AW: Schriftgrössen mischen
Hi Bucci7,
ich verstehe deine Frage nur halb.
Es gibt natürlich Branchentypische Standards was die Schriftwahl angeht.
Übersetzt fragst du meiner Meinung nach: "Kann man ausrechnen, was gut ankommt? Oder wie geht das?"
Es gibt ja auch den "goldenen Schnitt" oder den "perfekten Satzspiegel" und so fort.
Aber im Endeffekt bringt einem das ja herzlich wenig und in der Realität findet man das kaum.
"Wie muss ich malen, damit ich vom Kunstlehrer eine 1 bekomme?" so oder so ähnlich könnte man die Frage auch übersetzen.
Vergiss doch die Regeln, ein Gestalter hat das im Gefühl. Am Anfang will man alles richtig machen. Aber es gibt doch kein Richtig oder Falsch in der Gestaltung.
Es gibt vielleicht Gut oder Schlecht und das ist ganz vom persönlichen Geschmack abhängig.
Helfen werden dir dabei nur Branchentypische Standards. Und selbst die werden gerne gebrochen um Aufmerksamkeit zu erwecken.
Ich will niemanden belehren, sondern mehr oder weniger die Angst nehmen etwas falsch zu machen. Alles kann "super" sein und trotzdem schlecht und umgekehrt.
Da hat der Kunde ganz oft das letzte Wort, weil er bezahlt.
Und nach längeren Gesprächen hier im Forum hab ich festgestellt, dass viele Designer die Kunden belehren möchten. Wenn du viele Anzeigen gestalten musst, so wie ich in der Ausbildung, dann erkennst du schnell was der Kunde will und gibst es ihm. Die unterschiedlichen Branchen kannst du ja nicht alle so gut kennen wie der Kunde selbst, also ist dieser dein erster Ansprechpartner.
Jetzt hast du nach Schriftgrößen gefragt und ich laber hier von allem anderen. Warum? Ich finde es lustig, dass man versucht gute Gestaltung hinzubekommen indem man nach dem Motto "Malen nach Zahlen" vorgeht.
Da ich gerade Zeit habe schreibe ich etwas mehr zum Thema. Man kann es ja auch überlesen *g* Nimm es bitte nicht persönlich.
Harmonie ist ja auch irgendwie Geschmacksache.
Ich würde mir die Website des Kunden ansehen, oder Materialien die vom Kunden bereits vorliegen. Wie wurde bisher gearbeitet etc.
Darauf aufbauend kannst du dann dein Inserat gestalten.
Je größer und dicker eine Schrift ist umso mehr Gewichtung wird ihr zugeteilt.
Das heißt aber auch, umso kleiner und schwindender der Rest des Textes ist, desto weniger Relevanz hat er.
Harmonie und Symmetrie können auch sehr langweilig sein. Vor allem in einem Inserat.
Hier können Kontraste für Aufmerksamkeit sorgen.
Zum Beispiel:
• Groß – Klein.
• Serifen-Schrift – Serifenlose Schrift. (Klappt aber eher selten.)
Gerade das hängt aber auch vom Produkt ab.
Beispiele:
• Media-Markt hat sehr große Schriften mit 3D-Effekt. Das wirkt "marktschreierisch". Die Zusatz-Infos sind dann eher klein gehalten
(wer sich dafür interessiert, der liest auch den kleinen Text. Lesbar muss es natürlich sein. Unter 8 pt würde ich für Fließtext nicht gehen.
In Ausnahmefällen z.B. Adressen 6 Punkt.)
• Eine IT-Firma hat eher kleinere und dezentere Schriften. Die Überschrift ist dann oft nicht viel Größer. Z.B. Microsoft.
• Eine Bäckerei verwendet oft Schreibschriften und im Allgemeinen eher gleiche Schriftgrößen.
Dann ist es natürlich bei einem Inserat im Allgemeinen die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, so viel Text zu verwenden –
denn lesen wird diesen wahrscheinlich sowieso keiner.
Kurze prägnante Aussagen treffen.
Eventuell Stichpunktartig die Eigenschaften/Vorteile des Produkts beschreiben.
Beispiel Aufbau eines Inserates / Anzeige / Einschaltung:
• Großer Spruch = Slogan, also etwas das Aufmerksamkeit erregt. ZB: Weltneuheit – Unser XYZ-Produkt wird Ihr Leben vereinfachen!
• Dann kleiner ein paar Stichpunkte: Das XYZ-Produkt kann 1. Bla bla bla, 2. bla bla bla
• und abschließend in gleicher Größe: Wenn sie das XYZ-Produkt nicht haben, können Sie nicht glücklich sterben *g*
Statt dem Aufmacherspruch wird aber oft nur ein Bild verwendet. Oder statt den Stichpunkten wird das Bild verwendet, wenn es für sich selbst spricht.
Texte kommen ja in Anzeigen meistens nur dann zum Einsatz, wenn man es nicht durch ein Bild beschreiben kann, bzw. wenn das Bild die Aussage nicht schon enthält.
Am Ende noch die Kontaktmöglichkeit. Diese ist entweder sehr klein und dezent. Oder eventuell wird die WWW-Adresse herausgestellt.
Je nachdem was der Kunde wünscht und vor allem was sinnvoller ist:
Bei einem Handwerksbetrieb ist die Telefonnummer meistens wichtiger.
Bei einem großen Konzern ist es oft die WWW-Adresse.
Und wenn du einen sehr bekannten Betrieb/Unternehmen hast, dann brauchst du oft sowieso nur die WWW-Adresse.
(Bei ganzseitigen Anzeigen findest du rechts unten auf der Seite oft noch die WWW-Adresse oder das Logo.
Beim Umblättern schaut man da automatisch hin.)
Überlege dir einfach, ob du etwas damit anfangen könntest.
Stelle dir folgende Fragen:
Du blätterst in Gedanken eine Zeitschrift auf und dann siehst du die Anzeige. Interessiert sie dich? Warum?
Würdest du dir das Produkt kaufen?
Das einfachste auf der Welt ist natürlich mit offenen Augen durch die Stadt zu laufen. Man wird doch überall mit Werbung zugepflastert.
Schau doch einfach wie es die anderen machen. Da kann man sehr schnell lernen. Wenn dich eine Anzeige anspricht, dann überlege nicht ob du dir das Produkt kaufen sollst, sondern überlege einfach, warum dich die Anzeige anspricht. Was hat der Gestalter gemacht, damit du dich dafür interessierst? Hast du zuerst das Bild gesehen oder zuerst den Text gelesen?
Fazit: Eine Regel gibt es da nicht. Es muss zum jeweiligen Anlass passen und natürlich zum Produkt, sowie zum vorliegenden Corporate Design (sofern vorhanden).
Es kann manchmal ganz nützlich sein was zu machen, das einfach "schräg" ist und auffällt und eben nicht harmonisch ist.
Grüße