AW: Welches Lichtequipment benutzt ihr?
Nun, ich habe eine 85 Octabox und habe damit meine Schwierigkeiten. Liegt es nun an mir oder an der Softbox?
Welche Schwierigkeiten hast du genau?
Ich habe mir vor langer Zeit sagen lassen größer sei besser, da es direkt mehr Bereiche abdeckt.
Größer = besser? Kann man so wirklich nicht sagen.
Das gilt sowohl für die Leistung einer Blitzanlage in Ws/J, da auch dies vom Einsatz-Ort/-Zweck/-Szenario und den verwendeten Lichtformern abhängt, als auch für die Lichtformer selbst.
Der Lichtformer soll (sagt ja der Name) Licht formen. Daher ist immer die Frage, wie genau formt jetzt die jeweilige Softbox, oder Octabox, das Licht.
Nun will ich aber mein Model schön akzentuieren und sehe Fotografen die mit wesentlich kleineren Softboxen arbeiten.
Dafür kann so eine Octabox leider "falsch" sein.
Alle diese "großen" Lichtformer sind Flächenleuchten, das heißt, sie geben ein über die Fläche verhältnismäßig gleichmäßiges Licht ab.
Das Resultat sind dann eben auch gleichmäßig ausgeleuchtete Porträts, sprich, sie sind fast schattenfrei, man hat das berühmte diffuse, aka "weiche Licht".
Das ist auch durchaus für manche Situation tauglich, will man aber gezielt formen, bzw. wie du schreibst "akzentuieren", ist so eine große Softbox, oder Octabox, gar nicht mal unbedingt die erste Wahl, denn du hast eben auf einer Fläche von 85cm Durchmesser nur weiches Licht, was Schatten eher eliminiert.
Jedoch sind Schatten nicht die Feinde, sondern die Freunde des Fotografen
Wenn du ein Gesicht im Porträt aufnimmst, brauchst du tatsächlich nicht unbedingt eine 85er Octabox, wobei es da auch mehrere andere Varianten gibt, selbst wenn man dort nun besagtes "weiches Licht" haben möchte (-> deswegen heißen die Dinger auch "Softbox").
Man kommt also auch mit kleineren Softboxen aus, aber will man ganz akzentuiertes Licht setzen, bedient man sich häufig noch zusätzlicher Lichtquellen, als nur einer (frontalen) Softbox. Man kann bspw. die "Kanten" sehr akzentuiert heraus arbeiten, wenn man mit einer Art "Zangenlicht" arbeitet, wobei man wiederum durchaus auch Softboxen auf beiden Seiten des Models aufstellen kann, was dann allerdings meist Striplights sind, eben da man mit ihnen sehr feine Lichtkanten setzen kann.
Mit Systemblitzen (also den Aufsteckblitzen), wird man aber auch an die Grenzen von Softboxen stoßen, da Systemblitze oft a) nicht die gesamte Fläche einer großen Softbox ausfüllen können und b) schon gerichtetes Licht abgeben, so dass der Erfolg der Lichtformung auch nicht ganz so groß ist, wie bei Blitzköpfen, die auch im Studio verwendet werden. Es gibt da auch noch weitere Unterschiede, die manchmal als Nachteile genannt werden, aber das soll jetzt nicht das Thema sein.
Jedenfalls mit nur einer Softbox (und da ist fast egal, wie groß diese ist), wird es sehr schwer, akzentuiertes Licht zu setzen, es sei denn, du stellst schon diese seitlich vom Model auf (kann ja auch über Kopf von oben sein) und arbeitest dann mit Aufhellern.
Das verleiht deinen Bildern dann vielleicht schon wieder zu viel Akzent, also einen sehr individuellen Look
Du kannst z.B. auch mal einen Beauty-Dish testen, ob du für dich damit schon mehr Möglichkeiten siehst.
Eine kleine Softbox ändert das Problem nicht wirklich, da das Prinzip gleich bleibt.
Gehst du damit wieder weiter weg, erhältst du dann (neben Lichtverlust) jedoch auch wieder eine härte Lichtcharakteristik - und dafür brauchst du bei einem Systemblitz dann im Grunde die Softbox nicht mehr
Das heißt: eine große Flächenleuchte, besonders frontal und als einzelne Lichtquelle macht das akzentuierte Arbeiten schwer, kleinere Softboxen bringen dir nur was, wenn sie wirklich so gebaut sind, dass du die Akzente setzen kannst (siehe Striplights), brauchst du jedoch nur gezielte Akzente, können auch andere Lichtformer geeignet(er) sein und du benötigst dafür auch evtl. mehr als nur eine Lichtquelle, bzw. dann eben Reflektoren/Aufheller.
Du kannst aber wie im Beispiel gezeigt, mit 2 kleineren Softboxen in manchen Situationen, wenn du sie nicht gerade nur aus Richtung der Kamera auf das Model richtest, mehr anfangen, als mit einer einzigen großen.