3D-Modell einer historischen Festungsanlage

[haasen_wolfgang]

Moin, Zusammen!
Ich weiß nicht genau, ob das hier vielleicht in die Abteilung „Job“ gehört, wenn ja, dann bitte verschieben… Sorry, wird ne längere Erklärung. Wer keine Zeit hat, der möge weitergehen…

Ich wohne in einer nordwestdeutschen Kleinstadt mit einer gewissen Geschichte.
Von 1344 an haben sich hier die Osnabrücker Fürstbischöfe vergnügt und ein Schloss gebaut, um das sich bald Ackerbürger ansiedelten. Das ging rund zwei Jahrhunderte so (das Vergnügen und das Ansiedeln) und die Stadt entstand. Im Dreißigjährigen Krieg kamen dann die Schweden zu Besuch und haben -fast- alles plattgemacht, aber die Stadt wurde wieder aufgebaut und entwickelte sich weiter. Nicht nur die Stadt:Aus dem Schloss war mittlerweile eine Burg geworden. Gelegen auf eine Insel im sog. Schloßteich, dem ehemaligen Burggraben. Wie sich’s für eine wohlgeratene Burg gehört, ist sie allseitig umgeben von Bastionen. Vier Stück an der Zahl, eine in jeder Himmelsrichtung. Zwei davon waren gemauert, die beiden anderen waren quasi unterirdisch in das vorhandene Landschaftsbild integriert.

Es gibt hier einen Verein, der sich um die Stadtgeschichte kümmert. Da ich hier seit fast 30 Jahren als „der Computer-Fritze“ gelte, ist er an mich herangetreten.
Die Frage war:
Ist es möglich, ein dreidimensionales Modell der ehemaligen Festungsanlage herzustellen, durch das man „durchgehen“ kann? Was kostet das?
Meine Antwort war:
Klar, ist das möglich. Ich kann‘s aber nicht und weiß nicht, was das kostet. Ich kenne da jedoch ein freundliches Forum…

Details weiß ich keine und will sie auch gar nicht wissen.
Das Ankurbeln des Projektes wird drei, vier Wochen nach Ostern relevant. Wie der gesamte Zeitrahmen ist, weiß ich nicht.

Ich wollte einfach nur mal bei der 3D-Fraktion nachfragen, ob da überhaupt Jemand ist, der willens wäre, sich in dieses Projekt einzuklinken oder zumindest einen informativen Kontakt aufzunehmen. Vielleicht gibt’s unter Euch ja einen „Mittelalter-Freak“, den die Thematik interessiert.
Ich stelle gern den Kontakt her.

Schönen Abend noch!

der Wolfgang

 

[kraid]

Möglich ist so gut wie alles.

Was du da vor hast, geht in Richtung Architekturvisualisierung.
Wobei alte Festungsanlagen und Burgruinen, je nach gewünschtem Detailgrad, auch gleich sehr viel mehr Aufwand bedeuten, als moderne Architektur mit geraden rechtwinklichen Formen.

Wenn du glück hast, findet sich hier aber sicher jemand, der sein Portfolio mit etwas derartigem erweitern will.

Wichtige Fragen hierzu wären aber:

1. Kannst du genügend Referenzmaterial liefern?
(Grundrisse, Fotos, topologische Karte der Umgebung usw.)
2. Wie detailiert soll das Ergebnis ausfallen?
(Infografik oder möglichst realitätsnah)
3. Ist-Zustand oder Rekonstruktion der einstigen Anlage?
4. Soll das Ergebnis dann ein selbstlaufendes Video oder eher eine interaktive Anwendung zum selbst durchlaufen sein?

 

[Dracu666]

Was dein Verein möchte beinhaltet aber mehrere Arbeitsschritte.

Um die kosten nicht zu sprengen fällt das 3D nachmodellieren von vorne rein weg. Zu zeitaufwändig und daher unbezahlbar (aber rein theoretisch machbar).

Eine Möglichkeit wären da Mobile 3D Scanner die teilweise auch in Farbe scannen, leider kosten die aber auch zwischen 15/60 Tausend Euro (Profi Scanner mit hoher Auflösung). Die Alternative wäre so ein Gerät zu Mieten. Aber auch das ist zeitaufwändig wenn man bedenkt dass man jeden Raum einzeln scannen muss. Ich weiß ja nicht wie viele räume eure Festungsanlage hat und vor allem nicht wie genau (realistisch) das 3D Projekt werden soll. Um es vorsichtiger auszudrücken, so ein 3D Projekt wie z. B. Die meisten SketchUp Modelle die nur ein einfaches Polygonnetz haben und das UV-Mapping i.d.R. nur aus Fotos bestehen, ist wesentlicher günstiger in der Umsetzung und Hardware Anschaffung oder Miete. Nachteile sehe ich nur in der Weiterverarbeitung mit einer 3D-Engine und vor allem mit der 3D-Echtzeitsimulation da dass alles begehbar sein soll. Dafür ist SketchUp als Grundbaustein nicht gerade geeignet.

Am Günstigsten wird es wohl nur über ein Architekten Büro gehen der das 3D Laserscanning anbietet. Genügend Anbieter und Scan Referenzen findest du im Netz. Der Vorteil bei 3D Laserscanning ist der schnelle Laser Aufmaß und die dadurch überschaubaren entstehenden kosten, wobei da mal wieder die Größe eurer Festungsanlage eine wichtige Rolle spielt. Was auch noch relevant ist, ist die Weiterbearbeitung der Daten. Leider ist in deinem Profil nicht ersichtlich welche Software dir zu Verfügung steht. i.d.R. Werden dafür CAD Programme verwendet wie z. B. SolidWorks, Autodesk Inventor und CATIA um die 3 wichtigsten hier zu nennen. Wird dieser Arbeitsschritt auch an einen dritten ausgelagert entstehen natürlich auch weitere kosten.

Da es um erhebliche höhere kosten geht wäre es von Vorteil mit deinem Verein eine Rücksprache zu halten was genau denen das Projekt wert ist oder was sie für Vorstellungen bzgl. Der Finanzen haben. Sollte es sich da um ein paar Hundert Euro handeln sieh das Projekt als unrealisierbar an da es sich in die Tausende bewegen wird. Um eine genau Hausnummer zu nennen sind die Faktoren noch zu ungenau. Wichtig ist auch ob es überhaupt einen Sinn macht diesen Thread weiter zu unterstützen wenn deine Leute im Verein sich nicht schlüssig sind. Solltest du Grünes Licht bekommen wird bestimmt der eine oder andere dir hier weiterhelfen.

Erst wenn die oben genannten Arbeitsschritte erfüllt sind und du das Rohmaterial der 3D Festung besitzt und dir im Klaren bist wie genau die 3D Visualisierung aussehen soll kannst du über ein Auftragsangebot nachdenken. Einer allein wird wohl nicht das Equipment und das Know-how haben dass alles in eigen Regie umzusetzen. Auch kein „Mittelalter-Freak“ Auch nicht wen man das „Mittelalter“ weglässt.

Sollte aber Zeit keine Rolle spielen, Geld aber schon, sehe ich nur eine Option. Da du ja seit fast 30 Jahren in deinem Verein als „der Computer-Fritze“ giltst, wirst du denen wohl verklickern das du das Umsetzen wirst. Wie? In dem sie dir die Zeit geben in der auch diese Festung erbaut wurde.
Dann hast du Zeit an den Wochenenden dir Raum für Raum vorzunehmen. Gebrauchte und günstige Laser-Distanzmessgeräte von HILTI (wegen der Genauigkeit) gibt es bei eBay. Dazu kommt noch evtl. Ein Zollstock und ein Zeichenblock. Kostenlose 3D-Grafikprogramme gibt es im Netz z. B. Blender. Du hattest fast 30 Jahre Zeit dir das anzueignen und umzusetzen. Nutze die nächsten 30 Jahre dafür.

 

[Hoinz]

Hört sich doch sehr interessant an! Wenn Referenzmaterial geliefert werden kann, isr das doch ein witziges Projekt!

Es müßte halt erstmal die Frageliste von Kraid beantwortet werden.

 

[wespe2008]

"Unbezahlbar" gibt es nicht, aber eines ist sicher: ein Verein, wie z.B. ein Historischer Verein, hat kein bzw. wenig Geld. Wer also an diesem Projekt hofft, dickes Geld zu machen liegt falsch. ++ Eine Option sind auf jeden Fall externe Geldgeber wie Stadt, Sparkasse, "Landgraf" und so weiter.
Von einer Laservermessung würde ich (auch aus Kostengründen) sofort ablehnen, wenn ausreichende Grundrisszeichnungen und topolische Karte vorliegen.
Außerdem lässt sich bestimmt Geld sparen, wenn man nicht mit einer der großen 3D-Programme arbeitet, bei denen dann gewissermaßen die Software mitbezahlt werden muss. Natürlich würde ich BLENDER empfehlen, weil ich nichts anderes habe und kann.
Und es wär es hilfreich, wenn man ein keines Team dafür zusammenstellen kann; das braucht ja auch aufgrund der heutigen Vernetzung nicht in einer Stadt leben/arbeiten.

 

[KBB]

Außerdem lässt sich bestimmt Geld sparen, wenn man nicht mit einer der großen 3D-Programme arbeitet, bei denen dann gewissermaßen die Software mitbezahlt werden muss.

Wenn man das beruflich macht, sind die Kosten für die Software der kleinste Posten. Ich würde das auch nicht unbedingt einem Hobbyteam an die Hand geben. Denn auch "kleines Geld" und dessen Verwendung sollte schon vertraglich geregelt und abgesichert sein, da haben die Hobbyleute oft nicht genügend Kentnisse, und schließlich spielt der Zeitfaktor keine untergeordnete Rolle. Wenn man etwas bezahlt, möchte man da nicht ewig drauf warten. Und wenn man es kostenlos einem Hobbyteam an die Hand gibt, auch nicht

 

[pierreleix]

da bin ich gespannt

 

[haasen_wolfgang]

Moin, Zusammen!
Zuerstmal vielen Dank für Eure Beteiligung und Euer Interesse!

Wie ich es andeutete, war es nicht der Zweck dieses Threads, einen Auftrag auszuschreiben, sondern erstmal nachzuhaken, ob überhaupt Interesse besteht, bei einem solchen bis jetzt noch sehr vagen Projekt mitzuwirken.

@kraid: Vielen Dank für deinen Fragenkatalog, er wird mit Sicherheit hilfreich sein!

@Dracu666: Ich hatte die letzten 30 Jahre leider was Anderes zu tun, als mich in 3D-software einzuarbeiten. Schade eigentlich, je mehr ich drüber erfahre, desto interessanter scheint sie mir.
Auch in den nächsten 30 sieht’s eher mau aus - es sei denn, es wird von dem Verein (dem ich nicht angehöre) dafür gesorgt, dass es dann „…in den schaurigen Gewölben…“ genauso lustig zugehen wird, wie seinerzeit bei den Fürstbischöfen (Die haben da angeblich Mordsparties gefeiert) - dann könnte ich mich eventuell breitschlagen lassen…Ja, so woarn’s, die oiden Bischoffs-Leut‘… !

@wespe2008: Genau so isses. Vereine (gerade dann, wenn sie irgendwie kulturbehaftet sind) sind dauerpleite. Und deshalb ist das „dicke Geld“ da ganz bestimmt nicht zu machen.

@KBB: meines Wissens hat sich dieser Verein rein hobbymäßig gegründet. Und so denke ich, dass dieses Hobbymäßige auch deren Finanzierungsrahmen definieren wird.
Aber das wird sich alles ein paar Wochen nach Ostern zeigen…

So, liebe Leute. Ihr habt mir erstmal das Eine oder Andere zum Weiterreichen gegeben. Eigentlich könnte der thread geschlossen werden, aber ich glaub, ich lass ihn erst noch mal ein paar Tage leben, denn vor einer Stunde habe ich einen Termin mit dem „Ober-Archäologen“ gemacht. Wir werden uns Donnerstag nach Ostern sehen. @kraids Fragenkatalog und noch ein paar Stichpunkte habe ich ihm gerade gemailt und vielleicht sind wir nächste Woche alle etwas klüger.

Euch Frohe Ostern! - vom Ha(a)sen höchstpersönlich - hat auch nicht Jeder

Schönen Abend noch!
der Wolfgang