978-3-8266-5924-9, MITP-Verlag 2008, 298 Seiten, 44,95 Euro, mit Buch-CDNiveau:
Für ambitionierte (Hobby-)Fotografen, die bereits Kenntnisse im Umgang mit Photoshop haben und sich intensiv mit Techniken der Porträtretusche auseinander setzen wollen. Thema:
Bilder wie aus Hochglanzmagazinen – die hierfür notwendige Retusche zeigt der Autor Schritt für Schritt. Autor:
Stefan Klein ist Fotograf, Bildbearbeiter und Dozent für Photoshop. - www.derphotoshoper.com
Inhalt:
Jeder, der einen Fotografen für Porträt-/Familienaufnahmen aufsucht, kann selbstverständlich erwarten, dass es zum Service gehört, Hautrötungen auszugleichen, Pickel zu entfernen und und je nach Preis/Leistung auch ein „digitales Make-up“ durchzuführen. Retuschearbeiten gehören einfach zum Auftrag – unausgesprochen natürlich. Wenn es um Bilder von Hochglanzmagazinen geht, dann muss der Fotograf bzw. Bildbearbeiter in der Lage sein, die ganze Palette an Retuschetechniken und Tricks umzusetzen, um auch aus einem „Normalo“ ein Starlet zu zaubern. Was alles zur Porträtretusche gehört, zeigt das Buch von Stefan Klein: Photoshop für Porträtfotografen.
1. Bildverwaltung mit Adobe Bridge
2. Camera Raw
3. Bildbearbeitung in Photoshop
4. Die Porträtretusche
5. Looks
6. Freistellen von Porträts
7. Ausschnitt, schärfen und speichern
Das Buch bietet in 7 Kapitel den kompletten Workflow des Porträtfotografen nach der Bildaufnahme: Das fängt an im Kapitel 1 mit den Voreinstellungen in Adobe Bridge, dem Programm zur Bildverwaltung. Des Weiteren zeigt der Autor die Handhabung mit Metadaten sowie das Aussortieren, Markieren und Gruppieren der Bilder.
Stefan Klein empfiehlt bereits in der Einleitung, alle Bilder im RAW-Format zu machen. Und so beschäftigt sich auch Kapitel 2 mit den Standardtechniken von Camera Raw, dem Photoshop-Plugin für Rohdaten. Hierzu gehören etwa Vor- und Grundeinstellungen, Gradationskurven und Schärfen, Rauschunterdrückung und Staubretusche, Farb- und Objektkorrektur, Graustufenkonvertierung und Bildfreistellungen und so viele weitere Funktionen.
Wenn der Anwender die Bilder im Raw-Format bereits präzise bearbeitet hat, sind gute Grundlagen für das Feintuning mit Photoshop geschaffen. Im Kapitel drei geht es nun darum, die nach Camera Raw-bearbeiteten Bilder weiter in Photoshop zu bearbeiten bzw. losgelöst von Camera Raw mit den zahlreichen Werkzeugen von Photoshop die Bearbeitung vorzunehmen.
Kapitel 3 bildet die Schnittstelle zwischen den Retuschearbeiten in Camera Raw und in Photoshop und wartet mit den Techniken zur Gradationskurve in PS auf.
Ins Detail geht es ab Kapitel 4 zu den Retuschetechniken. Der Autor erklärt vorweg die Ebenentechnik und im Detail die einzelnen Werkzeuge und Anwendungen: Retusche mit dem Kopierstempel, Abwedeln und Nachbelichten, Augenretusche, Korrekturen im Gesicht (Nase/Augenbraue), Hautpinsel, Lippen hervorheben, Licht und Schatten, Zähne und so weiter und so weiter.
Kapitel 5 heißt Looks und beschäftigt sich mit verschiedenen Stilen. Damit kann jeder versuchen, seinem Bild eine individuelle Note zu geben. Hier wird ua. erklärt, wie ein Grungelook erzeugt wird.
Wenn Hintergründe geändert werden sollen, muss der Bildbearbeiter das Porträt freistellen können. Die schwerste Aufgabe ist das Haare freistellen. Wie es geht, erklärt Klein im 6. Kapitel.
Den Abschluss bildet Kapitel 7 zum Ausschnitt, Schärfen und Speichern.
Auf der mitgelieferten CD finden sich die Arbeitsmaterialien zum Nachbau der Workshops.
Das Buch ist für den Leser ansprechend bebildert. Auf jeder Seite gibt es Fotos und Programmscreenshots, in kleinen Infoboxen werden Hinweise und Tipps gegeben. Die Inhalte sind sinnvoll strukturiert und workfloworientiert. Die Bilder zeigen eindrucksvolle Ergebnisse und die entsprechenden Ursprungsbilder im Vorher-/Nachhervergleich.
Der Autor setzt bereits Vorkenntnisse der Leser in Photoshop voraus. Ebenso sollte dem Leser Bridge und Camera Raw nicht gänzlich unbekannt sein. Dieses Erfordernis steht in mancherlei Widerspruch zu einigen Buchthemen, wenn der Autor beispielsweise die Voreinstellungen oder den Ebenenmanager erklärt. Was ich vermisse, sind die Kniffe bei schwierigen Anwendungen, etwa das Haare freistellen von Außenaufnahmen, bei dem das Bild keinen einheitlichen Hintergrund hat.
Ebenso wäre schön gewesen, hätte Klein ein wenig mehr über individuelle Stile geschrieben. Sicher beinhaltet nicht jeder 1000-Seiten-Wälzer zu Photoshop die Berücksichtigung gerade auf dieses spezielle Porträtthema. Und weiter: fokussiert gibt es diese Infos auch nicht und der Leser muss sich quasi mühevoll durch die Seiten kämpfen. Aber Inhalte zu Bridge und Camera Raw – was so explizit auch aus dem Titel von Klein nicht hervorgeht – und die technischen Sachen zur Retusche beinhalten diese Bücher ebenso. Und wenn Kleins Buch mit einem Preis wie für die dicken Wälzer daherkommt, dann sollten auch einzigartige Beiträge enthalten sein. Da wären insbesondere unverkennbare Stile und Richtungen – wie etwa von Kaplun, Hollywood, Gast und Co. - statt standardisierte Techniken genau das richtige für den Leser gewesen. Da enttäuscht dieses Buch leider ein bisschen, weil es nicht über die Grundlagen hinauskommt.
Schön: auf der Website gibt es wöchentlich ein Videotraining, das sich zu Inhalten dieses Buches auseinandersetzt.
Fazit: Insgesamt eine gute Einführung zur Bildbearbeitung von Porträtaufnahmen. Insbesondere der Workflow von Camera Raw und Photoshop ist gelungen.