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[CC] - Frage: Wie retuschiert ihr Wasserschäden etc.?

Palpatin

Imperator-Azubi

Hallo allerseits,

einer meiner Bekannten arbeitet gelegentlich mit Abbildungen wie dieser:

Er macht Repro, deshalb ist ihm Geschwindigkeit weniger wichtig als die Qualität des Ergebnisses. Aber mir ist aufgefallen, dass er bei der Retusche fast ausschließlich eine einzige, recht simple und zeitraubende Technik anwendet, die ich jetzt nicht im Vorhinein genauer beschreibe, um die Diskussion nicht von Anfang an in eine bestimmte Richtung zu steuern. Auf automatische Anpassungen oder die Korrekturwerkzeuge im "Bild"-Menü verzichtet er völlig, um nicht ungewollt Feinheiten und kleine Details zu verlieren.

Ich bin selbst alles andere als ein Photoshop-Kenner, aber ich bin mir sicher, dass es allerlei verschiedene Methoden gibt, um solchen alten Abbildungen wieder neuen Glanz zu verleihen, also hab ich mich daran gemacht, mich zu dem Thema ein bisschen schlau zu machen. Oben seht ihr ja, wie eins seiner Bilder vorher und nachher aussieht. Wie würdet ihr bei so etwas vorgehen?
 

Photoshop

E

essdreipro

Guest

- klonen... oder...
- beschädigten Bereich maskieren...
- Helligkeit herunterziehen...

nur mal so auf die Schnelle...
 
Wie würdet ihr bei so etwas vorgehen?
Für mich sieht es so aus, als ob vorwiegend das Papier von Fehlerstellen bereinigt wurde. Allein in der weißen Schürze und an den Strümpfen kann ich Retuschen erkennen, jedoch nicht mal die Fransen der Tischdecke oder die Schattenbereiche unter dem Tisch wurden gesäubert. Das kriegt man hin, wenn man ein Papier mit einer ähnlichen Textur (und die tatsächlich verwendete ist eigentlich viel feiner) unter die Freistellung legt.
Man kann natürlich sagen, dass das Gesicht der stehenden Frau nach dem Vorbild der beiden unbeschädigten Gesichtern ausgebessert werden könnte.
Grundsätzlich tendieren in der echten Welt Restauratoren derzeit dazu, ihre Arbeit so zu machen, dass sie die Originalsubstanz möglichst erhalten und "Ausbesserungen" reversibel machen. Nachdem im vorigen Jahrhundert vieles eher auf Wiederherstellung des vermeintlich erahnten Ursprungszustands hinauslief, ist da ein Umdenken erfolgt.
Alles läuft auf die Frage hinaus, ob ein eingerissenes Haus mit den Originalziegeln wiederaufgebaut ein historisches Gebäude ist oder nicht. Ist die Chinakopie von Hallstatt wirklich Hallstatt?
 

Palpatin

Imperator-Azubi

Zum Thema "Was ist eigentlich das Ziel" hab ich häufiger mal mit ihm diskutiert, aber nie eine klare Antwort bekommen. Um ehrlich zu sein, glaube ich, er macht das selbst eher nach Gutdünken.

Wenn ich selbst an ähnliche Arbeiten herangehen würde, dann tatsächlich eher so wie gegenwärtige Restauratoren - sprich, ich würde ein Original abspeichern und die bearbeitete Version so gestalten, dass nur offensichtlich im Lauf der Zeit dazugekommene Schäden entfernt werden. Ich würde also z.B. auch das Gesicht und den Kragen der unteren Dame "entbräunen", da das leicht als Teil des Wasserschadens erkennbar ist, was mein Bekannter jetzt nicht gemacht hat. Vielleicht würde ich auch noch die Risse in ihrer blauen Bluse wenigstens teilweise zu kitten versuchen, und die Flecken auf dem roten Rock tilgen, soweit ich mir das zutraue. Hingegen hätte ich z.B. nicht die Stelle am Ellenbogen der Dame im gelben Kleid entfernt, wo eindeutig im Original bereits die Farbe übergeflossen ist.

Was die Fransen der Tischdecke und den Schatten der Tische angeht: Die sind ja auch im Original gefärbt (goldgelb bzw. braun). Da kann ich also nachvollziehen, dass die Farbe bei der Restaurierung nicht angerührt wurde.

Relativ gut gelungen zu sein scheint mir die Entfernung des Wasserschadens in der Schrift, z.B. im Wort "Obstkram" unten, aber selbst da vermute ich, jemand professionelles hätte ein besseres Ergebnis erzielen können. Man sieht etwa in den Ligaturen des "t" und des "k" jeweils braune Spuren, wo klar ist: Er hat mit einem Kopierstempel gearbeitet, und der Stempel war einfach gerade zu groß, um auch in die feinen Abstände zwischen den Buchstaben einzudringen.
 

Palpatin

Imperator-Azubi

So:
Wenn ich selbst an ähnliche Arbeiten herangehen würde, dann tatsächlich eher so wie gegenwärtige Restauratoren - sprich, ich würde ein Original abspeichern und die bearbeitete Version so gestalten, dass nur offensichtlich im Lauf der Zeit dazugekommene Schäden entfernt werden.
Denn wenn mein Bekannter nicht klar sagen kann, wie er eigentlich vorgeht, dann kann ich ja eh nur so retuschieren lernen, wie ich es machen würde. Also würde ich versuchen, hier Infos zu sammeln, wie mein Verständnis von Restaurierung mit Photoshop am besten umzusetzen ist.
 

Palpatin

Imperator-Azubi

Ungefähr so?



Ich sehe da zwar Strukturen, vor allem im Papier, aber ich könnte da jetzt nicht die Stempelspuren identifizieren. Woran erkennt man sie?
 

Andre_S

unverblümt

Man erkennt es an dem durchgedrücktem f3 einer Handschrift das es tatsächlich u. A. gestempelt ist.
Schneller währe sich ne passende Büttenpapiervorlage zu suchen und die per Maske drüberzulegen.

Die wichtigeren Motive (als der Hintergrund) wie Arm und Tischtuch wurden gar nicht restauriert.
Von daher nur bei oberflächlicher Betrachtung eine gute Restaurierung bei unnötig hohem Aufwand.
 

Palpatin

Imperator-Azubi

Schneller währe sich ne passende Büttenpapiervorlage zu suchen und die per Maske drüberzulegen.

Die wichtigeren Motive (als der Hintergrund) wie Arm und Tischtuch wurden gar nicht restauriert.
Von daher nur bei oberflächlicher Betrachtung eine gute Restaurierung bei unnötig hohem Aufwand.

Da stimm ich absolut zu. Mein erster Gedanke war auch: Schneller wäre, alle gemalten Details zu maskieren und den Hintergrund zu löschen. Nicht gedacht hatte ich (obwohl naheliegend) an eine Büttenpapiervorlage, gute Idee!

Arm und Tischtuch würde ich persönlich wahrscheinlich mit Bereichtsreparaturpinsel, Reparaturpinsel, Ausbessern-Werkzeug und Kopierstempel behandeln, je nach Anforderungen der entsprechenden Stelle.

Wie würde man am besten den Wasserschaden aus dem Gesicht der Dame herausretuschieren?

Man erkennt es an dem durchgedrücktem f3 einer Handschrift das es tatsächlich u. A. gestempelt ist.
Ich versteh's noch nicht ganz. F3 isoliert eine Ebene, oder? (Ich hab hier gerade nur einen Laptop zur Verfügung und bin mir nicht ganz sicher, ob die Fn-Taste wirklich so eingestellt ist, dass sie die F-Keys anspricht, deswegen kann ich's nicht so einfach ausprobieren.)
 

Andre_S

unverblümt

Ich versteh's noch nicht ganz. F3 isoliert eine Ebene, oder?
Ich meine, bei entsprechender Kontrastierung und Zoomstufe, in beiden Bildern eine handschriftliche 3 (oder f3) zu erkennen (durchgedrükt durch ein darüberliegendes Blatt), was aber auch eine zufällige Mustererkennung sein könnte. Hat mit [F3] nichts zu tun. Drauf wetten würde ich jedoch nicht.
 

Palpatin

Imperator-Azubi

Oh, das ist interessant. Wieder was gelernt.
Ich hab mal Kontrast & Helligkeit beide ganz runtergeschraubt und mir die Blattstruktur unter hoher Zoomstufe angeschaut, konnte dieses durchgedrückte Detail aber nicht erkennen. Könntest du vielleicht einen Screenshot davon machen? Würd mich sehr interessieren.
 
Wie würde man am besten den Wasserschaden aus dem Gesicht der Dame herausretuschieren?
Das würde ein Restaurator heute nicht machen. Die malen keine Sachen hinein, die es nicht gibt. Man muss natürlich klarstellen, dass es sich bei der Retusche eines Fotos um keine Restaurierung handelt. Ein auf solchen Sachen spezialisierter Restaurator weiß nach dem heutigen Stand der Technik und der momentanen Berufsauffassung, was zu tun ist. Restauratoren beginnen immer mit der Reinigung, ein Vorgang der bei einem Abbild gar nicht erforderlich ist. Es stellt sich hier wirklich die Frage, wieso ein Reprofotograf Retuschen macht, wer ihm Aufträge gibt und welcher Auftraggeber solche Verfälschungen möchte.
 
Sorry,
aber die Vorlage wurde hoffnungslos plattgestempelt !!
Dabei die wunderschöne Büttenstruktur mit ihren markanten Holzeinschlüssen mit Gewalt in eine fast sterile Fläche mit sichtbaren Stempelabdrücken verwandelt. An den wichtigen Stellen in den Figuren wurde dagegen überhaupt nichts getan.

IMHO einfach nur falsche Bearbeitung und das an den falschen Stellen.
Tut mir leid.

Vielleicht sollt man aber schon bei der Aufnahme anfangen:
beste Voraussetzungen hätte man bei korrekt und gleichmäßig belichteten Aufnahmen, die direkt von oben verzerrungsfrei (Lichtzelt + plane entspiegelte Glasauflage) erstellt werden. Das ist hier auch nicht der Fall. Leider
 

Palpatin

Imperator-Azubi

Wie würde man am besten den Wasserschaden aus dem Gesicht der Dame herausretuschieren?​
Das würde ein Restaurator heute nicht machen. Die malen keine Sachen hinein, die es nicht gibt.
Es geht darum, den Wasserschaden herauszuretuschieren, nicht etwas hineinzumalen.

Das würde ein Restaurator heute nicht machen. Die malen keine Sachen hinein, die es nicht gibt. Man muss natürlich klarstellen, dass es sich bei der Retusche eines Fotos um keine Restaurierung handelt. Ein auf solchen Sachen spezialisierter Restaurator weiß nach dem heutigen Stand der Technik und der momentanen Berufsauffassung, was zu tun ist. Restauratoren beginnen immer mit der Reinigung, ein Vorgang der bei einem Abbild gar nicht erforderlich ist. Es stellt sich hier wirklich die Frage, wieso ein Reprofotograf Retuschen macht, wer ihm Aufträge gibt und welcher Auftraggeber solche Verfälschungen möchte.
Dem stimme ich im Großen und Ganzen zu, es berührt das Thema hier aber weniger. Hier geht es eher um die Techniken des Behebens von Schäden und der Rekonstruktion verlorengegangener Bildelemente und weniger um die Berufsinhalte von Restauratoren (nicht, dass das unwichtig wäre).

@pixxxelschubser
Ja, ich seh das ähnlich. Meiner Meinung nach mit einem Flachbettscanner eingescannt.
Andererseits: Hätte man den Wasserschaden herausretuschieren und dabei die Büttenstruktur erhalten können? Wenn ja, wie?
 
Hmmh?
Indem man
a) nicht wild drauflosstempelt und auf keinen Fall versucht jeden noch so kleinen Strukturpunkt zu eliminieren
b) nicht nur das Stempelwerkzeug verwendet, sondern Fallabhängig auch das Ausbessernwerkzeug, Reparaturpinsel usw.

Hier mal auf die Schnelle der obere Bereich:
Vorher:


Nachher:


Für mehr und saubereres Arbeiten fehlt mir aber ehrlich gesagt die Lust.
Tipp: Lege dir die beiden Bilder in PS einfach übereinander, dann kannst du hin-und-her-toggeln, indem du das obere Bild (durch Klick auf das Auge in der Ebenenpalette) aus- bzw. einblendest und dann siehst die Unterschiede ganz deutlich.
 

Palpatin

Imperator-Azubi

Ja, die Unterschiede sind deutlich. Hast du dafür ausschließlich Kopierstempel, Ausbessern und Reparaturpinsel verwendet?

Die Stuhllehne und -sitzfläche kommt jetzt deutlich besser raus, und die Farben der Kleider wirken brillanter. Hast du daran auch etwas gemacht?
 
Upps, ja du hast recht.
Sorry, denn eigentlich wollte ich die „nicht-farbkorrigerte Variante“ hochladen. (Denn ich arbeite viel lieber mit etwas leuchtenderen Farben.) Da hab ich wohl einfach vergessen, die Korrekturebenen für den Screenshot auszublenden.
 
Hier geht es eher um die Techniken des Behebens von Schäden und der Rekonstruktion verlorengegangener Bildelemente
Das verstehe ich schon. Doch um ein Detail hervorzuheben, die beiden Gesichter der Näherinnen zeigen recht gut die angewandte Technik. Es handelt sich um eine einfache Radierung, die anscheinend handkoloriert wurde. Nicht gerade eine seltene Technik, war eine Gebrauchsgrafik. Will man das Gesicht der stehenden Figur, das besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde dem nachbilden, so hat man eine wirklich gute Vorlage. Nur geht da nichts mehr mit Stempeln und Ausbessern, sondern da gehört ein Zeichner her, der an passenden Stellen die punktförmigen Flecken einzeichnet, Mund, Nase, Augenpartie usw. ebenso. Dann kann es eingefärbt werden und die roten Wangen nicht zu vergessen. Analog kann diese Methode überall nachempfunden werden, das alles sollte für einen geschickten Zeichner kein Problem sein.
Das alles hat jedoch nichts mit Retusche, schon gar nichts mit Restaurierung und erst rechts mit einer Reprofotografie zu tun.
Nun erkläre mir objektiv nachvollziehbare Gründe, wo die Grenze zu ziehen ist. Denn solche müssen einfach gezogen werden, soll das Endprodukt als Repro an jemand weitergegeben werden.
Handelt es sich nur um eine rein akademische geführte Diskussion, so gibt es weder Gründe noch Grenzen, dann soll aber das Ergebnis auch nicht an jemand außerhalb weitergegeben werden.
 
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