AW: Testberichte auf PSD
Erfahrungsberichte - prima, warum nicht? Die Frage, ob es nun Testberichte oder Erfahrungsberichte heißen darf, halte ich eher für akademisch.
Ich habe in meinem Leben noch keinen Testbericht gesehen, der de facto etwas anderes als ein Erfahrungsbericht war. Das sage ich als zertifizierter Softwaretester und regelmäßiger Beobachter einiger der größten Geräte-Testlabors der Welt.
Das liegt zum Einen an der Serienstreuung: auch Geräte mit A- oder gar A++-Labels können z.B. im Einzelfall durchaus mal nur B erfüllen - das darf nur nicht bei mehr als einem Drittel einer Charge auftreten - de facto bei heutigen Herstellungs-Mengen völlig untestbar und bei Vergleichstests über die heutige Modus-Vielfalt nicht im Ansatz über diverse Geräte hinweg vergleichbar. Erst danach kann eine solche Auslobung von Mitbewerbern abgemahnt werden (machen die dann übrigens auch - keiner will Geld in Forschungs gesteckt haben und andere ohne solche Invests damit durchkommen lassen, dass die Aufkleber lügen, passiert aber meist leise).
Zum Anderen liegt das in der Sache - kaum ein Dingen wird konstant gleichartig benutzt: Wenn ein Gerät XY z.B. einen Verbrauch yz haben soll, dann wird dort meist ein (wie die Zahl 1) sparsamer Modus getestet, der gerade noch bestimmte Mindestparameter erfüllt. Oft hat dieser "Normmodus" dann solche Nebeneffekte, dass man ihn in der Praxis gar nicht nutzt (Waschmachine läuft dann 6 Stunden, Kühlschrank wird nie geöffnet, Daten bestehen nur aus toll komprimierbaren Elementen sind aber formal x Gigabyte ...). Abseits dieses Normmodus kann ein Gerät dann der übelste Verbraucher sein. Vielen von uns dürfte das ja bei den tollen Verbrauchswerten unserer Autos allgegenwärtig sein. Trotzdem stimmen diese Testberichte, denn das Testverfahren - in dem diese unrealistischen Werte gemessen werden - ist ebenfalls genormt. Damit ist das für jedermann erlebbbar Falsche per Norm richtig.
Um es kurz zu machen: ich verstehe den Wunsch nach Transparenz und Vergleichbarkeit. Ich habe ihn ja auch.
Selbst bei kleinen Geräten bleibt ein solcher zuverlässiger "Testbericht" aber eine Utopie. Es bleibt eine Betrachtung eines kleinen Auschnitts von Funktionen an einem oder gar zwei Exemplaren einer Gesamtheit - ein Erfahrungsbericht, selbst wenn man komplexen Messtools in einem Labor rangeht. Aber immerhin: sowas ist doch schon besser als gar nichts!
Eine dazu passende Erfahrung von mir: ich kaufe natürlich auch gerne Geräte, die von honorigen komplexeren Einrichtungen für gut befunden sind - meist also mit Testlaboren, Datenblättern, Messwerten - ich nenne das mal "echtes Testen", auch wenn ich das ja auch nur Datenblatt-Erfahrungen halte. Na ja - und Donnerwetter habe ich da schon Mist mit erlebt! Selbst in den tollsten Datenblättern steht nämlich oft nicht, was etwa der Verkäufer nach einigen Tagen weiß ("jedes Dritte davon kommt in einer Woche zurück ...") oder eben wir Anwender ("tolle Bilder, überträgt aber bei Aufnahmen kein LiveView auf externe Monitore ...") - darum stehen solche Feedbacks ja auch bei Amazon. Finde ich oft hilfreicher als die Datenprüfungen von StiWa oder ähnlichen.
Zur Haftungsfrage: wir senden hier halt aus Deutschland. Man sollte stark darauf achten, dass schlechte Erfahrungen nicht wie Verunglimpfungen wirken - auch wenn man sich wirklich über ein Ding geärgert hat (weil die Hochzeitsbilder verloren sind oder so), Bastelleien manchmal Vorsichtsmaßnahmen bedürfen etc.
Ist doch aber anderseits hier nichts Neues. Das sollten wir doch in unseren Posts ohnehin auch alles beachten und machen wir doch mit großer Mehrheit auch.
Ich finds gut: bitte machen!