Am 27. Januar 2016 ist der Unternehmer und Erfinder Artur Fischer im Alter von 96 Jahren verstorben und wurde letzten Freitag in Tumlingen beerdigt. Er gründete im Jahr 1948 die Artur Fischer GmbH & Co. KG, aus der später die heutige Unternehmensgruppe fischer hervorging. Seine Erfolge, unter anderem: Eine solide aufgestellte Firma mit weltweit über 4.000 Mitarbeitern sowie über 1.100 Patente und Gebrauchsmuster. Einen nicht unerheblichen Kick-Start bescherte ihm seine Patentschrift mit der Nummer DE 819620 ...
⌙ Senator E.h. Prof. Dr. phil. h.c. Dr.-Ing. E.h. Artur Fischer, Bildquelle: fischer, Pressebereich
Fischer wurde am 31. Dezember des Jahres 1919 geboren. Nach Realschule, einer Schlosserlehre und den Wirren des Krieges eröffnete er eine Werkstatt, die er zunächst allein betrieb. Als sich eine Fotografin aufgrund vermuteter Brandgefahr weigerte, seine 1948 geborene Tochter in einer kleinen Mansardenwohnung zu fotografieren, entwickelte er kurzerhand einen Synchronblitz:
Die Herausforderung (zitiert aus dem Patent DE 819620, zu finden auf DEPATISnet): „Bisher wurde, während der Photograph das Photogerät bediente, das Magnesiumblitzlicht durch Abgabe eines Reibfunkens mittels einer durch eine zweite Person zu bedienenden Blitzlichtpistole von Hand ausgelöst. […] die zweite Person mußte, nachdem der Photograph den Apparat eingestellt hatte, auf besonderes Kommando das Blitzlicht zur Wirkung bringen. Hierbei waren Unstimmigkeiten im Zeitpunkt der beiden Vorgänge nicht zu vermeiden. Ein weiterer Mangel besteht darin, daß bei dem Abbrennvorgang des Magnesiums der Bedienende Verbrennungsschäden erleiden konnte.“
Die Lösung: Ein Teller, in dem das Magnesium aufgestreut wird und in dem eine Schmelzdrahtzündlamelle angebracht ist, die über einen Schalter zusammen mit dem Objektivverschluss ausgelöst wird. „Das Magnesium wird nunmehr auf elektrischem Wege in Abhängigkeit von der Öffnungsbewegung des Objektivverschlusses zum Entzünden gebracht, so daß ein Zeitverzug zwischen den beiden Vorgängen ausgeschlossen ist.“ (DE 819620)
Dieser Synchronblitz wurde 1950 auf der ersten Photokina in Köln vorgestellt. Eine nicht gänzlich unbekannte Firma namens Agfa ist begeistert und bietet nach kurzer Verhandlung 12 D-Mark pro Einheit. Als er erfährt, dass das Unternehmen gerne 50.000 Stück pro Jahr hätte, antwortet Fischer, noch ohne größere Produktion im Rücken: „Das geht in Ordnung.“ Es folgen Expansion und zwölf Millionen Blitzlichtgeräte innerhalb von 20 Jahren (nachzulesen in: Bernd Ziesmer: Pioniere der deutschen Wirtschaft. ISBN-13: 978-3-593-38121-3).
Unter den Erfindungen Fischers finden sich auch ein „Handgriff zur Aufnahme von Kameras und Photo-Kino-Leuchten“ (1955) oder ein „Blitzlichtgerät für mehrere Verbrennungsblitzlampen“ (1966). So richtig „Geld drucken“ konnten er und seine Firma aber vor allem mit dem genialen Spreizdübel aus Polyamid, der sich seit 1958 in die Wände der Nation und Welt einfügt. Durchschlagend war auch der Erfolg der Fischertechnik-Baukastensysteme, die sich seit Mitte der 60er-Jahre ihren Weg in die heimischen Kinder-, Jugend- und vermutlich auch Erwachsenenzimmer suchen.
Artur Fischer erhielt im Laufe seines erfindungsreichen Lebens zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den European Inventor Award in der Kategorie „Lebenswerk“. Zweifellos also ein überaus erfolgreicher Mann, der Spuren hinterlassen hat.
Seine Stationen im Überblick: fischer.de
Euer Jens
