Astronomen und sicherlich auch Astrofotografen denken erzwungenermaßen in längeren Zeitabständen. Die nächste Sonnen-, die nächste Mondfinsternis, der nächste Meteoritenschauer … So manch Himmelsphänomen ereignet sich nun einmal nicht alle Tage, ist aber durchaus vorhersagbar, weil berechenbar. Gerne wartet man auch fünf Jahre auf das kommende Event.
Geht es nach US-Forschern des Calvin Colleges in Michigan, könnte da oben in den Weiten des Alls schon bald besonders Spektakuläres geschehen: Zwei Sterne, gefangen in einem System namens KIC 9832227, kommen sich näher und näher, bis sie sich der Fusion hingeben, um dann extrem hell – 10.000-fach heller als momentan – zu erstrahlen. Der Lichtpunkt sei dann auch auf der Erde zu sehen, mit bloßem Auge, und könnte sogar den Nordstern in Sachen Strahlkraft noch übertreffen.
Die wagemutige Prognose beruht auf Beobachtungen, die der Forscher Larry Molnar und sein Team bereits seit 2013 durchführen. Zunächst klärte man die Frage, ob es sich bei diesem blinkenden Ungetüm um einen Pulsar oder um ein Doppelsternsystem handelt. Das Ergebnis: Doppelstern, ganz eindeutig. Beide Sterne sind sich so nahe, dass sie sich eine Gashülle teilen. Zergeht der kleinere schließlich im größeren, so kommt es zur „roten Nova“, also zur Fusion beider Sterne.
Nach allen Berechnungen der Forscher soll das Ereignis 2022 (plus/minus ein Jahr) stattfinden. Die Teleskope dürfen also schon vorbereitet werden. Da solch eine Vorhersage allerdings noch nie gemacht worden sei, wird natürlich nichts garantiert. Doch sei es drum – eine gewisse Wahrscheinlichkeit scheint es zu geben, dass um das Jahr 2022 ein neuer Stern aufgehen wird. Hinaufblicken kann man ja dann mal.
Derweil entsteht übrigens der Film „luminous“ von Sam Smartt, der 2023 erscheinen soll und die gesamte Geschichte um die Entdeckung und Vorhersage erzählt. Hier der Trailer dazu:
Nun möge man sich noch dem eingangs angeführten astronomischen Denken widmen und beachten, dass alle den Doppelstern betreffenden Aussagen in diesem Artikel eigentlich der Vergangenheit angehören. KIC 9832227 liegt in etwa 1800 Lichtjahren Entfernung zur Erde – wenn wir die Fusion bzw. deren Ergebnis 2022 beobachten können, hat sie sich dann bereits vor 1800 Jahren ereignet. Die Forscher haben also im Prinzip nicht vorausgeschaut, sondern Zurückliegendes berechnet – wie präzise, werden wir erfahren.
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: Illustration,