AW: Magento vs. XT:Commerce 3.XX
Ich bin nach längeren Recherchen ebenfalls zum Schluss gekommen, dass Magento für mich das passende System ist. Meine Gründe:
- neues System, keine Altlasten - da ich ebenfalls keine Altlasten habe, muss ich da keine Kompromisse machen (keine Migration von XY oder so)
- recht mächtig und ausbaufähig, gleichzeitig schon recht viel im kostenlosen Community-Teil enthalten.
Soweit die Theorie.
Praktisch hast Du Dich dann schon recht viel einzuarbeiten.
Nach der Installation fehlen z.B. Files - warum weiß ich nicht (behaupte aber, die fehlen im ausgelieferten Paket). Du bekommst zumindest obskure Fehlermeldungen und die schönen Masken sind alle erstmal futsch. Diese Fehlermeldungen haben auch andere Leute. Sehe ich daran, dass die zu dem Errorcodes dazu auch im Magento-Forum gestellt werden. Dort übrigens oft seit Monaten ohne Antwort.
Automatische Updates: bei der letzten Migration von 1.4.1.1 auf 1.4.2. fehlten wieder Files (im Source-Code Reposition SVN:// ... etc. die fehlenden PHP-Files zu Fuss gefunden, eingebunden und läuft) nach dem Update. Plötzlich können keine Indizes mehr refresht werden, das Caching will heute nicht oder die Wunschlisten-Funktion ist erstmal tot. Im Forum wird dazu z.B. erst empfohlen: ganz ausschalten (heißt: rausfinden, wie das überhaupt geht - wo knipst Du das weg? Welche Module sind das auf der Shop-Seite, welche auf der Admin-Seite), dann hat irgendwer einen Workaround gepostet. Der wird unter Wissenden natürlich nur genannt, nicht beschrieben.
Zusätzlich: viele Konflikte wegen der Erweiterungen für den deutschen Markt (liefert Impressums-Seite, Widerrufs-Seite, AGB-Seite) mit anderen Erweiterungen, z.B. der Blog-Funktion. Beide Module von Dritt-Anbietern, wer schlampt weiß man nicht (der Magento-Rahmen, Dritt-Anbieter 1, Dritt-Anbieter 2, alle miteinander, ein ganz anderer ...). Wir haben's dann alles zusammen doch zum Laufen gekriegt.
Auf den Feedback-Seiten zu den Erweiterungen bei Magento sind aber auch Leute, die das seit Monaten nicht schaffen. Entweder haben die noch widrigere Umstände zu meisten (noch mehr Extensions, die quer schießen) oder stecken vielleicht nicht so tief drin (und das muss man leider sonst bleibt die ein oder andere Fehlermeldung eben stehen und die Admin-Seite z.B. weg).
Auch die Administration eines Servers ist nicht trivial, egal ob Linux oder Windows. Ein Windows-Server ist etwas völlig anderes als ein Windows-Arbeitsrechner.
Gerade die Rechte-Geschichte - zuhause meist vernachlässigt - ist plötzlich lebenswichtig. Denn: man trägt plötzlich die echte Verantwortung, wenn der Server zu offen ist und von ihm Attacken ausgehen oder zu dicht ist, und Kunden deswegen nichts kaufen können.
Also: Man kann das Alles schon machen, klar. In unserem Fall - zwei Informatiker und Software-Entwickler - war klar: Arbeit und Zeit investieren, dann wird's schon. So war es auch. Wir haben bislang auch alles machen können, was wir wollten - darunter eben auch viele Dinge, die das Magento-Forum bis heute nicht beantwortet hat. Hat sicher mit Zeit zu tun - auch ich habe nicht die Zeit, die rasch über 100 Seiten HowTo-Doku dort reinzuposten. Ich täte dann tagelang nichts anderes mehr. Aber: jeder Lösungskrümel frisst Stunden und Tage Lebenszeit. Der Install-Mechanismus ist nicht, was man vielleicht von Office-Produkten oder so kennt. Man muss wirklich durch Source-Code kriechen und z.B. nachsehen, welche Aufrufreihenfolge bei PHP-Files vorliegt, um den Pfad entsprechend setzen zu können. Man darf keine Scheu vor CSS, Firebug-Debugging und ggf. der Programmierung von Browserweichen haben oder der Shop sieht nie nach einem selbst sondern immer nach Magento aus (was sicher ein Markenzeichen-Verstoß wäre - Du wirst vermutlich nicht zu der Company gehören, Du musst den Shop optisch geringfügig umbiegen).
Aktuell bieten wir das Aufstellen von Shop-Lösungen an - das war der Sinn unserer Einarbeitung. Und obwohl wir nun auch schon mehrere hingestellt haben, gibt es immer wieder Überraschungen. Unter rund 14 Tagen (also auch Tagessätze, die ein Kunde natürlich bezahlen wollen muss) würde ich niemandem seriös zusichern, dass er seinen Shop kriegt - bei unserem aktuellen Kenntnis-Level. Eine Minimal-Version vielleicht in 10 Tagen. In der Community schreiben die erfahrenen Leute ebenfalls von 10 Tagen aufwärts. Das scheint es also zu sein.
Die 10-14 Tage gelten also für jemanden, der alle Install-Bugs einer aktuellen Version kennt und zu beheben weiß. Wenn das nicht der Fall ist: keine Chance unterhalb von einem Monat Einarbeitung + Arbeit.
Und ja: trotz des ganzen Kriegs - wenn es dann läuft, isses schon stark.
Wenn Du einen Minimal-Shop suchst: wie ist es denn mit einem Fertig-Shop z.B. von Strato?
Layout aussuchen, Waren reinstellen und los. So gerne ich Magento auch promote: für kleine Angebotsmengen und Monokulturen (nur Kerzen oder nur KFZ-Teile) ohne Lagerhaltung, Anbindung an SAP, Anbindung an Steuertools etc. ist es manchmal wirklich zu fett. Wenn Du vor Wartungstrouble gar nicht mehr dazu kommst, die Newsletter zu schreiben, die das Ding böte, die Produkt-Quer-Promotion zu pflegen etc. helfen Dir diese Funktion leider nicht viel.
Was mir spontan so einfiel. Sorry für den Umfang.