AW: Wie werde ich Kriegsfotograf ?
Es gibt sogar eine Doku über Nachtwey, habe ich irgendwann nachts mal auf Arte oder 3sat gesehen...
Nach allem was ich weiß: ja, es ist wohl ganz passabel bezahlt, wenn man die richtigen Agenturen kennt. Häufig ist es so, dass Du nicht fest angestellt bist, sondern Agenturen für horrende Preise aktuelle und/oder besonders beeindruckende Bilder lieferst. Nicht selten gibt es (zumindest bei den Kriegsfilmern) auch schwarze Schafe, die behaupten, sie würden aus dem Norden im Irak drehen, dabei stehen sie gut 1000 km weit weg auf irgendeinem "friedlichen" Militärflughafen.... Letzendlich entscheiden die Redakteure, wie sie das Material einsetzen...
was ich beeindruckend in der Doku fand war, dass Nachtwey sehr zwiegespalten war: zum Einne glaubt er, dass er mit seinen Bildern etwas zum Positiven bewirkt, dadurch, dass seine Bilder auf das Leid aufmerksam machen, zum Anderen bedrückt es ihn sehr stark, dass er das Geld mit dem Leid der anderen Leute verdient. Wenn jemand schon einmal eine Kamera im Anschlag auf einer Demo hatte, wo gerade die Wasserwerfer auffahren, weiß, was er damit meint. Du "freust" Dich über besonders dramatische Bilder. Und das ist die harmlose Variante gegenüber dem Zuschauen von Mord und gegenüber den Tätern gute Miene zum bösen Spiel machen müssen, da Deine Bilder sonst nie mehr irgendwo veröffentlicht werden. Diese Bilder nimmst Du auch mit nach Hause und ins Bett. Ob Du so ein harter Knochen bist, kannst Du am leichtesten herausfinden, indem Du als freiwilliger Helfer mit einer Hilfsorganisation in ein Krisengebiet reist, z.B. nach Haiti nach Überschwemmungen. Auch das ist noch nichts gegen das dokumentieren von Massenerschießungen, aber es gibt Dir einen Vorgeschmack, ob Du damit umgehen kannst, dass die Leute dort verrecken, weil sie kein Geld für was zu Essen haben, Du aber Deinen monatlichen Sold bekommst (der zwar nach hiesigen Verhältnissen gering ist, aber dort ein Vermögen), zusätzlich zu Unterkunft und Essen. Wenn Du dann noch Bilder außerhalb Deiner Hilfstätigkeit machst, wirst Du feststellen, dass da nicht alle sehr erfreut drüber sind und möglicherweise Zorn gegen Dich aufwallt. Diesen musst Du dann beschwichtigen und zwar soweit, dass Du danach trotzdem noch weiter Fotos machen kannst.
Während Deiner Hilfstätigkeit lernst Du, ob Du mit dem Schmerz und Elend anderer umgehen kannst und mit der Erkenntnis, dass Du eben nicht allen helfen kannst.
Wenn Du all das mit Bravour meisterst, und das nicht, weil Du sozialer Abschaum bist, sondern weil Du einfach eine sehr robuste Psyche hast ("wenn nicht Du, wer dann?"), dann kannst Du überlegen, ob Kriegsfotograf etwas für Dich ist, denn Hilfsorganisationen gehen meist nur dort hin, wo es als ungefährlich gilt, oder wo das Risiko überschaubar ist.
Dann fang als Kameraassistent an, bis Du selbst weißt, wie Du Respektpersonen herausfindest und ansprichst und bis Du einen Sinn für Gefahr entwickelt hast.