Musterverträge für verschiedene Shooting-Situationen vorhanden?

Denver · 19.04.2010

Hallo,

als "nebenberuflicher Hobbyfotograf" (also einer, der mit seinen Bilderchen ein wenig Geld verdienen möchte), komme ich mit verschiedenen Shooting-Situationen in Berührung und möchte mich nun zukünftig vertraglich absichern.

Ich suche daher Standard-/Muster-Verträge für folgende Begebenheiten:

ich werde als Fotograf (für eine Feier, für ein Akt- oder Portrait-Shooting) engagiert und auch entsprechend bezahlt
Modelrelease mit Abtretung aller Rechte an den Fotografen zum weiteren Verkauf (z.B. bei fotolia oder digitalstock)
Modelrelease ohne Nutzungsrecht für den Fotografen (quasi TFP?)

Einen Vertrag zu Punkt 2 habe ich bereits bei Fotolia erhalten.

Hat jemand von euch solche Verträge als Muster zum Umschreiben für mich? Brauche ich überhaupt einen Vertrag, wenn mich jemand engagiert? Ich kann mich absolut nicht mehr daran erinnern, wie das z.B. unser Hochzeitsfotograf gehandhabt hat...

Ich bin für eure Erfahrung jetzt schon dankbar - im großen weiten Netz wühl ich mich nun schon seit Stunden durch und finde nichts gescheites...

Vielen Dank,
euer Denver.

Heideldan · 19.04.2010

AW: Musterverträge für verschiedene Shooting-Situationen vorhanden?

Hi Denver

Schau mal einfach in Google nach mit den Stichworten

pay vertrag fotograf filetype

df

oder

tfp vertrag fotograf filetype

df

Nicht vergessen, es gibt auch "Property Releases", die man für bestimmte Gebäude (insbes. architektonisch künstlerisch gemeldete Bauwerke oder Hotelzimmer) benötigt.

Denver · 19.04.2010

AW: Musterverträge für verschiedene Shooting-Situationen vorhanden?

Ahhhh - danke!!! Vielleicht lag's an dem Zusatz "pdf", dass ich bisher nur "Mist" gefunden habe?!

Die neuen Suchergebnisse werde ich mir heute Abend mal zu Gemüte ziehen.

Tim_Kim · 19.04.2010

AW: Musterverträge für verschiedene Shooting-Situationen vorhanden?

Denver schrieb:
Hallo,

als "nebenberuflicher Hobbyfotograf" (also einer, der mit seinen Bilderchen ein wenig Geld verdienen möchte), komme ich mit verschiedenen Shooting-Situationen in Berührung und möchte mich nun zukünftig vertraglich absichern.

Ich suche daher Standard-/Muster-Verträge für folgende Begebenheiten:

ich werde als Fotograf (für eine Feier, für ein Akt- oder Portrait-Shooting) engagiert und auch entsprechend bezahlt

Modelrelease mit Abtretung aller Rechte an den Fotografen zum weiteren Verkauf (z.B. bei fotolia oder digitalstock)

Modelrelease ohne Nutzungsrecht für den Fotografen (quasi TFP?)

Einen Vertrag zu Punkt 2 habe ich bereits bei Fotolia erhalten.

Hat jemand von euch solche Verträge als Muster zum Umschreiben für mich? Brauche ich überhaupt einen Vertrag, wenn mich jemand engagiert? Ich kann mich absolut nicht mehr daran erinnern, wie das z.B. unser Hochzeitsfotograf gehandhabt hat...

Ich bin für eure Erfahrung jetzt schon dankbar - im großen weiten Netz wühl ich mich nun schon seit Stunden durch und finde nichts gescheites...

Vielen Dank,
euer Denver.

Nebenberuflicher Hobbyfotografen gibt es nicht. Entweder ist der Nebenberuf als Gewerbe angemeldet, muss dann auch vom Arbeitgeber genehmigt sein, oder du arbeitest schlichtweg schwarz, sobald du Geld nimmst - es gibt ein paar Ausnahmen, aber die treffen in der Regel auf nebenberufliche Hobbyfotografen nicht zu.

Du arbeitest also mit Gewebeschein, dann kann man in etwa so unterscheiden:

Du wirst gebucht und dafür bezahlt: Die zwischen dir und dem Auftraggeber getroffenen Vereinbarungen bilden die Vertragsinhalte. Der Vertrag kann mündlich oder schriftlich abgeschossen werden. Üblicherweise werden in so einem Vertrag Rahmenbedingungen geklärt, beispielsweise wie lange der Fotograf da ist, was für Bilder er macht, wie viele Abzüge inbegriffen sind, bis wann die Bilder fertig sein müssen usw. Etwaige Nutzungsrechte, die der Fotograf über das Anfertigen der Fotos hinaus mit dem Auftraggeber abschließt, sind normalerweise nicht Teil des Werkvertrages, sondern sollten gesondert in einem Nutzungsvertrag festgehalten werden, in dem klar festgelegt wird wer die Bilder wie nutzen darf.
Abtretung aller Rechte: Eine Abtretung aller Rechte gibt es so eigentlich nicht. Was abgetreten werden kann, sind die Nutzungsrechte. In der Regel erteilt das Modell mit der Freigabe der Bilder (release bedeutet übersetzt nur Freigabe und keinesfalls Vertrag) dem Fotografen Nutzungsrechte an den Bildern. Ursprünglich ließen sich Fotografen einen model release unterzeichnen, um für die anschließende Verwertung und alle dadurch ggf. nötigen Schritte nicht ständig mit dem Modell Rücksprache halten zu müssen. Daher sind model releases inhaltlich in der Regel eine weitreichende Abtretung von Nutzungsrechten an den Fotografen.

Der erfolgreichen Geschäftsfrau könnten so beispielsweise die Nacktbilder, die sie vor 20 Jahren mit 18 gemacht hat, bei Vorhandensein eines model releases noch mal unangenehm sein, wenn der Fotograf sie heute veröffentlicht.
Einen model release ohne Nutzungsrechte für den Fotografen gibt es so nicht, weil der release ja schon Freigabe bedeutet. Man kann natürlich einen Vertrag abschließen, der beiden Seiten bestimmte Nutzungsrechte einräumt und andere ausschließt, dann kommt das möglicherweise einem sogenannten TfP-Vertrag gleich, der aber eigentlich wieder nur einen speziellen Fall mit "gleichen" Rechten für Fotograf und Modell meint (mehr unter 4).

Der Fotograf kann nie alle Rechte abtreten, weil er Urheber der Bilder ist. Aktuell sind Urheberrechte in Deutschland noch gesondert geschützt, so dass es einen release seitens des Fotografen praktisch nicht geben kann. Natürlich kann der Fotograf alle Nutzungsrechte an den Bilder abtreten, das wird dann in einem Vertrag über Nutzungsrechte festgehalten, hat aber weder etwas mit "model release" noch "TfP-Vertrag" zu tun, die beide quasi Sonderfälle darstellen, die Sonderfälle, die in der Fotografie am häufigsten zwischen Modell und Fotograf (und eigentlich nur da) vorkommen.
Der TfP-Vertrag (Time for Prints) wurde ursprünglich zwischen Fotograf und Modell (denen, die das beruflich ausüben) abgeschlossen. Er beinhaltet in der Regel Abzüge (A4 bzw. 20x30)
für die Mappe (das Buch) des Modells. Der Vertrag hat für beide Seiten einen Nutzen, ohne, dass eine kommerzielle Verwertung der Bilder vorgesehen ist.

Modell: Das Modell bekommt Bilder für das Buch, denn in der Regel fallen bei Auftragsarbeiten für das Modell keine Bilder ab (warum auch, das Modell wird schließlich bezahlt), die sind aber nötig, um bei Bewerbungen aktuelle Fotos vorlegen zu können.

Fotograf: Er kann Dinge mit einem Profimodell ausprobieren oder hängt einfach aus Menschenfreude ein paar Bilder hinten dran. Zwischen Berufsfotograf und Berufsmodell war das eine vernünftige Vereinbarung, weil die Bilder einerseits oft im direkten Anschluss an Auftragsshootings entstand (beide, Modell und Fotograf haben im Auftrag Dritter gearbeitet und danach noch ein paar "Privatbilder" gemacht) und andererseits beide keine Aufwendungen für die Gegenseite hatten. Das Modell musste vom Fotografen nicht extra gebucht werden bzw. der Fotograf musst vom Modell nicht extra gebucht werden und beide hatten hinterher Bilder, die sie für ihre Zwecke (im Rahmen der Vereinbarung) nutzen konnten.

Leider wird diese ursprüngliche Vereinbarung (der ursprünglich als TfP bezeichnete Vertrag) zwischen Berufsmodellen und Berufsfotografen durch die vielen Hobbyfotografen immer mehr aufgeweicht, die zwar im Prinzip nichts anderes tun, als miteinander Fotos zu machen und sich gegenseitig für ihre Dienstleistungen nicht zu bezahlen, aber keine Ahnung vom Hintergrund des Vertragsmodells haben. Da werden dann so unsinnige Vereinbarungen wie "CD mit allen Bildern in voller Auflösung" (womöglich noch bearbeitet) reingeschrieben, die kein Berufsfotograf zeitlich erfüllen könnte.

Denver · 19.04.2010

AW: Musterverträge für verschiedene Shooting-Situationen vorhanden?

Viiielen Dank für diese ausführliche Info. Gleich noch zur Kenntnis: ich arbeite tatsächlich mit einem Gewerbeschein und bin auch brav inder Handwerkskammer registriert und eingetragen sowie bei der Berufsgenossenschaft ;-)

Tim_Kim · 20.04.2010

AW: Musterverträge für verschiedene Shooting-Situationen vorhanden?

Dann würde ich nach der Internetrecherche ein paar Musterverträge für verschiedene Anforderungen erstellen und dieser anschließen mit einem Anwalt durchsprechen, der sich mit Vertragsrecht auskennt. Damit bist du dann auf jeden Fall auf der rechtssicheren Seite.

Denver · 21.04.2010

AW: Musterverträge für verschiedene Shooting-Situationen vorhanden?

So, nochmal danke für die ausführlichen Hinweise und Infos.

Ich habe mir nun aus dem Netz viele verschiedene Verträge ausgedruckt, nebeneinandergelegt und daraus EINEN eigenen Vertrag entworfen. Diesen Vertrag verwende ich, wenn ich für Shootings gebucht werde - sprich: wenn ich und/oder eine Visagistin Geld für fotografische Dienstleistungen erhalten.

Sollte ich jedoch während des Shootings feststellen "Hey, das Bild eignet sich doch bestimmt für den Verkauf bei einer Bilderagentur!", dann verwende ich zusätzlich ein Modelrelease.

Einem Anwalt für Vertragsrecht werde ich das auch nochmal vorlegen und dann bin ich sicher.

Also - in diesem Sinne

Denver.

www.denver.de