AW: Speicherformat für Druck
Wie erklären sich dann die Farbverschiebungen, vor denen gewarnt wird, wenn man in CMYK für den Druck konvertiert?
Mit der Umwandlung wechselst du den
Farbraum. Das kann sehr unterschiedlich geschehen, je nachdem,
- wie das Ausgangsmaterial aussieht,
- welches Ziel man hat,
- welche Umwandlung man bevorzugt und
- wie gut sie gelingt.
Zum Beispiel sind Farbräume veschieden groß - RGB ist wesentlich größer als CMYK. Das bedeutet, bestimmte RGB-Farben lassen sich in CMYK nicht genau so darstellen.
Ein leuchtendes Blau z.B. ist schwierig. Ein Entwurf, der auf dem Bildschirm blau wie der leuchtet, sieht im Druck völlig schlapp aus. Geht aber nicht anders, denn CMYK schafft es als Farbraum einfach nicht.
Wenn ich das weiß, kann ich das Problem lösen oder mit dem Ergebnis leben. Oder ich kann meinem Kunden sagen, dass wir das schöne Blau von seiner Webseite nicht genau so auf seine Visitenkarte bekommen.
Aber wie passe ich das an? Nehme ich einfach die Farbe, die am nächsten dran ist? Versuche ich, den optischen Eindruck zu erhalten? Wenn ja, wie geht das am besten? Wenn ich Abstriche machen muss, steht dann Helligkeit oder Farbe im Vordergrund? Usw., usw., usw. ...
CMYK ist auch nicht CMYK. Farbmetrisch dieselbe Farbe - aber soll ich ohne Unterfarbenauszug umwandeln (tieferes Schwarz, lebendigere Farben) oder mit (weniger Farbe, kürzere Trocknung, schnellere und stabilere Produktion)?
Ein "normaler" Farbdruck findet in CMYK statt - ein Farbraum, der eine technisch überschaubare Umsetzung und einen ausreichend großen Farbraum gestattet und darüber hinaus nicht zu teuer ist. Wenn das Blau vom Enzian so wichtig ist, sollte man vielleicht zu
Hexachrome greifen - wenn die Druckerei das kann.
Mit diesem ganzen Thema beschäftigt sich das
Farbmanagement, eines der anspruchsvollsten Gebiete in Gestaltung, Druckvorstufe und Druck überhaupt - weil fast jeder Faktor auch einen Einfluss auf die Farbe hat.
Die Umwandlung von RGB in CMYK ist ein entscheidender Schritt, bei dem auch viel schiefgehen kann. Deswegen ist es eine gute Idee, diesen Schritt nicht irgendwen machen zu lassen, sondern selbst durchzuführen. Sonst macht es vielleicht der Azubi im Druckbetrieb, der die Warnmeldung im InDesign (wenn denn eine kommt) glatt ignoriert, weil er sie nicht versteht, und für die Umwandlung ganz gruselige Parameter eingestellt hat.
Stattfinden wird dieser Schritt auf dem Weg vom Bildschirm zum Drucker ohnehin - im Zweifel automatisch. Die Frage ist, wer diesen Schritt vollzieht.
CMYK sind nicht prinzipiell die besseren Druckdaten. Man ist nur einen Schritt näher an dem Punkt, an dem die Farbe aufs Papier kommt.
Mein Tintenstrahldrucker (HP) druckt im sRGB oder Adobe RGB.
Ich vermute, du meinst, dass du mit den Ergebnissen, die dein Drucker mit RGB-Dateien erzielt, ganz zufrieden bist. Denn drucken tut dein Farbdrucker in CMYK, jede Wette.