An Menschen wie Dir liegt es, dass sich die Welt immer schneller dreht - bis sie die Zentrifugalkräfte auseinanderreißt.Wie kommst Du auf sowas? Ich betreibe ein Geschäft und bediene mich dabei zeitgemäßer Werkzeuge. Wenn man die Bereitschaft nicht hat, sollte man in der Tat kein Geschäft betreiben.Würdest Du zu Deiner Hochzeit einen Fotografen engagieren, der Dir vorab stolz seine 2 alten Samsung-Telefone als Arbeitsgerät zeigt und damit protzt, dass die 6 Jahre alten Dinger noch laufen? Und ich genieße gute technische Unterstützungen wie z.B. aktuelle intelligente Autofokus-Systeme, drahtlose Bildübertragungen auf Tablets mit denen ich die Schärfe ziemlich beurteilen kann u.ä. Das habe ich mir als Teil meines Berufs ausgesucht, weil mich das interessiert und ich am Rande des technisch Möglichen gerne neues ausprobiere und entdecke. Das muss ja nicht jeder teilen.Ich kenne auch in vielen Bereichen Leute, die scheinbar ihren Beruf hassen. Ich habe da einen Designer, der auf einem gut 10 Jaher alten Mac ohne Updates ("alles nur Scheiße") arbeitet, bis heute nicht im Internet angekommen ist und bei jedem Treffen mehr über die blöden Kunden schimpft, die keine guten alten Druckflyer mehr wollen sondern nach so Quatsch wie responsive Webseiten fragen (das er mangels Weiterbildung/Aneignung seit 10 Jahren nicht kann). Auch bei einem großem Gerätehersteller habe ich regelmäßig Tiraden über das Schlechterweden von Allem gehört, wenn junge Leute gefragt haben, warum diese Geräte nicht per App bedienbar sind. Da frage ich mich persönlich schon, warum man als Technikfeind widerwillig in der Entwicklungsabteilung von Technikkonzernen arbeitet.Habe ich meinerseits dann ja auch beendet um diese Sache hier mit Begeisterung selbstbestimmt machen zu können anstatt von Vorgesetzten ferngesteuert zu werden und die Tage bis zur Rente runterzuzählen (was dort jeder gemacht hat). Auch das soll jeder für sich entscheiden. Ich wollte für mich an neuer Technik teilhaben und mich von Orten und Chefs unabhängig machen, habe mich dazu in die Lage versetzt bzw. bin dabei das zu verstetigen. Hamsterrad ist lustig - andere (.... solche die die Tage bis zur Rente absitzen ...) werfen mir vor, ich wäre ja ausgestiegen. Ich persönlich nehme für mich in Anspruch das das meine Entscheidungen für mich sind und sie eigentlich niemanden etwas angehen. Ich habe als Fotograf auch nie verstanden, dass Hersteller professioneller Spiegelreflexkameras plötzlich einen auf Video machten und nicht spezialisierte Videokamaras entwickelten.Fotograf, hm. Machst Du Video? Wenn nicht, mag dieser Punkt für Dich stimmen. Da muss ich auch niemanden von etwas überzeugen, dass ihn nicht interessiert. Ich kann ledigleich Einiges aus meiner Videosicht erklären. Warum man dann diesen Spott braucht, verstehe ich nicht. Ich könnte mich auch den ganzen Tag über Mechaniker und Gärtner Kraft meiner sprachlichen Fähigkeiten lustig machen (immer schutzige Hände) oder Ärzte (hat man ja nur Kranke um sich) - aber wozu ist das gut (von Gefrotzel unter Freunden natürlich abgesehen)?Für mich - als Videomacher - war das DIE Erfindung meines Jobs, der Grund meine Anstellung in mittleren Führungskreis bei einem DAX zu kündigen, der Weg in ein selbstbestimmtes Leben! Der filmende Fotoapparat mit dem großen Sensor - also Canons 5D MkII war eine Revolution. Bis 2009 gab es entweder Filmkameras für 50.000 Euro aufwärts oder diese 1/2.3"-Zoll-"Camcorder". Es gab KEINE Möglichkeit kompositorisch Film zu machen für normale Einkommensbezieher, mit Wechseloptiken zu arbeiten, mit Unschärfe zu spielen etc. - eben all die Faxen, die (APS-C-) Fotografen schon für 500 Euro sogar mit Kit-Objektiv machen können. Wer hätte denn quasi eine Eigentumswohnung aufgegeben um mal ein paar schöne Filmszenen zu drehen? Und was macht man dann damit? Die großen Stockbörsen haben auch noch kein Video angenommen. Wozu auch - wer hätte denn welche einreichen sollen (jenseits von Handy-Geschüttel)? Und das hat Canon plötzlich für ein 15tel ermöglicht und damit eine ganze Filmer-Szene erschaffen. Welche große Stockagentur nimmt heute kein Video? Plötzlich gab es lauter coole Musikvideos, die mit einer 5D Mk II oder der 7D selbstgemacht wurden ohne, dass das diese verwackelte Kindergeburtstagsoptik hatte. Das trift mein Verständis von Kunst. Die Legoversion vom Kettensägenmassaker auf Youtube - ein Hammer, das erste "selbstmachte" aber richtig aussehende Musikvideo ("Open Road" von Matthew Mayfield) und die coolen Szenen auf Vimeo - überhaupt hat das Videonetzwerk Vimeo damit ja erst Sinn gemacht. Jetzt gab es endlich was zu zeigen.Das ist eben überall so: die einen erfinden Kubismus, die anderen finden, dass man die Gesichter ja gar nicht erkennt. Die einen erfinden HipHop und die die zum Klavierunterricht gehen sagen, diese Leute können ja nicht mal ein Instrument spielen.Mein Naturell ist es bei Neuerungen grundsätzlich nicht festzustellen, welche falschen Menschen nun in meinem Revier wildern (das erkenne ich - für mich - in diesen Argumenten oft) sondern herauszufinden, was man mit diesen Möglichkeiten machen kann. Ich jedenfalls bekomme jedes Mal einen Lachkrampf, wenn ich so einem Filmer begegne - mit einem Stangengewirr mit Hebeln und Schiebern auf den Schultern, in dessen Mitte eine Spiegelreflexkamera sitzt.Bleibt bei mir wieder die Frage: wieso? Wenn Du da statt einer Spiegelreflexkamera professionellere Filmkameras wie eine Sony FS7, eine Canon C500 oder die teilweise 6-stellig teuren ARRIs oder REDs drauf hast, sieht das Rig ganz genauso aus. Das Rig kompensiert keine Schwäche eigentlich falscher Geräte sondern ist für das Filmen mit den dabei üblichen Bewegungen (man filmt ja nicht nur statische Bauklötze sondern verfolgt Handlungen etc.) schlichtweg eine Grundausstattung. Das muss Dich - scheinbar als Nicht-FIlmer - nicht interessieren, ist aber schlichtweg normal wenn einer filmt, egal womit. Ist ein Bisschen so als wenn ein Radfahrer lacht, weil ein Autofahrer an seinem Fahrzeug irgendwas mit Schlüsseln macht. Ein Auto muss eben gestartet werden - ist aber für einen 100%-Radfahrer tatsächlich nicht so wichtig. Und wenn ein Radfahrer ein Auto grundsätzlich als missratenes Fahrrad betrachtet, was soll man machen? Vielleicht stimmt's ja für ihn.Diese Punkte sind wohl ein Grund dafür, warum Video bei mir gut läuft. Viele Foto-Leute glauben, dass Video auch nur eine Folge von Fotos sei und treffen dann auf einige Hürden. Tatsächlich kann bei genug Licht jeder Handy-Besitzer ein ausreichend gutes Foto vom Brandenburger Tor etc. machen. Die Stock-Agenturen laufen ja nahezu über vor Fotomaterial. Die technische Hürde bei Video ist höher. Das fängt schon bei den doppelten Formaten an (Container-Format und Kompressionsverfahren), die nicht ganz selbsterklärend, geht weiter bei den Schnitten und den viel größeren Einschränkungen beim Korrigieren. Ja, die komischen Stangen am Gerät, ein Follow Focus, Atemtechnik - da kommt Einiges zusammen. Du kannst z.B. in einer bewegten Szene nicht schnell etwas im Photoshop wegstempeln (außer Du machst dass 700 Bilder lang - erzeugt damit vermutlich aber ein noch schlimmeres auffälliges Artefakt). Das Alles frustriert viele Leute, die dann mit Video schnell wieder aufhören. Diese Hürden stören mich weniger. Jetzt bin ich aber auch kein Postbote, der sein Hobby etwas überreizt. Ich bin Kommunikationswissenschaftler, Informatiker und darüber hinaus Ergonomieforscher, der Video schon als Mittel zur Anwenderbeobachtung in Studien seit 20 Jahren als Werkzeug benutzt und auch schon eigene solche Werkzeuge dazu programmiert hat. Und jetzt nutze ich halt die schöne Seite davon für andere Sachen als nach zuckenden Mundwinkeln von Probanden wegen miserabler Bedienbarkeit eines Systems zu suchen. Nun müssen sie das ungeliebte Kind immer weiter entwickeln und stoßen an ihre Grenzen. Ungeliebt vielleich bei Canon, wenn man bei der Sensorentwicklung und den Ausleseraten den Anschluss verloren hat. Panasonic und Sony erkennen ja gerade welche Marktanteile man damit gewinnt und welche einfachen Techniken damit prima verkauft werden können. Da ein Fotoapparat schon rein äußerlich gar nicht dazu taugt, wird ein Haufen Zeug drum herum gebaut, damit sie so funktioniert, wie das eine Videokamera von vornherein tut.Siehe oben, da wird eigentlich nichts reinbaut, was eine Videokamera von vornherein tut. Die tut nämlich auch nichts von vorneherein. Das einzige ist vielleicht die elektonische Zoomfunktion, die man von Camcordern kennt. Ausgerechnet die ist aber Consumer-Trash. Zoomen gilt im richtigen Film als völlig unnatürlicher Bildeindruck, der unbedingt vermiedern wird. Man fährt auf Dinge zu oder von ihnen weg. Dazu nimmt man dann wieder Dollies (quasi Fahrzeuge). Das brauche ich aber wieder für eine ARRI genauo wie für ein iPhone - auch hier ist der Dolly bei einem iPhone kein Beweis dafür, dass ein iPhone eigentlich nicht zum Filmen da ist, weil eine richtige Kamera ja Räder hat (... hat sie natürlich nicht). ... wenn man allerdings filmt - und das ist ja mein Vorwurf hier an Canon - kann sogar das iPhone seit 2 Generationen 4k und die Ergebnisse sehen bei genug Licht nicht mal schlecht aus.Einen guten Start in die Woche erst einmal.