AW: Über oder unter...
Grundsätzlich
1. Über- oder unterbelichten ist keine Frage von generellem Vorgehen, sondern abhängig von der jeweiligen Situation. Das macht genau die Erfahrung des Fotografen aus, in jeder Situation das Licht so einfangen zu können wie es der Situation verlangt.
2. Korrektes Belichten (falls im RAW-Format bzw. zusätzlich im RAW-Format gearbeitet wird) ist grundsätzlich die beste Lösung.
3. Wichtig bei der Belichtung ist die gewählte Messmethode. Bei Spotmessung kann eine leichter Überbelichtung oft sinnvoll sein, bei Mehrfeldmessung eher leichte Unterbelichtung - ist aber auch wieder situationsabhängig.
bei Konzerten
Bei Konzerten ist es in der Regel recht dunkel. Die Kontraste sind zwar hoch, sofern die Lichter gerade direkt in die Kamera leuchten, aber das Hauptproblem ist die dunkle Seite. Hier ist es erforderlich lichtstarke Objektive zu verwenden und hohe ISO-Zahlen, um einigermaßen Verschlusszeiten zu bekommen, die der Bewegung auf der Bühne noch gerecht werden. Verwackelte Bilder oder Bewegungsunschärfen wirken nicht gut.
Überbelichten wird kaum möglich sein, wenn man nicht gerade extrem lichtstarke Objektive hat oder ISO 3200 und mehr für die Kamera kein Problem sind. Demnach sollte das Motiv korrekt belichtet sein, möglichst hell. Auf gar keinen Fall unterbelichten, weil das Rauschen in den dunklen Bildteilen deutlich zu sehen ist, bei hohen ISO-Zahlen ohnehin verstärkt. Eine korrekte Belichtung auf den Teil, den man im Bild haben möchte, ist da die beste Lösung. Überbelichten, falls möglich, ist nicht zu empfehlen, da die Lichtverhältnisse oft mitten im Schuss wechseln und das Bild dann schnell viel zu hell sein kann (und damit unbrauchbar). Die 2 Blenden im RAW-Konverter hat man ja immer noch und notfalls kann ein zu dunkel belichtetes Bild hochgezogen werden (rauscht dann halt mehr), ein zu helles Bild hat aber die Zeichnung in der Regel verloren.
Letztlich ist bei der Konzertfotografie die Belichtungszeit der ausschlaggebende Faktor. Bei allen Einstellungen muss man eine vernünftige Belichtungszeit hinbekommen, die man aus der Hand sicher halten kann und da bleibt selten die Möglichkeit über zu belichten.
Ich stelle die Kamera in der Regel auf Manuell, nachdem ich die Einstellungen mit ein paar Testbildern überprüft habe. Zwischen den Bildern ändere ich dann maximal die ISO, um etwas hellere Bilder zu bekommen, wenn die Scheinwerfer gerade aus sind oder verlängere die Verschlusszeit um ein Blende, um bewusst Bewegungsunschärfen zu erzeugen. Diese beiden Einstellungen kann man sich bei vielen Kameras auf die Drehräder legen, so dass man ohne Probleme mit der Kamera am Auge zwischen zwei Bildern die Einstellungen ändern kann.
Ich persönlich bevorzuge bei Konzerten zwei Standorte und zwei Kameras. Die Führungskamera mit einem lichtstarken 70-200 aus etwas Entfernung (meist bei den Ton- und Lichttechnikern stehend) und dann ein Weitwinkel bis Porträt (18-80) von seitlich vor der Bühne, notfalls auch direkt von unten aus dem "Graben".