@SigridBW
Ich gebe Dir da absolut recht, es sind die Ergebnisse, die i.d.R. zählen, nach dem wie fragt nur selten jemand.
Dennoch sehe ich keinen Konflikt darin, sowohl dem Weg eine angemessene Beachtung zu schenken als auch das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Und so ganz egal ist es eben nicht, mit welcher Kamera und mit welchem Technikeinsatz man zu Werke geht, entsprechendes knowhow im Umgang damit vorausgesetzt. Für gewisse Dinge braucht es einfach das passende Werkzeug, auch wenn immer gerne behauptet wird, dass ein Spitzenfotograf auch mit einer Taschenknipse Wunder vollbringen könne. An der Stelle, wo die Technik oder das eigene Können das Limit darstellen, ist eben Feierabend. Dass man mit einer Taschenknipse "tolle Spitzenbilder" machen kann, das bezweifle ich keinesfalls, meint aber auch etwas ganz anderes ...
Spontanität hat in meinen Augen die gleiche Berechtigung, wie ein sorgfältig und minutiös geplantes Projekt. Worum es mir geht, ist die grundsätzliche Sensibilisierung für die Fotografie. "Sehen" lernen ist ein Prozeß, der ganz sicher nicht im Schnelldurchgang erlernt werden kann, die Umsetzung dessen, was man dann mit der Zeit "sieht", ist ebenfalls ein Lernprozeß. Und da das Lernen bekanntlich nie aufhört, gilt das in gleichem Maße auch für die Fotografie. Das Thema "Entschleunigung" ist in diesem Kontext sicher erwähnenswert, denn in Analogie zu einer rasanten Autofahrt, wo man vor lauter Geschwindigkeit nur noch den Tunnelblick nach vorne hat und vom links und rechts des Weges nix mehr mitbekommt, läßt sich das auch auf die Fotografie anwenden.
Das, was einen dann irgendwann dazu befähigt, auch bei anspruchsvollen Projekten sehr schnell und spontan zu Werke zu gehen, ist meistens "nur" das Produkt all der vorherigen Bemühungen und des bisherigen Lernprozesses. Ich kann es an mir selber sehen, früher sehr viel trial&error mit entsprechend viel Ausschuß produziert (muß man auch erstmal lernen, was alles unter "Ausschuß" fällt, eine ernüchternde Erkenntnis), heute sind es dagegen vergleichsweise wenige aber ausgesuchte Bilder, die ich mache, und wer mich dabei beobachtet, der würde sehr wahrscheinlich den Eindruck gewinnen, ich sei da sehr fix und spontan. Tatsächlich ist das auch so, aber das ist mir nur möglich, weil ich inzwischen einiges an Erfahrung sammeln konnte, sehr viel gelernt habe und dadurch schneller geworden bin und weil ich weiß, wann es sich überhaupt lohnt, den Auslöser zu drücken und vor allem: wann nicht!
So gesehen ist also der Weg das Ziel, letzteres erreicht man ganz automatisch, wenn man es versteht, Wege zu gehen. Dann braucht man dem Ziel deutlich weniger Aufmerksamkeit schenken und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren: den Weg. Ein Bergsteiger will ja auch nach oben und den Gipfel erreichen, aber er ist gut beraten, nicht nach oben sondern nach vorn zu schauen, wenn er sein Ziel erreichen möchte.
Irgendwann kann man dann "virtuos"
und auch schnell Ziele umsetzen/erreichen, was immer einem in den Sinn kommt oder abverlangt wird. Für mich ist das Video also eines von vielen möglichen Beispielen dafür, wie man dahin kommen kann. Wer aber meint, da gäbe es Abkürzungen, tja ..., die gibt es im Leben nicht und in der Fotografie? Da sicher auch nicht ...
Mir geht es also nicht um den Fotografen in dem Video, nicht um seine Werke, nicht um die Frage: "warum muß man dieses Haus mit diesem Aufwand fotografieren und dann so groß ausbelichten" etc., das ist eigentlich gar nicht von Bedeutung. Und ich sage auch nicht, daß alles mit diesem geplanten Aufwand erfolgen muß. Ich sage nur, daß Aufwand ein sehr relativer Begriff ist und daß sich das eben relativiert, weil man mit der Zeit lernt, den Aufwand derart schnell zu bewältigen, daß man selbst gar nicht mehr das Gefühl hat, Aufwand zu betreiben, auch wenn das immer noch so ist.
Das gleiche könnte man z.B. zum Thema Musik und Sport sagen: Übung und Fleiß machen den Meister, ganz besonders dann, wenn es irgendwann um Spontanität und Kreativität geht. Das Ziel ist klar, der Weg die Lösung ...
LG
Frank
Hiermit beende ich meine weitere Teilnahme an solchen Themen. Bringt niemand nix.
Warum das? Ich sehe die Aufgabe eines Threads nicht darin, Überzeugungsarbeit zu leisten, sondern darin,
mit Argumenten die eigene Sicht der Dinge zum Besten zu geben. Gerade die unterschiedlichen Sichtweisen (die meist gar nicht so unterschiedlich sind, wie sie vielleicht scheinen) machen es doch jedem Teilnehmer möglich, eine Sache von vielen Standpunkten aus zu betrachten. Wirklich nichts bringt es nur, wenn man diese Möglichkeit nicht nutzt ...