Eigentlich ist Levon Biss Porträt-Fotograf mit einem Hang zum sportlichen Motiv. Für dieses Projekt griff er jedoch auf Models zurück, die sich angesichts ihres gewesenen Daseins nicht mehr bewegen. Die funkelnden Insekten erhielt er vom Oxford University Museum of Natural History, brachte sie vor einem Aufbau aus Kamera- und Mikroskop-Objektiv in Position und begann damit, jedes kleine Detail festzuhalten.
Ein Tierchen verlangte zunächst schon einmal nach 30 einzelnen Abschnitten – Augen, Antennen, Flügel … Jede Sektion wurde einzeln betrachtet und jeweils neu ausgeleuchtet. Doch damit nicht genug – um am Ende wirklich alle Details scharf darstellen zu können, wurde der Fokus in den einzelnen Bereichen variiert. In Zehn-Mikrometer-Schritten! Aufnahme, zehn Mikrometer verfahren, Aufnahme, zehn Mikrometer verfahren ...
Levon Biss verdeutlicht die Dimensionen im unten stehenden Video selbst: „Das durchschnittliche Haar auf einem menschlichen Kopf [hat einen Durchmesser] von 75 Mikrometern.“ Offensichtlich erfolgte aber zumindest dieser Arbeitsschritt weitestgehend automatisiert. Insgesamt entstanden so für jedes Insekt 8.000 bis 10.000 Fotos. Im Anschluss setzte der Fotograf „mit verschiedenen Techniken“ einzelne Aufnahmen zu einem gestochen scharfen Bild zusammen.
Vom ersten Foto bis zu einer finalen Komposition gingen auf diese Weise zwei bis drei Wochen ins Land. Die Bilder wurden anschließend hoch aufgelöst auf drei Meter breite Leinwände gedruckt und werden ab dem 27. Mai bis Ende Oktober 2016 im Oxford University Museum of Natural History ausgestellt. „Microsculpture“ – eine beeindruckende Arbeit, die euch auf der zugehörigen Internetseite per Zoom bis ins winzigste Detail schauen lässt (oben links „Explore“ anklicken).
Bleibt die Empfehlung, das folgende Video einmal komplett anzusehen. Ihr erhaltet einen Einblick in den gesamten Schaffensprozess, seht den Apparate-Aufbau, ein paar Beispielbilder und am Ende den Ausdruck der Bilder.
Viel Arbeit, glänzende Resultate. Was meint ihr zu den Insekten im Großformat?
Euer Jens
Bildquellen: Screenshots aus dem Video „Microsculpture“ von Levon Biss
