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Qualität von Siebdruck auf Baumwoll-Textilien

Ivoire

Pixelschubse

Guten Abend zusammen,

ich hoffe, ich kann meine Frage verständlich rüberbringen, da ein Posten der entsprechenden Bilder zur Zeit leider nicht angebracht wäre.

Ich habe für eine Band Motive für Klamotten entworfen. Alles schick, alle zufrieden, es kam gerade die 4. Auflage raus. Nun hat der zuständige Mensch aber diesmal bei einer anderen Druckerei als zuvor bestellt.
Wie üblich 3 Farben (rot, grau, viel weiß + Unterleger) auf schwarzem Stoff.
Mir liegt eine Sweatjacke aus der ersten Auflage vor, die seit knapp über einem Jahr fast wöchentlich gewaschen wurde. Die weiße Fläche hatte dabei den größten Farbauftrag (aber immer noch gutes "Anschmiegen" an den Stoff) und hat inzwischen viele dünne Risse.
Der Farbauftrag bei der letzten Auflage ist nun um ein Vielfaches größer. Ich hatte beim Anfassen fast das Gefühl, das Ding abziehen zu können, um es als Window-Color ans Fenster zu pappen. Ganz zu schweigen davon, dass viele Details zugelaufen sind. Die Jacke ist aber immerhin relativ dick (280g).

Meine Erfahrungen mit Siebdruck sind beschränkt, daher meine Frage:
Bilden sich bei einer dickeren Schicht eher noch schneller Risse oder ist der hohe Farbauftrag (ca. 1-2mm) sogar besser geeignet?

Mir persönlich gefällt diese dicke (und schon glänzende) Schicht weder optisch noch haptisch. Außerdem sieht die Oberfläche aus, als hätte sich das Sieb nur schwer gelöst.

Vielleicht kann mir von euch jemand sagen, ob so ein Farbauftrag und eine so rauhe Oberfläche ein Zeichen mangelhafter Qualität sind oder doch das Gegenteil.
 

pixelmaker

jeden Tag neu hier

AW: Qualität von Siebdruck auf Baumwoll-Textilien

Hallo,
nur nach Deiner Beschreibung und ohne Fotos würde ich sagen,
Produkt 1 = Direkter Siebdruck mit hitzefixierten Farben oder 2K Farbe. Die Farbe ist immer matt, evt. seidenglänzend. Es ist normal das die Farbe nach vielen Wäschen bricht und Risse bekommt. Gerade bei hochdeckendem Weiß geschieht das.

Produkt 2 = Plastisolfarbe. Das bedeutet das es ein indirekter Druck ist. Die Plastisolfarbe wird erst auf Silikonpapier gedruckt und, mit Hitze geliert und dann mit Temperatur und Druck auf den Stoff gepresst. Plastisolfarben sind immer glänzend oder seidenglänzend in der Oberfläche.
Wenn viele Details zugelaufen sind kann das vom Siebdruck an sich kommen, nicht jeder der Siebdruckt kann das auch. Das kommt gerade bei kleinen Textilbuden vor, die machen es billiger als es geht und die Qualität ist genauso tief. Es kann auch von falschem Druck kommen das der Plastisolfilm beim Transfer vermatscht.
Eigentlich halten Plastisolfarben besser das Waschen aus und reißen nicht so schnell.

Der Grund für die Risse liegt in der Pigmentgröße und dem Druck mit flüssiger Farbe auf den Stoff. Das Titandioxid-Pigment in den Direktdruckfarben ist wesentlich gröber. Die Bindemittel der Farbe sacken, da sie beim Druck flüssig sind in den Stoff. Dadurch wird das Farbgemisch immer "mager". Je stärker der Stoff saugt um so mehr Bindemittel wandern in den Stoff. Durch das Waschen wird ebenfalls das Bindemittel der Farbe angegriffen. Einmal härtet es immer weiter aus und nutzt gleichfalls ab. Die Pigmente sind mineralisch, da verändert sich nichts. Irgendwann gibt dann das Bindemittel auf und die Risse entstehen.

Bei den Plastisolfarben ist das Pigment wesentlich kleiner. Es wird ein relativ dünner Film gedruckt. Erst wenn die Farbe durch Hitze "geliert" ist (ca120°C) wird sie durch Druck und Hitze mit einer Presse auf den Stoff transferiert. Es kann kein Bindemittel vom Stoff aufgesaugt werden, denn das ist schon abgebunden. Die Farbe hält wesentlich länger das Waschen aus.
Eigentlich kann man mit Plastisolfarben wesentlich feinere Details drucken, da beim Druck die Maschen des Stoffs nicht stören. Scheint ein nicht so guter Drucker gewesen zu sein.
Außerdem sieht die Oberfläche aus, als hätte sich das Sieb nur schwer gelöst.
Plastisol wird eigentlich seitenverkehrt gedruckt. Die Siebstruktur sieht man bei einem ordentlichen Plastisoldruck nicht. Die spätere Farboberfläche wird durch die Oberfläche des Silikonpapiers bestimmt. Und das sollte glatt sein.
Vielleicht ist das doch die Maschenstruktur des Shirts und es ist mit zuviel Druck dran gegangen.

Vielleicht hast Du da aber was ganz anderes liegen, es gibt die verschiedensten Digitaldrucktechniken. Da muss ich manchmal schon ganz genau hinschauen um die zu identifizieren. Und wenn die Köpfe nicht sauber sind, gerade bei weißem Unterdruck, sieht es wie vermatscht aus. Vielleicht ist es ja auch ein Digitaldruck auf Folie die dann transferiert wird. Deckweiß in Digitaldruckern ist nach wie vor ein Problem.

Ich kenne zwar das Problem der brechenden Direktdruckfarben, die sind mir aber trotzdem lieber. Die geschlossene Oberfläche, gerade bei flächigem Druck mit Plastisolfarben, liegt wie ein Brett auf dem Shirt und ist nicht gerade atmungsaktiv.
Unsere Firmenshirts haben einen großen Aufdruck auf dem Rücken, der würde mit Plastisolfarbe schweißtreibend.
Wenn sie ausgewaschen sind gibt´s halt neue.

Vielleicht hat der Drucker aber auch mit dem "Siebdruck-Starter-Set" aus der Bucht gearbeitet, wer weiß das schon ohne detaillierte Fotos. :lol:

Sinnvoll um genaueres zu sagen wäre eine scharfe Nahaufnahme des Drucks. Dann erkennt man das Motiv nicht, kann aber Drucktechnik und Qualität erkennen.

grüße
 
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Ivoire

Pixelschubse

AW: Qualität von Siebdruck auf Baumwoll-Textilien

Wow, vielen Dank!
Und es scheint genau so zu sein, wie du schreibst.

Hier der letzte Druck:


Der erste Druck (leider nur ein kleines Foto erhalten):


Also das klingt für mich nun so:
Plastisol hält normalerweise besser bei häufigem Waschen, ist aber eben wie ein Brett. Also für dickere Jacken gerade noch ok, bei dünnen Shirts und Tops schlecht.

Direkter Druck verbindet sich mit dem Bedruckstoff, ist daher nicht so kräftig und klar, aber wesentlich anschmiegsamer. Reißt irgendwann, aber ich empfinde über ein Jahr wöchentlich waschen schon als stärkere Beanspruchung (weniger oft gewaschene Jacken aus der Zeit sind immer noch ohne Risse).

Trotz besserer Haltbarkeit scheint der vorliegende Druck einfach mal schlecht zu sein. Ich hoffe, man erkennt die vielen kleinen "Krater" in der Oberfläche. am "Besten" ist ja noch der Unterschied im Farbauftrag von rot zu weiß. Der Druck in rot scheint sogar ganz gut, "nur" weiß und grau wurden versaut.

Ach ja, Nachfrage: beim Direktdruck auf farbigen/dunklen Stoffen wird ja ein Unterleger gedruckt. Dann dürften die Farben doch gar nicht mehr so stark einziehen, oder irre ich mich da?
 

pixelmaker

jeden Tag neu hier

AW: Qualität von Siebdruck auf Baumwoll-Textilien

Hallo,
ich revidiere meine Aussage nachdem ich die Fotos angeschaut habe.

Foto 1 scheint eine Aufschäumfarbe zu sein. Sie wird direkt gedruckt und schäumt beim fixieren mit Temperatur hoch. Damit sind Feinheiten kaum zu drucken, beim Aufschäumen, was ja nicht nur in Z-Richtung geht, gehen noch mehr Details weg. Eine reine Effektfarbe. Haltbarkeit wie bei allen Direktdruck-Farben. Die Oberfläche entsteht beim hochschäumen. Ich erinnere mich das, als diese Farben auf den Markt kamen, sie im Sommer schon mal im Regal hoch gegangen sind.

Foto 2 könnte auch so eine Farbe sein, die aber weniger hochgeschäumt ist und Alterungsrisse zeigt. Oder es ist eine dick gedruckte 2Komponenten-Farbe.
Bei den heutigen Schichten sind auch mit groben Sieben recht detaillierte Siebe möglich. Ob der Druck dann auch scharf wird kommt auf den Drucker an.


Ach ja, Nachfrage: beim Direktdruck auf farbigen/dunklen Stoffen wird ja ein Unterleger gedruckt. Dann dürften die Farben doch gar nicht mehr so stark einziehen, oder irre ich mich da?
Die Farben sind heute so hoch deckend, da wird nichts unter gedruckt. Es wird eher eine Dickdruck-Technik verwendet, grobes Sieb und hoher Schichtaufbau.

Wenn der plastische Effekt gewünscht ist gehen halt Details verloren, schon durch das Aufschäumen. Jede Technik hat Vor- und Nachteile.

grüße
 

Ivoire

Pixelschubse

AW: Qualität von Siebdruck auf Baumwoll-Textilien

Noch eine Druck/Farb-Variante, toll... zum Glück hab ich sonst nie mit Textildruck zu tun :lol:

Klingt sehr logisch und erklärt einiges.
Haltbarkeit wie bei allen Direktdruck-Farben = also trotz dicker Schicht kommen Alterungsrisse nicht zwingend schon früher?
Auch wenn es mir optisch und haptisch nicht gefällt, wäre ich froh, wenn immerhin die Haltbarkeit nicht leidet.

Beim zweiten Foto (1. Auflage) wurde ein Unterleger berechnet, der als extra Farbe zählte. Also 4C bei 3 sichtbaren Farben.

Tja, das letzte Druckergebnis entspricht gar nicht meinen Wünschen, ich wurde aber auch einfach nicht gefragt. Der Verantwortliche kommt nicht so gut damit klar, wenn er nicht der Klügste ist...

Die Höhe der roten Fläche gefällt mir ja noch, auch die kräftigere Farbe. Aber die weißen und grauen Flächen sind weder gut ausgerichtet noch angenehm. So eine Leistung würde ich normalerweise reklamieren.
 

pixelmaker

jeden Tag neu hier

AW: Qualität von Siebdruck auf Baumwoll-Textilien

Hallo
also trotz dicker Schicht kommen Alterungsrisse nicht zwingend schon früher?
Das kommt wohl eher auf die Qualität der Siebdruckfarbe an als auf die Technik. Du kannst so eine Farbe für 40 Euro/Liter und für 90 Euro/Liter kaufen.
Und Du bekommst immer das was Du bezahlst.

Also 4C bei 3 sichtbaren Farben.
Durchaus möglich, kommt halt auf die Deckkraft der Farbe an.

Der Verantwortliche kommt nicht so gut damit klar, wenn er nicht der Klügste ist...
Wenn der Verantwortlich der "zuständige Mensch" aus dem ersten Beitrag ist bist Du raus.

Du weißt doch, jeder der heute auf seinem Händi in der Äpp zwei Striche mit dem Finger ziehen kann ist ein Grafiker. Und jeder der sich das "Siebdruck-Starter-Paket" in der Bucht kauft ist ein Drucker.
Abgesehen davon, das heute wohl eher der Preis die Vorgabe ist und nicht die Qualität. So ein Sweater mit Druck kostet so viel wie zwei Cocktails und die halten auch nicht ewig.

grüße
 

Ivoire

Pixelschubse

AW: Qualität von Siebdruck auf Baumwoll-Textilien

Alles klar, da wurde garantiert eher der Eimer für 10 Euro gekauft... :rolleyes:
Es wurde dieses Mal wohl bei einer "örtlichen Druckerei" bestellt.

Auf jeden Fall vielen herzlichen Dank für die ganzen Infos! Irgendwann werde ich das bestimmt auch noch mal brauchen :)


Der Verantwortliche/zuständige Mensch organisiert die Merchandising-Sachen schon seit Jahren. Dann kam ich - wahrscheinlich zu jung, zu weiblich, zu gut... Ego-Problem. Die (quasi ehrenamtliche) Unterstützung habe ich kürzlich beendet, ich wollte nur noch wissen, ob er wirklich mal wieder eine Bestellung versaut hat (meine Arbeit hängt schließlich irgendwie mit drin).
 

pixelmaker

jeden Tag neu hier

AW: Qualität von Siebdruck auf Baumwoll-Textilien

Hallo,

wahrscheinlich zu jung, zu weiblich, zu gut.
Muss nicht unbedingt hilfreich sein. Ich würde (fachlich) eher den Wert auf das letzte legen.

ob er wirklich mal wieder eine Bestellung versaut hat

Auch das muss nicht sein. Er bekommt Muster vorgelegt und sagt, boh das gefällt mir aber…

Bei meinem Verständnis von Qualität ist es Sache der Druckerei eine Beratung in Bezug auf das Motiv zu machen. Nicht jede Technik sieht mit jedem Motiv gut aus. Die Aufschäumfarbe sieht je nach Motiv richtig gut aus. Man kann damit richtige Reliefs mit unterschiedlichen Farbstärken herstellen. Aber es muss zum Motiv passen.

Der Kunde muss das fachliche Wissen nicht mitbringen, er muss zufrieden hinausgehen. Und soll wieder kommen. Ich weiß das das heute eine dinosaurische Ansicht ist, heisst, sie ich ausgestorben, das schnelle Geld geht vor.

Ich würde den Fehler nicht unbedingt beim Besteller suchen.

herzlichen Dank für die ganzen Infos!

Danke, immer gerne

grüße
 
E

Erdi

Guest

AW: Qualität von Siebdruck auf Baumwoll-Textilien

Ich habe mir vor Jahren mal ein T-Shirt bedrucken lassen.
Dieses Shirt wird ca. alle 2 Wochen gewaschen, zeigt weder Farbverluste noch sonst irgendwelche Alterungserscheinungen.
War ein Thermosublimationsdruck. Vielleicht kann ja der eine oder andere mit der Info was anfangen.
Ich bin von der Qualität auf jeden Fall mehr als begeistert
 

Ivoire

Pixelschubse

AW: Qualität von Siebdruck auf Baumwoll-Textilien

Muss nicht unbedingt hilfreich sein. Ich würde (fachlich) eher den Wert auf das letzte legen.

Hilfreich definitiv nicht. Im Umfeld dieser Band ist es als Mann definitiv einfacher.


Auch das muss nicht sein. Er bekommt Muster vorgelegt und sagt, boh das gefällt mir aber…

Bei meinem Verständnis von Qualität ist es Sache der Druckerei eine Beratung in Bezug auf das Motiv zu machen. Nicht jede Technik sieht mit jedem Motiv gut aus. Die Aufschäumfarbe sieht je nach Motiv richtig gut aus. Man kann damit richtige Reliefs mit unterschiedlichen Farbstärken herstellen. Aber es muss zum Motiv passen.

Der Kunde muss das fachliche Wissen nicht mitbringen, er muss zufrieden hinausgehen. Und soll wieder kommen. Ich weiß das das heute eine dinosaurische Ansicht ist, heisst, sie ich ausgestorben, das schnelle Geld geht vor.

Mal davon ausgehend, er hätte wirklich Muster gesehen (was ich bezweifle), lässt sich über Geschmack manchmal doch streiten
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Leider ist der Band oft auch der Preis wichtiger als die Qualität. Klar, die haben noch ganz andere Kosten.

Das Problem ist: wir hatten bereits eine Druckerei für die ersten 3 Auflagen mit super Beratung! Die Frau hat sich wirklich die größte Mühe gegeben (und die Herren sind wirklich enorm anstrengend).
Dann gab es aber ein Mal ein Problem mit eingefärbten Jacken, auf denen dann wohl durch die Chemikalien oder Hitze (?) die Farben nicht so gut zur Geltung kamen.
Der Verantwortliche hat sich dann Wochen später noch über die Qualität beschwert, obwohl man das problemlos hätte reklamieren können, wenn man nur ein einziges Mal mit der Druckerei gesprochen hätte! Ich selbst habe das leider erst zu spät erfahren.
Das ist einfach nur dumm. Und dann wegen eigener Dummheit die Druckerei zu wechseln... zu einer zu wechseln, die scheinbar eher auf das schnelle Geld aus war.

Der Mensch macht die Merch-Sachen nur, weil es sonst keiner macht. Der Grund ist definitiv keine besondere Befähigung. Dass er dann keine Hilfe annehmen kann, ist peinlich und echt traurig.



Thermosublimation war (glaube ich) zu teuer.
Siebdruck ist prinzipiell eine gute Wahl gewesen. Es mangelte nur leider an der Qualität.
 
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