AW: silvia.. kritik erwünscht
achja, das kleid findet sie ausgesprochen gut..
Das glaube ich sogar gerne. Es ist aber leider kein Kleid für diese Position. Das ist ja die übliche Face/Breast-Aktposition. Üblicherweise liegen die Beine schon hinter der Schärfentiefe. Zu dieser Position gehört eben figurbetonte Kleidung (bzw. keine Kleidung). Kleider, die mit Rüschen, Puffärmeln etc. aufwarten, sind in liegenden Positionen üblicherweise nichts, was der Figur schmeichelt noch von einem fotografierenden Laien wirklich gut auf Fotos präsentiert werden könnte. Das braucht wirklich viel Erfahrung und den Blick für die Sache – neben dem Blick für das Modell.
Du musst Dir bei einem Foto immer Gedanken über die Blickfolge des Betrachters machen. Hier guckt der Betrachter auf das Modell, das ihn nicht anguckt, also nicht mit dem Blick fesselt und weiterführt. Es antwortet nicht! Also folgt der Betrachter ihrem Blick nach rechts. Und erkennt: da ist nichts von Interesse für ihn, somit folgt der Blick zurück nach links zum Modell und sieht als erstes einen platt unvorteilhaft aufliegendem Arm, denn das Modell hat null Spannung! Und als nächstes folgt der Blick auf eine schreiende Farbe, die das Bild ganz unangenehm bricht, zudem dann in einem Gewusel drapiert, dass ich mit kennendem Blick als modisches gerade en vogue Hängerchenaccessoire auf die Spitze getrieben, erkenne. Diese Hängerchen verkürzen leider bei jeder 08/15-Frau die Beine, so also auch in diesem Foto.
Verstehst Du worum es geht in dem Foto? Mir als Betrachter wird nichts nichts positiv Aussagekräftiges von dem Modell und der Körperlichkeit des Modells präsentiert. Nur die will ich aber sehen in der Pose! Das ist keine Pose für Fun, für Klamotte, für Lässigkeit – es ist die Pose für Sex! Wer in der Pose fotografiert wird, soll Begehrlichkeit wecken. Begehrlichkeit weckt man nie mit einem nicht figurbetonten Kleid! Wenn ich aber meine Aufmerksamkeit auf dieses Kleid lenken sollte als Betrachter, dann doch bitte schön mit einem stehendenModell und mit dem vom Designer gewollten Fall des Stoffes. Verstehst Du, worum es geht?
Du wirst als Fotograf keine guten Fotos machen, wenn Du Dir den Kleidergeschmack vom Modell definieren lässt, da musst Du zu Deiner Bildidee vorher den Kopf machen und dementsprechend Anleitung geben.
Was also wolltet Ihr fotografieren – Sie, als Modell? Oder das Kleid? Dieses Kleid wird immer vom Modell ablenken, weil es auffällig ist. Also ist es kein Kleid, um das Modell herauszustellen. Punkt. Und wenn Ihr das Kleid fotografieren wolltet, dann war's die denkbar schlechteste Position. So einfach ist das – ganz egal, wie sehr das Kleid geliebt wird und auch egal, wie gut es ihr steht!
Also, was macht ein Kleid in einer Farbe und in nicht figurbetontem Schnitt mit diesem Foto? Es bricht es leider. Und Bruch ist gut in der Reportagefotografie, aber selten gut in der Porträt- oder Modefotografie.
Die Position verkürzt von Haus aus optisch das Modell. Übe mal mit einem hellen und mit einem sehr dunklen Badehandtuch/Laken (günstigste Lösung), wie Farben in dieser speziellen Position wirken: dunkel verlängert optisch. Hell verkürzt, weiß trägt sogar fies auf! Dunkel wird den Betrachter leiten und führen und dem Modell schmeicheln. Hell wird das Foto in der Mitte brechen und vom Kopf des Modells ablenken. Du willst aber das Modell zeigen in der Position, dann muss das Modell mindestens in die Kamera gucken, damit die Augen den Job tun können!
Also weiter üben, und nie die Macht der Klamotte unterschätzen!