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Feedback zu meinem Arbeitszeugnis

DoctorG

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AW: Feedback zu meinem Arbeitszeugnis

"Stets" mit dem grammatikalisch falschen - hier aber etablierten- Superlativ "vollsten" ergibt gerne das sehr gut (wie in "stets zu unserer vollsten Zufriedenheit). "Stets" alleine verstärkt eben nur den Kontext - "zeigt stets Verständnis für die Arbeit", "löste stets auch schwerste Probleme mit viel Geschick".

Die Analyse von ElevatorToHell trifft den Nagel auf den Kopf. Diese Spielchen gehen ja noch weiter:
"... erledigte ihre aufgetragenen Arbeiten stets mit Umsicht, Wissen, Effizienz"
Der typische "falsche Reihenfolge-Trick" - die zumeist gewünschte Effizienz steht ganz hinten. Kommuniziert dem Leser: Umsicht - zuerst unsicher/kommt nicht in die Gänge/fragt ewig nach, Wissen und Effizienz dahinter - weiß dann zwar was, kann aber nichts umsetzen.
Ich habe keine Ahnung, ob das gerechtfertigt ist - ich kann nur sagen, dass jeder Personaler etwas in der Art aus diesem Text entnimmt.
Die Aufzählung ist zudem komisch. Die wird mit dem Allgemeinposten "und beherrschte Ihr Arbeitsgebiet sehr sicher" wieder ad absurdum geführt.

In diesem Rahmen ist auch der Satz "nutzte Frau XXX stets alle gebotenen Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung intensiv" zwiespältig.
Klingt nach dem Warnruf "hat als erstes Bildungsurlaub beantragt", hat sich mehr um die ihre Weiterbildung gekümmert als um ihre Aufgaben. Das ganze Zeugnis besteht ja fast nur aus Aufzählungen der gelernten Themen. Dahinter kleinlaut der Satz "... erledigte Aufgaben stets ...".
Es gilt weiterhin: Selbstverständlichkeiten wie Pünktlichkeit, Lesen, Schreiben erwähnt man nicht. Und siehe da: "beherrschte ihr Arbeitsgebiet".
In dem Zusammenhang stößt auch mir dann "kannte sich mit dem Prozessen des Unternehmens gut aus". Klingt wie ein erneuter Vorwurf der Opportunität. So wie: schnell alle Prozente-Angebote, Betriebssport etc. wahrgenommen und dann mit dem Betriebsrat einen Streik organisiert.

Die Rechtschreibfehler, falschen Satzstellung etc. sind tatsächlich nicht hinnehmbar. In diesem Zustand kannst Du das Zeugnis vergessen bzw. brauchst es weiteren Bewerbungsmappen gar nicht beilegen.

Wenn "wir" davon ausgehen, daß viele Betriebe so groß nicht sind, um sich einen "Zwischen-den-Zeilen-Leser" - Zeugnisschreiber leisten zu können und dann das Zeugnis unvoreingenommen lesen, dann ist das so schlecht nicht.
Wir sprechen hier über klare Pflichten des Arbeitgebers. Er muss ein Zeugnis schreiben können, genauso wie er Beiträge für die Krankenversicherung seiner Mitarbeiter überweisen können muss, für die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes sorgen muss etc.

Nun ist Zeugnisschreiber auch in großen Konzernen kein Vollzeitjob sondern einer, den auch da Personaler nebenbei machen. Da gibt es für Arbeitgeber auch ein oder zwei-tägige Kurse, vielleicht noch das Arbeitszeugnisse-Buch von Hesse und Schrader und dann kann man sich da auch professionell ausdrücken. Diese Grundausstattung schadet auch dem Arbeitnehmer nicht, da man auch hier gerne mal in die Situation kommt, das Zeugnis selbst zu schreiben. Meist ist das der Kompromiss - hat oben auch schon jemand erwähnt: Der Arbeitgeber weiß in aller Regel, dass ein Arbeitnehmer sich sein Zeugnis *praktisch* nahezu zusammenklagen kann. Das vermeidet man beiderseits. Der typische Vorschlag ist dann eben: "Schreiben Sie doch selbst eine 'Vorlage'."
Nicht zu vergessen: es ist auch wichtig, wer unterschreibt und dass das Datum des Zeugnisses keinesfalls länger als 30 Tage nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses liegt. Na ja, dass steht dann halt eben in solchen Zeugnisbüchern alles.

Weil das so schwer nicht ist - selbst mit zwei Stunden surfen im Netz geht das besser - halte auch ich das nicht für Zufall. In der Summe - Struktur Unfug, Grammatik falsch, Aussagen konfus - ist das selbst mit *einem* Defizit wie Legasthenie oder Inkompetenz nicht zu erklären. Selbst ein Legastheniker kann ja sachlich-kausel korrekt formulieren, selbst ein Inkompetenter könnte zwar Zeugnisquatsch schreiben aber wenigstens fehlerarm (in einem so formalen Dokument). Kurzum: ich sehe da auch Unwillen es einfach so gut wie notwendig zu machen. Ob das nun mit den Leistungen zusammenhängt oder mit einer auf Naht genähten Arbeitsbelastung weiß nur der Autor des Zeugnisses selbst.

Auch hier mögen bisweilen Schreibfehler enthalten sein. Allerdings ist das hier kein formales Dokument für irgendwen und darüber hinaus bekomme ich hierfür gerade kein Geld - ganz anders als ein Mitarbeiter, der in seiner Arbeitszeit die Aufgabe hat, Zeugnisse zu schreiben. Sobald ich hierfür entlohnt werde, gucke ich auch gerne ausführlicher über meine Rechtschreibung, wenn ich Fragen in Foren beantworte.
 
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