Vor seiner Selbstständigkeit war er zunächst für Agenturen tätig und verwendete in den meisten Projekten die Arbeiten anderer Leute als Grundlage – Schriften, Fotos, 3D-Modelle und vektorbasierte Illustrationen – „ohne wirklich etwas zurückzugeben.“
Dann entdeckte er Unsplash, wo eigene Werke unter der CC0-Lizenz veröffentlicht werden können. Bislang habe er dabei mit gerade einmal 184 eingestellten Bildern über 63.000.000 Views und über 613.000 Downloads verzeichnen können. „Leute aus der ganzen Welt kreieren Dinge mit meinen Bildern“ und sogar Apple habe bereits auf eins seiner Werke zurückgegriffen.
Wohl unter dem Eindruck dieses Erfolgs hat Samuel Zeller nun kürzlich sein persönliches Archiv online gestellt, worin beinahe alle seine Fotografien zu finden sein sollen. „Die Bilder können in hoher Auflösung frei heruntergeladen werden […] und alle unterliegen einer Creative Commons license.“
Damit gibt er also zurück, was er bislang nicht so wirklich zurückgegeben hat. Doch diese Freigiebigkeit ist natürlich nicht ganz uneigennützig: „Der durch Unsplash generierte Traffic zu meinem Portfolio ist riesig.“ Viele Websites und Blogs, auf denen seine Bilder verwendet werden, setzen einen Backlink, weshalb seine eigene Website nicht mehr länger nur eine „kleine Insel“ sei, sondern ein „f***** Leuchtturm“.
Noch wichtiger: Er selbst habe eigentlich nie so recht nach Klienten suchen müssen, sondern lässt sich auf diese Art und Weise ganz einfach finden. „Ist das nicht das, wovon jeder Fotograf träumt?“
Geld verliere er mit seinem Vorgehen dabei nicht wirklich und der finanzielle Aspekt sei eine Sache der Perspektive: „Würde ich all meine Bilder auf einer Stockfoto-Plattform anbieten, könnte ich ein wenig Geld daraus machen. Aber die Stockfotografie stirbt, die Leute bezahlen immer weniger für Bilder. Ich weiß das, ich habe über Jahre in einer Design-Agentur gearbeitet […] und das Budget unserer Kunden fiel immer kleiner aus.“ Warum solle er also Bilder verkaufen müssen, wenn Kunden ihn direkt dafür bezahlten, ganz spezielle Bilder aufzunehmen?
Und auch der Frage nach einem Wertverlust seiner Arbeit erteilt Samuel Zeller eine klare Absage: „Ein Bild hat Wert, weil jemand dafür eine Verwendung hat. Es hat absolut keinen Wert, wenn es nutzlos auf meiner Festplatte sitzt oder in sozialen Medien auf Likes wartet. Sicherlich hat es auch einen emotionalen Wert, aber versteht mich nicht falsch: Ich brauche Geld zum Leben und um die Rechnungen zu bezahlen.“ Außerdem habe er durch seine Herangehensweise mittlerweile mehr Kontakte, mehr Projekte und mehr Kunden als je zuvor. Und auch die kleinen Danksagungen von den Nutzern seiner kostenfreien Bilder bereiteten ihn Freude.
Zusammengefasst wird der vielleicht ganz gut durch folgende Worte: „Die Bilder, die ich frei zur Verfügung stelle sind wie ein Teaser für das, was ich kann. Stell sie dir als ‚Ausprobieren, bevor du kaufst‘-Option vor.“
Ein Vorgehen, das sich zumindest bei Samuel Zeller auszuzahlen scheint. Eine vorstellbare Option auch für euch?
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: , , verwendet unter CC BY / Zuschnitt im Titelbild