AW: Vergleich Objektiv Analog Digital
1. Objektive, die für Film (analog) gerechnet wurden unterscheiden sich von Objektiven, die für Sensoren (digital) gerechnet wurden. Die Unterscheidung liegt im Strahlengang.
Analoge Aufzeichnungsmedien (Filme) können Licht aus allen Richtungen auswerten. Sensoren können nur Licht auswerten, das direkt von vorne kommt. Man kann sich das etwas so vorstellen: Legt man einen Film flach auf den Tisch, dann werden alle auftreffenden Lichtstrahlen gespeichert (von oben, von links, von rechts, usw.). Legt man einen Sensor flach auf den Tisch, werden nur die Strahlen gespeichert, die direkt von oben kommen.
Der Sensor besteht im übertragenen Sinne aus vielen kleinen Hülsen (je Pixel eine Hülse) - irgendwo habe ich auch mal einen Eimervergleich gelesen - die nebeneinander angeordnet sind. Das Licht wird am Ende (dem Boden) der Hülse ausgewertet, also kann nur Licht ausgewertet werden, das auch am Boden ankommt. Das bedeutet, dass Digitalkameras Objektive brauchen, die das Licht nach Möglichkeit parallel ausrichten. Analoge Objektive funktionieren eher wie in Trichter (stark vereinfacht).
In Objektiven für Digitalkameras werden daher Linsen (genauer Linsengruppen) verbaut, die das Licht stärker richten, als das Objektive tun, die für analoge Kameras gerechnet wurden. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass man "analoge Objektive" nicht auch an Digitalkameras betreiben kann. Bei guten Objektiven aus der analogen Zeit, ist der limitierender Faktor weniger die Bauart des Objektivs, da spielen noch andere Dinge eine Rolle.
Es gibt also grundsätzlich schon mal einen Unterschied zwischen Objektiven für analoge Kameras und für Digitalkameras - der aber nicht sooo gravierend ist.
2. Die Entscheidung, welches Objektiv für welche Kamera geeignet ist, hängt weniger von analog oder digital gerechnet ab, sondern von der Aufzeichnungsfläche.
Kleinbildkameras haben ein Negativformat (bei Film) von 36x24 mm. Auf dieser Fläche wird das Abbild aufgezeichnet. Man nennt diese Fläche daher auch Kleinbildformat (kurz: KB-Format). Oft wird bei Objektiven das sog. KB-Äquivalent angegeben, was so viel bedeutet, dass man eine gemeinsame Größe über die verschiedenen Aufzeichnungsflächen hat.
Es gibt nämlich neben dem KB-Format (36x24 mm) auch das Mittelformat und das Großbildformat oder Panoramaformate, die das Negativ alle auf einer größeren Fläche speichern. Wenn größer, dann auch kleiner, die Formate lauten dann beispielsweise APS-C oder Four-Thirds.
Die Unterschiedliche Größe der Aufzeichnungsfläche ist es dann auch, die dich anscheinend so verwirrt. APS-C beispielsweise ist je nach Hersteller zwischen 1,5 und 1,6x kleiner, als das KB-Format. Es steht also weniger Fläche für die Aufzeichnung der Bilddaten zur Verfügung, was auf dem Foto den Eindruck erweckt, als wäre man näher am Objekt gewesen. Der Faktor mit dem man auf das KB-Format umrechnet, nennt sich Cropfaktor und kann auf die Objektive zur Berechnung des KB-Äquivalents angewandt werden.
Ein Standardzoom für KB-Format 28-75 mm entspricht bei einem Cropfaktor von 1,5 einem für APS-C gerechneten Objektiv mit 42-112,5 mm. Wird das Objektiv an einer KB-Kamera betrieben (im Digitalbereich wird das KB-Format auch als Vollformat bezeichnet), fängt es im WW-Bereiche (28 mm) an und geht bis in den Nahbereich (75mm - Porträt beispielsweise). An einer APS-C-Kamera würde das gleiche Objektiv schon fast im Nahbereich (42 mm) beginnen und bis in den leichten Telebereich (112 mm) gehen, also einen ganz anderen Arbeitsbereich abdecken.
Grundsätzlich kann man Objektive, die für größere Abbildungsflächen gerechnet sind, an Kameras mit kleinerer Abbildungsfläche verwenden, umgekehrt geht das nicht, weil dann ganz einfach ein Stück des Bildes fehlt. Mein Vorschreiber hat das ja mit den Bildkreisen schon verdeutlicht.
Du findest sicher in Wikipedia weiter Hilfe unter den Stichworten: APS-C, Four-Thirds, Vollformat, KB-Format, Cropfaktor, ...