Italo Calvino, ein bedeutender italienischer Schriftsteller und vielleicht unter anderem bekannt durch „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“, meinte einst, Lesen sei Einsamkeit. Diesen Ausspruch führt der französische Fotograf Thibaud Poirier als Inspiration für seine Fotoserie „Palaces of self-discovery, a series of libraries“ an. Dem Titel unschwer zu entnehmen ist, dass es in seinen Bildern also um Bibliotheken geht, die gleich einmal tragend als „Paläste der Selbstfindung“ eingeführt werden.
Im Wechselspiel zwischen dem Literarischen und dem Leser ergebe sich über die Zeit eine ganz eigene, individuelle und dem Leser innewohnende Geschichte, die ihn in jungen Jahren forme, mit ihm heranreife und fortwährend wachse, wenn man sie denn füttere – es ist durchaus wortgewaltig, was zur Serie des Fotografen geschrieben steht, und vielleicht lässt es sich so zusammenfassen: Was wir lesen, wirkt nachhaltig auf unser Wesen ein.
Poirier nun jedenfalls bereiste mehrere Städte, um das Innere von sowohl klassischen als auch modernen Bibliotheken abzulichten. Vom Prunk der Biblioteca Joanina in Coimbra über die braungeholzte Trinity College Library in Dublin bis hin zur gleißend weißen Erscheinung der Stadtbibliothek in Stuttgart möchte der Fotograf die hinterlassenen Fingerabdrücke der Architekten hervorheben.
Diese seien beispielsweise bemerkbar an der jeweiligen Balance von natürlichem und künstlichen Licht, welches all diese Funktionen erfüllen muss: das Lesen optimal gestalten, die historischen Texte konservieren, Raum zum Selbststudium und ebenfalls Raum zum gemeinsamen Treffen anbieten.
Ähnliche Serien gibt es von Thibaud Poirier auch bereits zu Berliner Innenräumen, zu Hotels und zu einem Kühlturm. Hier geht es zu seiner Website – und hier nun die Aufnahmen der Bibliotheken:
Biblioteca Casanatense, Rom, 1701 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
Biblioteca Joanina, Coimbra, 1728 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
Trinity College Library, Dublin, 1732 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
Palàcio Nacional de Mafra, Mafra, 1755 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
Bibliothèque Sainte-Geneviève, Paris, 1850 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
Bibliothèque Nationale de France, Salle Labrouste, Paris, 1868 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
Bibliothèque de l'Hotel de Ville de Paris, Paris, 1890 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
Bibliothèque de la Sorbonne, Salle Jacqueline de Romilly, Paris, 1897 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
El Ateneo, Buenos Aires, 1919 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
Grimm Zentrum Library, Berlin, 2009 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
Stadtbibliothek, Stuttgart, 2011 (Bildquelle: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0)
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: Thibaud Poirier – Palaces of self-discovery – Behance / CC BY-NC 4.0