Rezension unseres Mitglieds h_seldon
Adobe Flash CS3. Das Praxisbuch zum Lernen und NachschlagenBibliografische Angaben:
Galileo Design 2008 (704 pp., mit CD, € 39.90) Niveau:
Einsteiger Thema:
Einführung in Flash Autor:
Weschkalnies ist seit Jahren als Entwickler und Autor (u.a. in VisualX/VisualXMag, der einzigen Zeitschrift, die sich ausführlich mit Macromedia-/Adobe-Produkten beschäftigt hat – leider existiert diese Zeitschrift nur noch in einer thematisch insgesamt anders aufgestellten Online-Ausgabe) tätig
Inhalt:
Wie in einem Einführungsbuch üblich und notwendig macht der Autor einen Rundumschlag, der von den Grundlagen (Geschichte des Programms, Arbeitsphilosophie) über die designbezogene Entwicklung (Werkzeuge, Animation, Text) und programmierbezogene Entwicklung (Actionscript) bis hin zu dynamischen Inhalten (externe Medien, Datenbanken) und speziellen Einsatzfeldern (Spiele, Flex, FlashLite, 3D) alles abdeckt, was für den ehrgeizigen Einsteiger interessant und wissenswert ist.
Gut gelungen ist die Verknüpfung von handbuchartiger Erläuterung einer bestimmten Funktionalität und dessen praktischem Einsatz anhand eines kleineren, konkreten Beispiels. Gerade für Anfänger ist es nämlich enorm wichtig, dass man eben nicht nur die möglichen Handgriffe erläutert bekommt, sondern auch erkennt, welchen Nutzen sich im Einzelfall daraus ergibt. Andernfalls steht man nur vor einem Wald, den man vor lauter Bäumen nicht erkennt.
Die Auswahl der in den Teilen I bis IV behandelten Themen erweist sich insgesamt als angemessen und recht ausgewogen. Es werden alle relevanten Punkte nachvollziehbar und in einer ausreichenden Tiefe behandelt. Begrüßenswert ist, dass bestimmte Themen, die in solchen Einsteigerbüchern eher aus designerischer Perspektive betrachtet werden, hier durchaus auch unter dem Blickwinkel der Programmierung Beachtung finden: Gerade Animationen lassen sich nämlich erheblich flexibler und komplexer gestalten, wenn man auf AS zurückgreift. Schön auch, dass Spieleprogrammierung (casual games) in Teil V an einzelnen, einfachen Beispielen vorgestellt wird, ist doch gerade dieser Bereich mittlerweile regelrecht zu einer Domäne von Flash geworden.
Ein Einsteigerbuch zu Flash tut sich notgedrungen immer schwer mit der integrierten Scriptsprache. Wieviel Wissen muss dort vermittelt werden? Welches Niveau kann man dem Leser zumuten? Der Autor hat es hier geschafft, in völlig angemessener Breite die wesentlichen Elemente der Sprache so vorzustellen, dass sich jeder die benötigten Grundlagen aneignen kann. Und vor allem: Trotz der notwendigen Kürze wird in einer Form vermittelt, die problemlos ein Lernen im stillen heimischen Kämmerlein ermöglicht, ohne dass der unbedarfte Frischling ständig irgendwelche Fragen hat, die ihm das Buch nicht beantworten könnte.
Ob dagegen in einem Einführungsbuch, das sich mit Flash allgemein befasst, OOP eine Rolle spielen sollte, ist sicher eine Streitfrage. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung als Dozent würde ich eher davon abraten:
- wer als Designer zu Flash findet, wird OOP nicht sinnvoll einsetzen können. Für ihn bietet klassische prozedurale Programmierung schon genug, um angemessenProjekte umsetzen zu können;
- wer sich dagegen auf die Programmierung stürzen möchte, wird eher zu einem Buch greifen, das sich schwerpunktmäßig – oder besser noch: ausschließlich – mit Actionscript befasst. Und auch dann macht OOP nur Sinn, wenn man an größeren Projekten arbeitet.
Insofern wird das Kapitel „Einführung in die objektorientierte Programmierung“ für die meisten Leser vielleicht nur wenig Gewinn bringen. Man könnte es zwar als Vorbereitung auf das sich anschließende Kapitel „Actionscript 3“ verstehen, aber ein Neuling wird zwischen diesen beiden Kapiteln wohl eher keine direkte Verbindung erkennen können, da das Verständnis für diese Art von Programmierung schlicht noch fehlt.
Als im Vergleich zu anderen Büchern recht angenehm empfindet man die Kürze, in der AS 3.0 behandelt wird, handelt es sich doch bei dieser Version um eine Sprache, die einer Hochsprache kaum mehr nachsteht – und die daher für einen Einsteiger jenseits dessen liegt, was zumutbar ist. Daher erhält man eine sinnvolle Einführung in die betreffende Version, ohne dass sich der Autor mit unnützen Details aufhalten würde. Man könnte das Kapitel noch dahin gehend optimieren, dass Sinn und Zwecke einer Verwendung von AS 3.0 problematisiert würde, so dass nicht der Eindruck entsteht, man werde mit einer billigeren Sprachversion 2.0 abgespeist, während doch 3.0 soviel mehr biete.
Demgegenüber fällt das Kapitel „Komponenten“ etwas ab, da nur ein recht grober Überblick geboten wird, ohne ausführlicher einzelne Komponenten vorzustellen – was aber vielleicht gerade für Einsteiger interessant wäre, da Komponenten eine erhebliche Zeitersparnis darstellen können. Sie bieten eine Funktionalität, die man sich ansonsten erst mühsam selbst programmieren müsste. Angesichts dessen macht die umfangreiche Dokumentation der Komponenten im Anhang nicht soviel Sinn, da der Anfänger nicht wirklich über ihren konkreten Einsatz aufgeklärt wird. Bei manchen Komponenten ist das unproblematisch, da man kaum etwas falsch machen kann, andere erweisen sich dagegen als sperriger, so dass eine genauere Behandlung wünschenswert wäre.
Das Buch ist sehr ansprechend gestaltet, was nach dem Motto "Das Auge isst mit" ja keineswegs nur einen nebensächlichen Aspekt darstellt. Lediglich an der einen oder anderen Stelle fallen Kleinigkeiten auf, die sich noch optimieren ließen. So erscheint die Formatierung der Skripte als recht uneinheitlich, was gerade für neulinge die Lesbarkeit erschwert. Fazit: Noch ein Flash-Buch – gibt es nicht schon genügend auf dem Markt? Gemessen an der Anzahl ja, an der Qualität dagegen nein, und da bietet Weschkalnies eher einen Lichtblick. Denn er legt eine didaktisch sinnvoll aufgebaute, solide Einführung in Flash vor, die sowohl die designerischen wie programmiertechnischen Möglichkeiten des Programms vermittelt. Mit Hilfe zahlreicher kleinerer, leicht nachvollziehbarer Beispiele bzw. Workshops findet der Einsteiger sehr leicht Zugang zu Flash. Vor allem dieser Praxisbezug hebt das empfehlenswerte Buch angenehm aus der Masse der Einsteigerbücher hervor.
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