derartige Aufnahmen, in denen ein einzelner, dahingestellter Mensch der übermächtigen Natur begegnet, aus unbestimmten Grunde schon immer eine wohltuende Augenfreude. Ob es bei euch ebenso ankommt, könnt ihr in Minute 1:47 des Films bewerten.
Was bei einem Schlaf im hohen Norden natürlich nicht fehlen darf, sind die nächtlichen Flackerlichter am Himmel, besser bekannt als Aurora borealis. Nur kurz flammen sie hier auf, dann setzt Zizka seine Expedition fort und es wird weiß und weißer – bis der orangebemäntelte Mann irgendwo im Nirgendwo, zwischen dem einen und dem anderen Weiß sein Zelt aufschlägt.
Anschließend folgen Ausführungen zu den Herausforderungen eines solchen Ausflugs. Klar, ein Supermarkt ist nicht wirklich in der Nähe und „wenn etwas schiefgeht, ist Hilfe nicht leicht zu finden.“ Hört sich trivial an, aus der Ferne, muss vor Ort aber wohl doch ein ziemlich mulmiges Gefühl heraufbeschwören. Spätestens dann, wenn man in den Schlund einer Eisspalte blickt und weiß: Da geht es tief nach unten.
Mit der Zeit kommt schließlich auch der immer feiner werdende Blick für die Nuancen: Was man gestern im Eis an Variation noch nicht gesehen habe, könne man heute schon deutlicher wahrnehmen. Zizka spricht vom Blau, spricht von frischem Schnee, der die Szenen weicher mache, und erneut davon, wie unglaublich das Ganze sei.
„Back to the Basics“, in vielerlei Hinsicht: Wundervoll sei es, sich mit nichts außerhalb des zu Sehenden verbinden zu können, kein „online“, kein „Bilder posten“ – nur die eigenen Gedanken, die Kamera, das eigene Handwerk und man selbst … Eintauchen in Inspiration ...
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: Screenshot aus dem Video "INDLANDSIS" von Mathieu Le Lay über Paul Zizka
