Das Vektor-Animationsprogramm Synfig Studio war eine kommerzielle Entwicklung, die im Jahr 2005 auf GPL (freie Software) umgestellt wurde. Das Ziel des Programms war und ist Animationen mit weniger Aufwand zu erstellen. Dies wird mit dem sogenannten Tweening (eigentlich »Inbetweening«, engl. »in between«, also »dazwischen«) erreicht. Vereinfacht gesagt, muss der Animator nur einen Startzustand und den Endzustand für ein Objekt zeichnen und das Programm erstellt die Zwischenbilder selbst. Den älteren Lesern wird dies noch aus Adobe Flash bekannt sein.
Was kann das Programm?
ZeichnenEs stehen zum Zeichnen die Vektorformen Rechteck, Kreis, Stern, Polygon, Pfad- und Freihandwerkzeug zur Verfügung. Etwas ungewohnt für Einsteiger ist, dass Region (Fläche) und Umrandung (Kontur) getrennte Objekte sind, die in der Mischmethode »Komposition« zusammengehalten werden. – Da kommen Erinnerungen an das Arbeiten mit Adobe Flash hoch. – Was zunächst komplizierter klingt, bietet beim Animieren jedoch mehr Flexibilität. Sehr schön ist auch die erweiterte Umrandung, die es erlaubt, die Umrandung lokal zu verändern (breiter oder schmaler zu machen). So kann ein typischer Cartoon/Comic-Look erzeugt werden. Gezeichnete Symbole lassen sich in Gruppen zusammenfassen, um diese gemeinsam auf der Bühne zu bewegen und zu verändern.
TIPP für Mac-User: Tastenkürzel in Synfig unter macOS funktionieren nur mit der <ctrl>-Taste statt wie sonst mit <cmd>, also tippen Sie <ctrl><Z> für ein Undo. Während <cmd><Q> zum Beenden des Programms funktioniert.
Keyframes für Bewegung, Skalierung, Rotation und mehrObjekte können in ihrer Position, Größe und Drehung festgelegt werden. Diese Informationen werden in Schlüsselbildern (Keyframes) gespeichert. Aus zwei Keyframes, die zeitlich auseinanderliegen, kann bereits eine einfache Animation (Tweening) vom Programm berechnet werden. Die Keyframes können jeden einstellbaren Parameter speichern und so lässt sich das Objekt über die Zeit zum Beispiel auch in der Füllfarbe verändern.
Vektor Tweening und Pfad-AnimationenVerwandeln Sie jede Vektorform in eine andere gezeichnete Gestalt. Außerdem können Sie Objekt auf Pfaden bewegen.
Ebenen und FilterEbenen und Filter machen die Stärken des Programms aus. Es gibt mehr als 50 Ebenen(typen) zum Erstellen von Grafiken und Animationen. Diese können über Parameter genau gesteuert werden. Es stehen unter anderem geometrische Layer, Gradienten, Filter, Verzerrungen, Transformationen, Pflanzen und Fraktale zur Verfügung. Die Ebenen können hintereinander angeordnet werden und die Z-Tiefe (Position in der virtuellen Tiefe) eines Objekts während der Animation verändert werden. So kann zum Beispiel ein Objekt zuerst hinter einem anderen sein und später, als würde es dieses überspringen, vor ihm.
Bones und Cut-Out-Animation
Zum Verzerren und Animieren von Bitmap-Bildern können sogenannte »Bones« (Knochen) verwendet werden. Bones sind so etwas wie lokale Kraftfelder, die die Pixel in ihrem Umfeld bewegen (verzerren) können. Mit den Bones kann man Trickfiguren leicht animieren.
Alternativ kann man eine Figur auch aus verschiedenen Objektteilen (Kopf, Rumpf, Oberarm, Unterarm, Hand und so weiter) erstellen und diese Teile unabhängig oder zusammen bewegen, um Winken oder eine andere Bewegung darzustellen. Dies wird auch Cut-Out-Animation genannt.
RendernDie erstellten Animationen werden zum Schluss als Bitmap-Bilder oder Film berechnet. Weil das Ganze vor allem auf Vektoren beruht, kann man die Auflösung frei einstellen. Durch das Rendern können auch Effekte (z. B. Unschärfen) benutzt werden, die bei einer reinen Vektor-Ausgabe nicht möglich wären.
Import
- Bilddateien: PNG, PNG mit Alpha, GIF, JPEG, BMP, PSD, TGA, PPM, EXR, XCF (mit Gimp2synfig Extension), SVG (via Inkscape "SIF exporter")
- Sound-Dateien: OGG, WAV, MP3
Export
- Bild oder Bildsequenzen: BMP, PNG, GIF
- Videodatei als AVI, DV, FFMPEG, YUV420P darüber hinaus stehen verschiedene Videocodec zur Verfügung wie H.264, MPEG-4, Windows Media 7 und 8.
- HTML5-Datei via Lottie Plug-In
Hinweis: GIF-Animationen laufen automatisch in einer Endlosschleife ab. Der Hintergrund kann transparent sein.
Sprache und Handbuch
Die Programmoberfläche ist auch in Deutsch verfügbar. Das Online-Handbuch steht ebenso in Deutsch zur Verfügung.
Systemvoraussetzungen
- Microsoft Windows 7 oder höher
- macOS 10.8 oder höher
- Linux Distribution von 2012 oder später
Links
- https://www.synfig.org (Website)
- https://www.fosshub.com/Synfig.html (Download)
- https://wiki.synfig.org/Main_Page/de (Online-Handbuch und mehr, Deutsch)
- https://wiki.synfig.org/Main_Page (Online-Handbuch und mehr, Englisch)
- https://synfig.readthedocs.io/en/latest/index.html (Online-Handbuch, Englisch)
- https://synfig.readthedocs.io/_/downloads/en/latest/pdf/ (PDF-Handbuch, Englisch)
- https://synfig.readthedocs.io/en/latest/export/export_for_web_lottie.html (Informationen über Lottie Plug-In)
Fazit
Synfig Studio ist eine gute Ergänzung zu den Programmen Gimp (Photo- und Bildbearbeitung) und Inkscape (Vektorzeichenprogramm) und ist wie diese kostenlos. Der Vorteil von Vektoranimationen ist es, dass diese (fast) zerstörungsfrei erstellt und dank Tweening und Bones viel schneller animiert werden können als Bild-für-Bild-Animationen in einem Bitmap-Malprogramm wie FireAlpaca.
Einfache Objekte oder Figuren können Sie direkt in Synfig Studio zeichnen. Für komplexere Grafiken sollten Sie jedoch ein Vektorzeichenprogramm wie Inkscape benutzen.
Tipp: Wenn Sie Vektordateien im Format .SVG, .AI oder .EPS in Synfig importieren möchten, dann müssen Sie den Umweg über Inkscape gehen und dort die Datei als .SIF exportieren.
----Bildquellen:
Vorschau, Titel: © 2021 synfig.org, Website
Animation im Text: Erstellt mit Synfig Studio 1.4.1 unter Windows 10 von Draupnir.