Personen in Bildern tauschen/einfügen

microplace · Donnerstag um 06:49

Hallo zusammen,

mein Vorgesetzter hat mich vergangene Woche - pünktlich zu Weihnachten möchte ich fast sagen - noch mit einem großen Auftrag für uns "geschlagen". Und zwar sollen wir für ein Künstlerprojekt (den Hintergrund kenne ich selbst nicht im Detail) jetzt existente Personen in bereits vorhandene Bilder einfügen bzw. dort vorhandene ersetzen. Jetzt stehe ich vor ein paar Problemen und hoffe mir kann hier jemand helfen.

- Eine Person ins Bild einfügen bzw. eine vorhandene ersetzen. Insbesondere bei letzterem soll die Pose gleich der zu ersetzenden Person sein. D.h. ich muss die neue Person exakt so fotografieren wie die jetzige Person im Bild ist nehme ich an. Alleine das kann schon eine Herausforderung werden, je nachdem welches Model man hat. Gibt es zufällig Software welche einem live anzeigt wie Nahe man bereits am Ziel ist oder geht das nur das menschliche Auge?
- Thema Ausleuchtung. Ich bekomme das zwar im Studio annähernd hin aber vieles wird nachbearbeitet werden müssen. Gibt es Tricks?
- Auflösung... das ist für mich das schwierigste. Einige Bilder sind SW, einige mit gefühlten Uralthandys aufgenommen und einige mit modernen Kameras. Wie kriege ich da einen sauberen Match hin? Insbesondere bei Uralthandys (Farben, Grain, Komprimierungsartefakte, etc.)?

Oder stelle ich mir das ganze gerade viel zu schwer vor und Adobe hat mit Firefly eine All-in-One Lösung geschaffen und das ist in sekundenschnelle erledigt. FaceSwap soll damit ja schon schnell gehen (habe es nie probiert hab nur bei meiner Suche hierzu einige Themen gefunden). Vielleicht gibt es ja die PersonSwap Option und ich habe hierzu einfach nichts gefunden.

Besten Dank für jeden Tipp!

Divina · Donnerstag um 14:29

Da die Proportionen bei den Personen unterschiedlich sind, ist es zwar hilfreich, denjenigen in der gleichen Pose zu fotografieren, trotzdem werden beide kaum deckungsgleich sein. In so einem Fall benutze ich den Stempel, um an noch sichtbaren Stellen der vorherigen Person den Hintergrund darüber zu kopieren.
Sicherlich kann man die darunter liegende Person auch mittels KI entfernen lassen, das weiß ich nicht, weil ich eine alte PSE-Version benutze, aber mit dem normalen Photoshop ist mittlerweile vieles machbar.
Software in dem Sinne ist mir nicht bekannt, aber viele modernen Kameras bieten eine Mehrfachbelichtung an, bei der mithilfe des Monitors das vorige Bild zu sehen ist. Wenn du also den Ausschnitt mit der entsprechenden Person auf der Speicherkarte speicherst und diese in die Kamera legst, um es als Vorlage (Bildauswahl als Livebild) zu nutzen, hättest du einen sehr guten Anhaltspunkt für die Position. Sobald die eingenommen wurde, auf Einzelbelichtung gehen und ablichten oder aber, wenn bei Mehrfachbelichtung der Punkt »Anzahl Belichtung 2« ausgewählt wurde, zwei Bilder hintereinander machen. Das erste Bild würde die Kamera mit dem vorhandenen verrechnen, das zweite wäre dann ein neues Bild.
Wenn die Ausleuchtung annähernd hinkommt, wird die Nachbearbeitung nicht viel Zeit einnehmen, je nachdem, wie viele Personen überhaupt auf dem Bild sind. Bei einem Gruppenbild mit vielen Personen ist das relativ schnell gemacht. Wichtig ist im Grunde, dass neben der Ausrichtung der Lampen im Bild nachher die Lichtfarbe entsprechend angepasst wird.
Bei unterschiedlichen Ausgangsbildern sollte die KI es eigentlich gut hinbekommen, die Farben passend zu machen.
Aber auch händisch ist das nicht völlig unmöglich. Die Auflösung kann eigentlich ganz normal gehandhabt werden und das Rauschen oder Kratzer fügt man später hinzu. Das alles ebenso wie die farbliche Anpassung kann man unproblematisch auf das eingefügte Bild begrenzen, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. So habe ich das jedenfalls bisher gemacht.

colias · Donnerstag um 15:00

Divina hat eh schon gute Tipps gegeben, noch paar aus meiner Erfahrung:
Mach nicht ein Foto, sondern mehrere bis viele. Es ist nicht soo schwer, verschiedene Körperteile zu kombinieren, wenn bspw. auf einem Bild der Arm besser passt, als in einem anderen.
Die Pose muss nicht superperfekt passen, denn den Rest zur Passung kriegt man v.a. mit Verflüssigen und Formgitter gut hin. Von der vorherige Person nur das wegstempeln, was über die neue hinaus sichtbar ist, Schatten u.ä. möglichst erhalten.
Zur Ausleuchtung die Vorlage wirklich gründlich studieren, möglichst wenig raten und möglichst umfassend nachstellen, denn nachbearbeiten braucht (viel Übung) und viel Zeit, ist aber möglich, schließlich hat man ja eine Vorlage

Steht die Person im Freien, dann z.B. auch für möglichst diffuses, kühleres Licht von oben sorgen. Auch keine zusätzlichen Lichter setzen, nur weil „man das so macht“.
Für nahtlose Ergebnisse gleicht man gewöhnlich alles an die schwächste Auflösung an und optimiert hinterher das Gesamtergebnis z.B. durch Skalierungssoftware. Für Korn/Rauschen ist es ohnehin ratsam, sich ein paar Ps-Muster anzulegen, die man dann einfach per Einstellungsebene lädt, die man in den Modus Weiches Licht setzt. Für die Muster ein Foto mit schönem Rauschen auf eine möglichst homogene Fläche beschneiden, Hochpass rel kleinem Radius (1-4px) anwenden und als Muster speichern.

Nedsch · Freitag um 07:50

microplace schrieb:
Wie kriege ich da einen sauberen Match hin?

Womöglich gar nicht. Und mit Firefly sicher auch nicht. Solche Jobs kenne ich. Man steckt sehr viel Arbeit rein. Und das Ergebnis bleibt bescheiden. Meist hapert es dann am Konzept. Vielleicht ist die Idee, alle Menschen in ein Foto zu bringen, gar nicht so gut. Wie wäre es, das ganze als freien Collagen-Mix zu machen? Also nicht fotorealistisch, sondern mit sichtbar grob ausgeschnittenen Personen. Oder manche Personen in Farbe, manche in s/w.
Gut, sollte zum Thema passen. Aber wenn es eh ein Künstlerprojekt ist.

Zur Inspiration:

https://media1.jpc.de/image/w1155/front/0/0602567098348.jpg

colias · Freitag um 12:36

Beim „sauberen Match“ ging es - wenn ich es richtig verstanden habe - nur um die Angleichung der Bildqualitäten. Das ist tatsächlich einer der einfachsten Punkte. Die besseren (in der Regel neu geschossenen) Bildteile müssen diesbezüglich nur abgewertet werden. Sprich, fehlende Auflösung des Originals durch Unschärfe imitieren, Korn kann man sich oft aus dem Original holen oder durch diverse Rauschfilter nachbauen, CAs hinzufügen, SW-Konvertierung usw.
Am Schluss kann man das Gesamtbild als Ganzes aufwerten, so gut es geht und da helfen KI-Tools schon ganz gut. An einem konkreten Beispiel können wir das gern gemeinsam durchgehen.

Divina · Freitag um 14:36

Nedsch schrieb:
Man steckt sehr viel Arbeit rein. Und das Ergebnis bleibt bescheiden.

Ich habe so etwas bereits vor der Möglichkeit mit Bildbearbeitungssoftware gemacht (auch im Beruf), was damals noch deutlich schwieriger, aber nicht unmöglich war. Wenn die Lichtstimmung beim nachträglichen Belichten der Personen einigermaßen nachgestellt werden kann, kommt es einzig auf das Geschick desjenigen an, der das bearbeitet, ob es im Nachhinein auffällt oder nicht. Gerade mit Bildbearbeitungssoftware ist das extrem viel einfacher geworden. Bisher hat sich bei mir die Arbeit jedenfalls immer gelohnt, und so dermaßen aufwendig fand ich das nicht, dass ich daraus lieber ein Kunstprojekt mit deutlich weniger Aufwand hätte machen wollen