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Wieso tut ihr mir das an? - 2

Ein Bericht von meinem Mann:

Wieso_tut_ihr_mir_das_an(1).jpg

Diese Woche war es zum Teil echt schwer, sich für einen der vielen Designfehler zu entscheiden...

Es war keine schöne Woche!

Ich hatte einen Auftrag von einem Kunden, der sich mal wieder nicht belehren lassen wollte. Oftmals ist es so, dass ein Kunde irgendetwas anfragt und wir ihm entweder davon abraten, oder aber Empfehlungen aussprechen, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Bei uns heißt es nicht "jeden Auftrag um jeden Preis an Land zu ziehen". Im Endeffekt ist das auch Schwachsinn, denn manchmal werden Sachen angefragt, die nur mit extremen Mängeln durchzuführen sind und wenn man diese einfach stupide annimmt, ohne den Kunden darauf hinzuweisen, ist die Reklamation schon fast vorprogrammiert.

Aber zum eigentlichen Thema:

Es geht um einen Auftrag mit Heißfolienprägung und das eigentlich Schlimme ist das Design der Prägung. Vom Prinzip funktioniert das ganz einfach - also das Prägen. Man hat ein Metallstück, zumeist Messing. Auf dem ist alles erhaben, was am Ende mit Folie überzogen werden soll. Da wo keine Folie sein soll, sind die Stellen vertieft. Zwischen dem Metallstück (von jetzt an Werkzeug genannt) und dem Papier ist die Folie gespannt. Durch Hitze und Druck wird dann die Folie auf das Papier übertragen. Wir erinnern uns, da wo das Werkzeug erhaben ist, bleibt die Folie kleben, während die Vertiefungen keinen Kontakt zum Papier haben und die Folie hier nicht übertragen wird.

Und nun zum eigentlichen Problem: dem Design. Das Logo, das ich Prägen sollte, hatte sehr dünne Linien und die wurden so langsam immer dicker, bis sie schließlich zu einer Vollfläche wurden. Dies bedeutet, dass die Abstände der Freiräume, also da wo keine Folie ist, immer dünner wurden. Kann man sich vielleicht schlecht vorstellen, deshalb die folgende Abbildung:

Kolumne_Heissfolienpraegung_Abb_1.png

Die Schwarzen stellen markieren die Stellen, die mit Folie überzogen sind. Man sieht also, dass die weißen Zwischenräume extrem klein werden und das ist nahezu unmöglich sauber hinzubekommen. Denn: Die Folie kann sich in dem Zwischenraum kaum vom Papier fernhalten, weil der Zwischenraum so klein ist. Nicht nur klein, sondern winzig. Die Abbildung ist stark vergrößert. Wir reden hier von Bruchteilen eines Zehntel Millimeter. Also verschwindend gering. Ich war ernsthaft überrascht, dass das Werkzeug so genau gearbeitet war. Nur nützt mir das nichts, denn dieser Zwischenraum war unmöglich offen zuhalten. Der läuft dann einfach zu. Sprich die Folie wird auch in dem winzigen Zwischenraum übertragen, aber nicht gleichmäßig und auch nicht immer. Aber vor allem nicht sauber. Das Ende vom Lied ist, dass genau an dieser Stelle das ganze Logo „franzig“ und unsauber wirkt. So ähnlich wie im folgenden Bild (ebenfalls wieder stark vergrößert):

Kolumne_Heissfolienpraegung_Abb_2.png

Das eigentlich Schlimme daran ist, dass ich dies im Vorfeld wusste und das ich gefragt worden bin, ob dies funktioniert. Ich hatte genau diese Bedenken geäußert und die wurden so an den Designer weitergegeben, der aber hat sich nicht von seiner Designidee abbringen lassen. So eine Heißfolie macht viel Arbeit und ist ziemlich zeitaufwendig und wenn man dann dieses unvermeidliche Endergebnis sieht, dann kann man schon mal verzweifeln.

Ich gebe zu, dass dies etwas recht Spezielles ist, wo man dem Mediengestalter vielleicht nicht einmal einen Vorwurf machen kann, wenn er das nicht weiß. Aber dass er sämtliche Warnungen ignoriert hat und dies trotzdem so in Auftrag gegeben hat, das ist nicht zu verzeihen.

Und die Moral von der Geschichte:

Wenn euch ein Buchbinder sagt, dass ihr doof seid, hat er vermutlich recht.... nein, Spaß bei Seite, vieles von dem, was ein Mediengestalter wissen muss, wissen die meisten Buchbinder auch nicht. Deshalb ist es doch so wichtig, sich so gut es geht zu ergänzen. Hier wurden alle Warnungen ignoriert und auch wenn der Kunde mit dem Endergebnis zufrieden war, hätte das Ganze sehr viel besser aussehen können. Denn ein Auftrag macht keinen Spaß, wenn das Ergebnis nicht perfekt werden kann.

 

Wieso tut ihr mir das an? - 2

liselotte

Bärliner Jung

Der Floh ist zwischen 1,5 -4,5 mm großhttps://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%B6heDer Beitrag ist vollkommen in Ordnung, weiter so. Leider darf man ja nicht das Orginal zeigen, das wäre noch interssanter gewesen.Lasst Ihr die Prägestempel selber herstellen oder wurde der geliefert?MfG
 

erwal

Noch nicht viel geschrieben

Naila, danke dir und deinem Mann für diesen Beitrag. Er ist voll aus der Praxis gegriffen und lesenswert. Das sagt euch jemand, der all seine Berufsjahre in der AVOR (Arbeitsvorbereitung) als Kalkulator und Sachbearbeiter in einer Druckerei gearbeitet hat und alle Sparten bestens kennt, auch die üblichen Sorgen und Nöte der Buchbinder am Ende der Kette. Heute glücklich in Rente, meine besten Jahre (noch), weil ich nun all das hinter mir habe. Ich wünsche euch beiden alles Gute und bleibt gelassen gegenüber jenen die sich besser nicht im Forum äussern würden.
 
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