Die Sicherheit, daß der Drucker seine Prooferstellung auf seine Gegebenheiten abgestimmt hat, möchte ich heute nicht mehr missen. Dies bewahrt vor immensem Schaden.
Und den Kunden möchte ich erleben, der deine dE-Toleranzen und Meßwerte akzeptiert, wenn sein Prospekt nicht dem Ergebnis entspricht, das er letzendlich (als Proof oder was auch immer) abgesegnet hat.
Hmm...
Es hat schon irgendwie Gründe, dass wir inzwischen im Jahr 2014 in der Lage sind, auf die Arbeit von vielen Köpfen, die sowohl in Bezug auf ihre Fähigkeiten, ihr Wissen, ihren Intellekt und ihre Gehaltsstufe weit über uns beiden liegen, zurückzugreifen und dadurch reproduzierbare Ergebnisse nach gewissen Standards erreichen können.
Oder mal anders ausgedrückt: das, was Du da oben auch wieder etwas polemisch formulierst, ist eigentlich etwas fragwürdig - denn Sinn und Zweck der ganzen Anstrengungen ist ja, die möglichen Probleme zu minimieren. Und übrigens sind das nicht "meine" Toleranzen, sondern haben schon ihre Gründe. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber die Einhaltung des Prozessstandards führt zu einem akzeptablem, in den meisten Fällen mehr als ausreichendem Kompromiss zwischen Aufwand und Ergebnis in der Reproduktion.
Die Fälle, in denen der PSO nicht mehr reicht, sind Sonderfälle, die eh getrennt betrachtet werden müssen. Dann reden wir aber eh nicht mehr von einem Proof, dann ist mal mindestens ein Andruck Pflicht. Und natürlich gibt es so kritische Fälle, in denen Du neben der Druckmaschine stehst, und alle paar 1000 Bögen die Dinger mit dem Drucker zusammen kontrollierst - aber da spielen wir in einer ganz anderen Liga.
Ich weiß nicht, mit welchen Kunden Du zu tun hast, und es ist auch ganz alleine Deine Sache, wie Du mit ihnen verfährst. Das musst Du wissen, und da wird Dir auch ganz bestimmt keiner reinreden. Wenn Du mit Druckereien arbeitest, die "...seine Prooferstellung auf seine Gegebenheiten abgestimmt hat…", ist Dir das unbenommen. Auch wenn ich persönlich nicht wüsste, was das bedeuten soll - da biegt doch keiner in den Farbkurven seines Proofers rum, weil er weiss dass sein Drucker einen Farbstich hat oder so…?
Aber der überwiegende Teil der Menschen, die in diesen Produktionsprozess eingebunden sind, sind schon darauf angewiesen, reproduzierbar und rechtssicher zu arbeiten - und nicht mehr wie anno Anfang der 90er, als ICC noch ein Fremdwort war, Farbmanagement bestenfalls aus Linearisierung bestand und man mit dem Chomalin in der Hand neben der Druckmaschine stand und mit dem Drucker über mehr oder weniger Wasser im Magenta debattieren musste.
Zumindest bei großen Kunden hast Du auch zusätzlich die Situation, dass da eine ganze Menge Gewerke, Abteilungen und Menschen zusammen arbeiten müssen - da hat der Fotograf nicht unbedingt etwas mit der Agentur zu tun, die das Design macht, die Reinzeichnung macht wieder jemand und die Produktionsüberwachung liegt wiederum in ganz anderen Händen - je nachdem, was daraus produziert wird. Da auch sollte das Messebanner in 3x5m schon möglichst viel in der Farbwiedergabe des Bildes aus dem Geschäftsbericht haben. Und dafür braucht man eben Standards, und dafür sind sie da.
Aber wie gesagt, jeder, wie er gut zurecht kommt. Wenn Du sie nicht magst und für Deinen Bereich nicht brauchst, auch gut. Aber deshalb sollte man sie nicht als unnötig abtun.