AW: Welche Wandfarbe im Fotostudio ?
Der Beitrag ist zwar schon ein wenig älter doch, vermute ich mal, das der eine oder andere bei der Suche hier drauf stößt und sich weiter fragt, was wäre nun am besten.
Ich möchte dazu meine Beitrag leisten, um es dem ambitionierten Hobbyfotografen zu erleichtern ein Studio einzurichten wodurch das Hobby schon eher in den den Semi Pro Bereich übergleitet.
Daher werde ich etwas detaillierter vorgehen und nicht nur auf die Wände eingehen, weil mir das früher immer gut geholfen hatte, wenn Zusammenhänge zu meinen Fragen besser dargestellt wurden.
Grundlegend sei gesagt, die Wand spielt nur bedingt eine Rolle.
Fotografieren heißt früher oder später werden diese Bilder bearbeiten und auch gedruckt.
Wer dies also direkt einplant und schon soweit ist ein Studio einzurichten, sollte sich an der ISO_3664 orientieren, sie dient als Maß für den Vergleich von Fotografie und Druck / Proof (
http://de.wikipedia.org/wiki/ISO_3664)
Um also der Norm weitestgehend gerecht zu werden, geht ihr z.B. wie folgt vor ...
Decke und Wände in Neutral !!! MATT !!!
Ich bin dazu in ein Fachhandel gegangen und habe eine 18% Foto Graukarte mitgenommen und mir dann die Farbe in Matt abmischen lassen, diese wurde dann in 2 Anstrichen auf eine Tapete aufgetragen (raue aber glatt wirkende, selbst feine Raufaser finde ich schon zu grob), die selbst relativ neutral grau war und die Farbe sehr gut angenommen hatte. Wäre aber sicher auch auf einer einfachen Weißen Wand ok gewesen.
Ich habe mich für die Tapete entschieden (3 getestet) um möglichst das reflexionsverhalten der Graukarte zu erreichen.) Eine billige 5 Euro Rolle hat das Rennen gegen Raufaser gemacht.
Für alle die wirklich nur nach der perfekten Farbe für die Wand suchten, war das wohl entscheidend.
Weiter geht's für alle interessierten, was noch wichtig wäre zu bedenken.
Der Boden wurde bei uns mit Laminat in Steingrau ausgelegt, in der Regel liegt im Aufnahmebereich aber Molton oder Hintergrundkarton.
Wichtig war nur, das der Boden glatt ist und definitiv kein Teppich, das wird euch der Hintergrundkarton nie verzeihen !
An der rückwärtigen Wand habe ich ein zusätzlich 2 MATTE blanko DIN A4 und A3 Blätter (für meinem Drucker) hängen, die ich einmal im Monat austausche und bei jedem Shooting für den Manuellen Weißabgleich nutze ... kurz eine Softbox darauf gerichtet und es ist FAST perfekt. Richtig perfekt wird es aber nur, wenn die tatsächlich genutzten Blitzköpfe verwendet werden, hier habe ich ein billiges Stativ mit einer alten Schreibmappe zusammengebaut und platziere das ganze nach jedem neuen LichtSet dort wo später das Model sich bewegt.
Weiss und Graukarte drauf (auf Winkel und Reflxion achten), das war's.
Dies mache ich aber auch nur bei farbkritischen Situationen und bei Modellen bzw. Kunden die Wert darauf legen das die Farben selbst nach der Bearbeitung nicht zu sehr oder gar nicht (kaum erreichbar) abweichen.
Hier wird es dann auch wichtig die Kamera zu profilieren (
http://foto.beitinger.de/farbmanagement/22_kameraprofile.html)
Dieser Link bzw. die Hauptseite davon, ist auch jedem weiter zu empfehlen der intensiver an Farbmanagement denkt.
Als Hintergrund System verwende ich fast nur Molton, seine Vorteile werden schnell klar.
Molton = Lichtschlucker somit keine Reflektionen, aber auch kaum Lichtverläufe.
Daher gibt es bei mir auch Rollen mit Karton-Hintergründen an meiner Decke.
Karton = super Lichtverläufe und je nach Winkel leichte Spiegelungen
Wichtig ist hier , das man jeweils vorher sich fragen sollte, will ich das Objekt oder Model später freistellen oder reicht mit eine "Photoshop Lösung" mit z.B. Weiches Licht bzw. Ineinanderkopieren. Dann reicht euch ein dunkelgrauer (75%) Hintergrund völlig. sogar ein 18% Grau könnte reichen ist aber dann nicht zu verwechseln mit dem RGB Neutral Grau 127,127,127 oder dem 50% Wert bei CMYK
Meine persönliche Empfehlung wäre Thundergrey bei Karton (z.B. bei Walimex erhältlich)
und das dunkelgrau bei Molton Bühnenstoff (z.B. bei Molton24 in Berlin erhältlich)
hiermit lassen sich unter Photoshop die besten “Halbfreistellungen” erstellen
Nun mit das wichtigste in mein Augen, das LICHT
Als Deckenbeleuchtung nutze ich 5000 Kelvin Leuchtstofflampen von Just Normlicht
http://www.just-normlicht.de/de/index.html
Hier wäre zu empfehlen, vorher mal mit dem Hersteller zu telefonieren und nachzufragen was sie bei eurer Raumgröße empfehlen
Mir reichten 2 Lampen aus dem Baumarkt mit je zwei 36 und 58 Watt Röhren, welche ich dann austauschte gegen die 5000er von Just.
Diese 2 lassen sich einzeln schalten und somit kann ich dafür Sorge Tragen das ich keine ungewollten Kopflichter bekomme wenn ich mal ohne Blitz Arbeite. bzw, der Raum heller oder Dunkler ist, je nach Bedarf.
Wer mit dem Geld etwas vorsichtig sein muss, dem empfehle ich Daylight Leuchtstofflampen , die liegen bei 6500K somit habt ihr zumindest ein relativ genormtes Licht, denn die Werte D50 und D65 wertet ihr immer wieder finden und definieren eben 5000K und 6500K
Zu bedenken sei, wenn ihr je eure Farbkette weiter verbessern wollt und eines Tages wirklich selbst mit einem guten Photodrucker selbst drucken wollt, plant auf lange Sicht die 5000er Lampe ein, das ist eben das optimale Licht für die Druckvorstufe und so sollte auch jeder Monitor dann kalibriert werden.
Zur reinen Bearbeitung und Internetdarstellung reicht aber 6500K als Licht und als Monitorkalibrierung völlig aus.
Grundsätzlich sollte man aber eines dieser Lichter als Raumlicht haben um dem Menschlichen Auge nichts vorzumachen, also im Natürlichen Bereich zu bleiben.
Es hilft auch beim betrachten von Fotomappen der Modelle oder beim Übergeben der fertigen Drucke an die Kunden. Was sie dann zuhause für Lichter haben, sollte euch nicht stören, aber ggf. darauf hinweisen, dass es Unterschiede geben könnte, weil ihr eben genormte Lichtverhältnisse habt.
Als Kleidung empfehle ich wie schon ein Mitglied hier auch beschrieben hatte, sich selbst möglichst auszublenden, je nach Objekt das fotografiert werden soll heißt das also Grau oder Schwarz.
Auf alle Fälle aber möglichst matt und wenig bis nichts metallisches wie Nieten am Gürtel oder der gleichen.
Nun denn, ich denke ich habe alle mehr oder weniger wichtigen Aspekte angesprochen und die Zusammenhänge sollten dabei schnell klar geworden sein.
Fazit:
Die Wand spielt nur bedingt eine Rolle, denn wer sich mit der Studiofotografie mehr beschäftigt wird schnell feststellen, das er hier und da Stellwände usw. einsetzen wird um Licht perfekt einzusetzen, dann könnte man sogar eine knallgrüne oder gar eine Spiegelwand haben, weil diese kein Einfluss mehr ausüben.
Entscheidend ist aber genauso das Licht und die eigenen Kleidung, sowie eben auch die Wahl des Hintergrunds. Auf lange Sicht wird man immer wieder Situationen erleben, wo die Kombination vieler Dinge die man sonst vermeidet, dann wieder tolle Aufnahmen ermöglichen.
Beißt euch also nicht daran fest, welche Farbe ihr wo braucht, sondern lernt mit dem Licht zu spielen, dann werdet ihr mehr und mehr Spaß haben und auch in kniffeligen Situationen eine geeignete Lösung zu finden, wie die Aufnahme in Euren Augen perfekt wird.
viele Grüße und viel Erfolg