Aus Perspektive der Schnelllebigkeit des sogenannten digitalen Zeitalters ist die JPEG-Komprimierung in die Jahre gekommen – über 20 sind es mittlerweile.
Nun muss die nächste Generation nicht zwingend übernehmen, leistet das Format doch beste Dienste, aber mit der Zeit empfiehlt sich dann vielleicht doch einmal eine neu gedachte und überdachte Alternative, die schlichtweg mehr kann (bzw. können soll). Apple jedenfalls preschte auf der hauseigenen WWDC-Konferenz unlängst vor und verkündete, ab iOS 11 den Sprung ins Neue und hin zu HEIF zu wagen ().
Vorteile von HEIF: weniger Speicherplatz, gleichwertige bis bessere Qualität, Serienbilder
Als Codec für HEIF dient HEVC (High Efficiency Video Coding, auch: H.265), dessen ursprüngliche Spezifikationen von der MPEG (Moving Picture Experts Group) und der VCEG (ITU-T Video Coding Experts Group) definiert und Anfang 2013 als Standard anerkannt wurden.
HEVC gönnt HEIF zweierlei: Mit HEIF gespeicherte Bilder benötigen gegenüber JPEG weitaus weniger Speicherplatz – bei mindestens gleichbleibender Bildqualität. Von bis zu 40 oder gar 50 Prozent Speicherressourcen-Einsparung ist die Rede, was bei einem einzelnen Foto noch nicht die Welt bedeuten muss, bei Hunderten bis Tausenden Aufnahmen aber durchaus schwer ins Gewicht gefällt.
Bezüglich der Bildqualität kann man sich einmal diese GitHub-Seite von Nokia Technologies ansehen. Dort finden sich Beispielbilder und Gegenüberstellungen zu anderen Formaten. Bei einer Detail-Betrachtung fällt unversehens auf: JPEG-typische Artefakte, insbesondere an Konturen, sind mit HEIF passé.
Und HEIF kann gar noch mehr: Neben der natürlich vorhandenen Möglichkeit, Metadaten mitzuführen, werden auch Transparenzen unterstützt. Allen voran jedoch lassen sich mit HEIF gleich mehrere Bilder speichern. So ist man damit in der Lage, ganze Bildsequenzen zu hinterlegen, was auch ein Konkurrenzfeld zum gleichfalls „betagten“ GIF aufmacht. Außerdem kann ein Thumbnail hinterlegt werden, auch ist die Speicherung einer Tiefenkarte möglich. Sind also zwei Linsen vorhanden, bieten sich im Nachgang mehr Möglichkeiten in der Bildbearbeitung. Schließlich lassen sich auch Fotoeffekte mitspeichern.
JPEG und HEIF bei iOS 11
Mit Einführung von iOS 11 werden Bilder also ganz automatisch im HEIF-Format aufgenommen. Das lässt sich dann in den Einstellungen auf Wunsch umstellen, wenn man denn bei JPEG bleiben möchte.
Im Austausch mit der Apple-Außenwelt, die HEIF (vielleicht nur vorerst) nicht unterstützt, sollen übrigens keine kommunikativen Probleme auftreten: Wird ein HEIF-Bild an Plattformen, Dienste oder Freundes-Smartphones gesendet, die damit noch nichts anfangen können, sorgt iOS 11 automatisch für die Umwandlung in JPEG, um die Kompatibilität zu gewährleisten.
Betrachtet man das Tabellenwerk auf bereits benannter Webseite, so kann man sich durchaus an die berühmte „eierlegende Wollmilchsau“ erinnert fühlen. Tabelle II gleicht HEIF (bzw. die Dateiendung .heic) mit JPEG, PNG, GIF, WebP und Co ab – und während bei den bekannten Formaten ab und an ein „Nein, das kann ich nicht“ auftaucht, steht bei HEIF hinter jedem Parameter durchgängig ein solides „Yes“.
Weniger Speicherplatz, mindestens gleichwertige Qualität, keine JPEG-Artefakte, die Fähigkeit zur Serienbild-Aufnahme, Transparenz … Hört sich zumindest in der Theorie ganz gut an – bleibt zu sehen, was die Praxis bringt.
Umfassende Informationen zu HEIF plus Beispielbilder findet ihr auf dieser GitHub-Seite.
Euer Jens