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Oculus Rift im Selbsttest

Mein persönlicher Erfahrungsbericht

Vor einer Woche kam endlich unser Oculus Rift Development Kit 2 an. Ich habe es getestet und möchte meine Erfahrungen nun gern mit euch teilen.

oculus_rift.jpg

⌙  Bildquelle: Screenshot oculus.com

Der Versand von England dauerte gerade einmal eine Woche. Kostenfaktor: $350.00 für die Brille, $50 Versandgebühr und 80$ Zollgebühren. Und nun konnte es endlich losgehen:

Unboxing

Da Oculus Rift ja ein Crowdfunding-Projekt war, oder auch noch ist, ist der Anspruch einer Verpackung ein anderer. Diesmal wollen wir keine Hochglanzverpackung mit Drip-Off-Veredelungen und/oder Prägungen. Die Verpackung soll gar nicht edel sein! Denn das Geld, das viele Baker gespendet haben, soll ja nicht in eine Schnick-Schnack-Verpackung gesteckt werden, sondern in die Entwicklung dieses Produkts. Hier haben sie eigentlich einen guten Kompromiss gefunden. Die Verpackung ist schlicht, aber immerhin bietet sie guten Halt für die Brille. Alles was man benötigt ist dabei.

Man hätte sich die Gebrauchsanleitung sparen können, sie ist nämlich nicht gerade umfangreich. Außerdem findet man alle Information zur Installation im Netz. Womit wir auch schon zum zweiten Teil kommen.

Die Installation

Bevor man die Brille anschließt, braucht man zunächst erst einmal die Treiber. Um diese zu bekommen, muss man sich auf der Homepage einen Account anlegen. Nicht unbedingt üblich, dass man bei einem Treiberdownload einen Account benötigt.

Hier steht einem einiges zur Verfügung: Treiber für Windows, Mac oder (noch in der Beta-Phase) Linux. Seperat dazu kann sich für jedes dieser Systeme noch die Programmier-Software heruntergeladen werden. Das Installieren der Treiber ist simpel und geht flott von der Hand. Anschließend dürfen wir die Rift endlich anschließen. Zunächst dachte ich ein Kabel für USB und ein Kabel für HDMI, allerdings sind es dann doch etwas mehr Kabel, die an den PC angeschlossen werden. Also wie folgt: Von der Brille geht ein USB und HDMI Kabel in den PC.  Vom Empfänger geht ein USB Kabel ebenfalls in den PC und ein weiteres Kabel vom Empfänger zur Brille, oder besser gesagt zu dem kleinen Verteiler, der am Ende der Kabel an der Brille ist. Zum Letzteren führt auch noch ein Stromversorgungskabel. Apropos: Es handelt sich hier um ein recht internationales Produkt. Weshalb in der Box verschiedene Adapter sind, um in jedem Land den Strom fließen zu lassen.

Installiert ist alles, Brille wird angeschlossen, Brille wird erkannt. In dem Software-Interface des Treibers gibts nun einige Werte, die man eintragen kann, wobei nicht immer klar ist, ob man das braucht oder nicht. Im Internet gibt's dazu auch nicht immer klare Antworten. Was man aber einfach einstellen kann und was ebenfalls wichtig ist, ist der Augenabstand. Hierzu gibt's ein kleines Programm, welches integriert ist. Dieses startet man und jetzt sieht man das erste Bild in der Rift. Dies ist nicht gerade beeindruckend und zunächst befremdlich, es dient ja aber nur zum Einstellen des Augenabstandes. Somit alles im grünen Bereich. Hat man dies geschafft, verlockt einen die Schaltfäche "Show Demo Scene".

Und spätestens jetzt ist man geflasht. In dieser Demo macht die Rift zum ersten Mal das, was sie soll. Man sitzt hinter einem Schreibtisch. Auf diesem befindet sich ein Stift, eine Lampe, ein Kartenhaus und weitere Sachen, aber eben unglaublich plastisch. Es ist der beste 3D Effekt, den ich je gesehen habe, vergesst 3D Kino oder 3D Fernseher! Dieses 3D ist um Längen besser. Man denkt, man kann dieses Kartenhaus umschupsen, ich habe es sogar versucht. Sah anscheinend wirtzig aus, wie ich in der Gegend rumgefuchtelt habe, sagte mein Mann. Die Reaktionszeit der Kopfdrehung is extrem gut, ich verspüre da keine Motion-Sickness. Es ist in jedem Fall unglaublich faszinierend. Aber es ist eine Demo VON Oculus Rift FÜR Oculus Rift. Mit anderen Worten: Das muss ja gut aussehen!

Testbildschirm.jpg

Oculus Rift im Spiel "Elite Dangerous"

Elite Dangereous ein Weltraum-Spiel, das damit wirbt, Rift-Unterstützung zu haben. Nach ein paar kleinen Schwierigenkeiten (weil wir die Schritt für Schritt Anleitung nicht ordentlich durchgelesen haben), funktionierte dann alles. Und was soll ich sagen, Hammer! Ernsthaft! Dieser oben beschriebene 3D Effekt: absolut genial. Man kann sich im Cockpit umsehen, es funktioniert alles intuitiv und es ist alles extrem räumlich. Raumstationen wirken das erste Mal so riesig, wie sie in Wirklichkeit sind. Doch hier hat man erstmals ein Schwindelgefühl. Man hebt mit dem Schiff ab. Das Gehirn bekommt Bewegung vermittelt, aber man spürt keine G-Kräfte. Dies ist zunächst befremdlich, aber man gewöhnt sich daran und ist dies erstmal geschehen, ist es einfach nur noch atemberaubend!

Aber, es gibt auch eine Schattenseite: Die Auflösung, ein bekanntes Problem. In der Oculus Rift ist ein Full HD Display, allerdings braucht man für einen 3D-Effekt zwei Bilder und diese werden beide auf dem Display angezeigt, was bedeutet: Full HD geteilt durch zwei Augen ergibt 960 x 1080 Pixel pro Auge. Klingt gar nicht so schlecht, ist dennoch nicht besonders viel, weil ja beide Augen ein Bild erzeugen. Also sieht man auch nur 960 x 1080 Pixel. Auch das klingt nicht so wenig. Jedoch wird ja das Bild durch die Linsen, die vor dem Display  hängen, extrem groß gezogen, so dass man ein großes Sichtfeld bekommt. Man sieht quasi wie durch eine Taucherbrille - hat also ein großes, kaum beeinträchtigtes Sichtfeld, welches aus nur 960 x 1080 Pixeln besteht. Man kann sie auch sehen, diese Pixel. Aber daran arbeiten die Macher von Oculus Rift bereits. Man sieht derzeit eben ein recht unruhiges Bild, die Schrift ist schwer lesbar und durch die filigrane Grafik, gepaart mit zu wenig Pixeln, kommt es zu einem extremen Treppeneffekt. Bei Spielen mit simpler Grafik ist dies jedoch nicht so auffällig.

ich_beim_spielen.jpg

Zukunftsfähig?

Wo führt dann das Ganze hin? Eigentlich braucht man nur ein höher aufgelöstes Display. Die Meinung vieler: "Wir brauchen mindestens 4K". Ein 4K-Display auf der Größe von nur ein paar wenigen Zentimetern. Das kann noch eine Weile dauern, bis es so weit ist. Doch selbst, wenn wir soweit wären: was braucht man für Rechenpower, um das darzustellen?! Man denkt ja, 4K ist kein Thema. Ordentliche Gaming PC's geben heute schon 4k-Bilder aus. Jedoch braucht man dazu eine GTX 900er Grafikkarte oder eben zwei andere. Wir haben folgendes System: zwei GTX 780er im SLI-Verbund, einen Intel Core i7 mit 6 Kernen und 16 GB Arbeitspreicher. Das System hat etwas mehr als 3000 Euro gekostet. Dennoch mussten wir die Grafikeinstellungen auf "Mittel" setzen, um Elite Dangerous spielen zu können. Ohne Rift bequeme 100 Bilder pro Sekunde bei höchster Einstellung, aber die Rift muss ja zwei Bilder berechnen und das ist eben auch doppelt so aufwendig. 100 Bilder pro Sekunde geteilt durch 2 ist eben nur 50. Und 50 Bilder pro Sekunde sind für die Rift eindeutig zu wenig. Bei Kopfbewegungen kommt es dadurch zu leichten Rucklern, sogenannte Judder. Treten diese auf, lässt die Übelkeit nicht lange auf sich warten. Die Rift braucht 75 Bilder pro Sekunde, damit eben keine Übelkeit auftritt. Daher runter mit den Grafikeinstellungen. Tja und jetzt stellt euch mal vor, was man für ein System braucht, wenn in der Rift die vierfache Auflösung steckt, um die Pixel nicht mehr zu sehen. Utopisch! Da braucht man vermutlich zwei GTX Titan Black Z und eine davon kostet schon über 2000 Euro. Bis das mit dem Display soweit ist, geht der Preis vielleicht auch ein wenig herunter. Oder aber die Macher der Rift kommen noch auf einen genialen Lösungsansatz für dieses Problem.

Desktop und Programme

Genug gespielt. Wir schauen uns mal den Desktop an:

Man sieht in der Rift seinen Desktop nur gesplittet, so dass damit kein Arbeiten möglich ist. Aber auch hier gibt es eine Lösung: Virtual Desktop. Dieses Programm kann man sich gratis herunterladen. Es lässt den Dekstop in der Rift schön aussehen. Man kann sich das so vorstellen, als säße man vor einer gebogenen Leinwand. Man kann im Internet surfen, Solitäre spielen und natürlich auch Photoshop starten: Ist irgendwie ganz lustig. Man braucht ein Werkzeug, schaut nach links und sieht riesengroße Werkzeugbuttons und hat viel Platz, um ein Bild zu pixeln. Wobei man pixlen hier wörtlich nehmen kann, denn man kann wirklich Pixel für Pixel sehen und genau das macht es unschön. Für Photoshop also eher ungeeignet. Aber mein Mann bearbeitet mittlerweile mit der Rift seine Videos. Dafür ist es ideal. Denn in Videoprogrammen hat man eh nur ein matschiges Vorschaubild, da stören die Pixel der Rift nicht. Dafür sind die Spurenwerkzeuge und die ganze Oberfläche schön groß dargestellt, so dass man sehr viel genauer die Clips verschieben kann. Er ist begeistert. Und ich bin es auch.

Fazit

Man merkt der Oculus Rift an, dass sie ein Prototyp ist, allerdings einer, mit einem unglaublich hohen Potenzial. Jedoch sind insgesamt 440 Euro eine Menge Geld für etwas, das noch in der Entwicklung steckt. Aber mein Mann ist glücklich und bereut nichts. Wer allerdings geduldiger ist, der sollte auf jeden Fall auf die Consumer Version warten, es wird sich lohnen.

Hoffen wir also, dass die Smartphone-Technologie schnell voran schreitet und Displays mit höherer Auflösung entwickelt, denn dann ist auch das Problem mit der verpixelten Sicht gelöst.

Eure Jenny

 

Oculus Rift im Selbsttest

Dragon65

fliegt immer mal im Forum vorbei

Hallo Jenny! Sehr schön gechrieben. Vielen Dank für die Eindrücke. Ich denke, wenn das Teil in ein paar Jahren ausgereift sein wird, gehört die Rift auch zu meiner Hardware-Ausstattung. Bin jetzt schon sehr gespannt.
 

Naila

Naschkatze

du hast durch 4 geteilt. Beispiel: Ein Blatt Din A4 ist 29,7 x 21 cm, wenn ich das Blatt halbiere, ergibt es 14,8 x 21 cm. So wie du gerechnet hast, hast du das Blatt 2 mal gefaltet, quasi geviertelt.
 

Enigmon

Nicht mehr ganz neu hier

Hallo Jenny,das klingt sehr interessant. Meine persönlicher Favorit ist trotzdem derzeitig (von den Beschreibungen diverser Medien) Hololens.Bin gespannt wie sich das ganze entwickelt und wie viele "Standards" es am Ende wieder gibt (siehe Entwicklung BluRay).Ich denke man wird sich später mindestens zwei verschiedene kaufen müssen. Eine zum "Arbeiten" und eine zum "Spielen".LgThomas
 
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