Da sprichst du ein kompliziertes Thema an. Zuerst einmal zu deiner Frage, was es mit ICC-Profilen in einer EPS-Datei auf sich hat.
Es ist absolut korrekt, dass eine PostScript oder EPS-Datei keine ICC-Profile enthalten kann. Es ist aber falsch zu glauben, dass mit PostScript/EPS kein Farbmanagement möglich sei! Im Photoshop, Illustrator sowie InDesign gibt es jeweils die Möglichkeit, einer EPS-Datei ICC-Informationen anzuhängen, wenn auch in anderer Form. Bedauerlicher Weise heissen diese Funktionen in jeden Adobe-Programm wieder anders! In Photoshop nennt sich diese Funktion PostScript-Farbmanagement (was meiner Meinung nach die treffendste Bezeichnung ist) und ist im EPS-Speicherndialog zu finden. In Illustrator nennt sich das CMYK-PostScript, was eine vollkommen irreführende Bezeichnung ist. In InDesign heisst die gleiche Funktion "Geräteunabhängig". In Illustrator ist diese Option im Speichern-Dialog des EPS-Formates auffindbar, in InDesighn ist sie im EPS-Exportdialog zu finden. Selbstverständlich kann das PostScript-Farbmanagement auch auf normale PostScript-Daten So ist im InDesign im Druckdialog im Bereich Farbmanagement die Option PostScript-Farbmanagement wählbar. Es gibt auch Druckertreiber, die das PostScript-Farbmanagement aktivieren können.
Was genau macht jetzt aber das PostScript-Farbmanagement? Da ICC-Profile nicht in einer PostScript-Datei enthalten sein können (EPS ist ja auch PostScript), wird ein äquivalentes Verfahren benötigt, welches jedoch genau das Gleiche beschreiben kann, wie es ein ICC-Profil tut. Sobald das PostScript-Farbmanagement aktiviert wird, werden die ICC-Quellprofile (dazu muss das ColorManagement in der entsprechenden Applikation aktiviert sein) in sogenannte CSAs (Color Space Arrays) umgewandelt. Ein CSA ist nichts anderes als eine Beschreibung dessen, was in einem ICC-Quellprofil enthalten ist. Wenn zum Beispiel eine PostScript-Datei mit aktiviertem PostScript-Farbmanagement distillt wird, so passiert folgendes: Der Distiller versucht die enthaltenen CSA-Informationen auszuwerten und diese durch das entsprechende ICC-Profil zu ersetzen. Das geht jedoch nur, wenn das entsprechende ICC-Profil auf der Festplatte korrekt installiert ist (Bsp. ColorSync- und Application-Support-Ordner unter Macintosh).
Das Resultat ist eine ICC-basierende PDF-Datei! Die ICC-Informationen beziehen sich hierbei auf den Quellfarbraum bzw. das Quellprofil. Wird diese PDF-Datei (oder die PostScript-Datei mit den CSA-Informationen) jetzt an einen Drucker geschickt, welcher diese Informationen interpretieren kann, so werden die Farben mittels eines CRDs (Color Rendering Dictionary) in den Ausgabefarbraum konvertiert, falls diese nicht bereits diesen Farbraum entsprechen. Ein CRD beschreibt im Prinzip das ICC-Zielprofil. Es sei noch einmal gesagt, sofern Quellprofil und Zielprofil ientisch sind, findet keine Farbraumtransformation mehr statt!
Es ergibt sich hierbei eine Problematik: Wie du sehen kannst, geschieht die Farbraumtransformation im Ausgabegerät. Das setzt grosses KnowHow im Umgang mit ColorManagement und der verwendeten Hard- und Software voraus. Eine weitere Voraussetzung ist ein PostScript Level 3-Workflow, weil vierkanalige geräteunabhängige Farbräume (Profile Connection Space) auf PostScript-Ebene erst ab PostScript Level 3 beschreibbar sind.
PostScript-Farbmanagement wäre eine absolut tolle Sache, ist jedoch sehr komplex. Dahr einige Hinweise:
Wenn du mit InDesign arbeitest, dann könntest du eine PDF-Datei exportieren und die ICC-Profile in die PDF-Datei einbetten lassen. Das Resultat ist absolut genial! In diesem Falle führt InDesign nämlich die Farbverwaltung und somit auch die Farbraumtransformation durch! Das Tolle daran ist, dass InDesign sogar platzierte EPS, PostScript und PDF-Daten beim PDF-Export interpretiert und entsprechend farbraumtransformiert! Das Resultat ist eine farbangepasste PDF-Datei! Das alles geht nur, weil InDesign beim PDF-Export sämtliche Daten neu interpretiert, auch PostScript, EPS und PDF-Daten!
Beim Drucken in eine PostScript-Datei geht das nicht, dort werden die Daten mittels PostScript-Farbmanagement nur mit CSA-Informationen versehen, welche anschliessend vom RIP ausgewertet werden. Genial hierbei ist, dass InDesign das spätere CRD, also das Zielprofil selber bestimmen kann. Das ist deshalb von Vortiel, weil viele Geräte einfach einen Standard CRD haben. InDesign kann jedoch selber einen CRD in die PostScript-Datei speichern! PostScript-Farbmanagement würde ich aber nur betreiben, wenn sehr viel KnowHow in diesem Umgang besteht. PostScript-Farbmanagement funktioniert aber nur, wenn beim Abspeichern von platzierten EPS-Dateien das PostScript-Farbmanagement auch wirklich aktiviert wurde und die korrekten Arbeitsfarbräume verwendet wurden!
Die ande Variante wäre diese, dass sämtliche Bilder einfach direkt im Photoshop bearbeitet und in den Zielfarbraum transformiert werden. Somit bleibt die Farbverwaltung in Photoshop,. Die anderen Programme und Geräte haben mit der Farbraumtransformation auf ICC-Basis in diesem Sinne nichts mehr zu tun. Dadurch kann auf Farbmanagement im Layoutprogramm verzichtet werden. Das heisst, ich würde nicht ganz darauf verzichten, denn das Softproof ist eine tolle Sache, sofern korrekte ICC-Profile und ein guter, regelmässig kalibrierter Monitor zur Verfügung steht!
Mit freundlichen Grüssen
Michel Mayerle
ulrich-media
InDesign- und PDF-Integration