Bereits Ende Mai veröffentlichte Bill Gardner von LogoLounge.com den 15. LogoLounge Trend Report. Wer bislang noch nicht über diesen umfangreichen Beitrag stolperte, dem sei hier eine Zusammenfassung geboten.
Für die alljährlich erscheinenden Reporte werden die auf der Plattform in den vergangenen 12 Monaten hochgeladenen Logos unter die Lupe genommen, dieses Mal waren es 25.000. Außerdem werden Logo-Veränderungen von großen Marken, die im selbigen Zeitraum stattfanden, in die zum Teil persönlich gefärbten Betrachtungen einbezogen.
Trend bleibt, was Trend war
Was Gardner nun 2017 feststellte, sei nicht die große Offenbarung gewesen – stattdessen setze sich evolutionär fort, was bereits ein Jahr zuvor bemerkt wurde und sich nunmehr schon seit ungefähr einer Dekade dahinzieht. Man kann es vermuten: das Schlichte, das Reduzierte ist und bleibt ausgemachter Trend – was keineswegs schlimm sei, meint Gardner.
Einfache Formen, Buchstaben und Linien stehen für sich allein oder werden kombiniert, um Logos darzustellen, die dann auch einfach zu interpretieren seien. Daran schließt an, dass Geometrie grundsätzlich eine immer wichtigere Rolle spiele. So fielen dem Verfasser des Reports eine ganze Reihe multidimensionaler Logos auf, in denen beispielsweise oft Monolinien verwendet wurden. Massiv zugenommen habe zudem der Einsatz von Streifen, die in Kreisen und Schriften verbaut werden oder in Form von Zickzacklinien oder Wellen Dynamik und Bewegung transportieren sollen.
Bezüglich des Rückgriffs auf Transparenzen und Monolinien meint Gardner in etwa: „Immer, wenn ich glaube, sie sind tot, schlagen sie neue Wurzeln und treiben neue Blüten aus.“ Als Beispiel benennt er das (mittlerweile einjährig existierende) neue Logo von Mastercard: Zwei sich transparent überlappende Kreise. Das ist es. Punkt.
Was auffiel, aber nicht Trend ist
Des Weiteren hat Gardner unter anderem Folgendes beobachtet – Dinge, die ihm auffielen, jedoch keineswegs mit dem Label „Trend“ zu versehen seien: Zum ersten Mal kamen Drohnen als Design-Elemente vor, was interessant, aber wohl eher von kurzer Dauer sei. Dabei erinnert Gardner an Game-Controller, die sich nach ihrem Aufkommen nur für eine gewisse Zeit in Logos wiederfanden.
Er beobachtete außerdem Orbitalringe mit kleinen Bällen darauf, hochgeometrische Tiere aus Kreisen, Rechtecken und anderen simplen Formen oder auch pastellfarbene Kleckse vor Monolinien-Logos.
Und dann seien da noch die Dinge gewesen, die ihn eher nervten, wozu er Kraken, Narwale, Schildkröten, Kolibris, Avocados und Hopfen zählt. Zum letztgenannten meint er, Hopfen als Symbol für Bier werde mittlerweile inflationär verwendet – „it´s overkill“.
Die trendigen Stilmittel
Darüber hinaus führt Gardner in seinem Bericht zahlreiche trendige Stilmittel an. Klickt euch dazu am besten auf die Seite des Reports, denn da findet ihr ab der ersten Stilmittel-Überschrift „Shadow Breaks“ jeweils entsprechende Beispiel-Logos.
Bei den „Shadow Breaks“ überlagern sich Design-Elemente, wobei die oben liegenden ihre Schatten auf die unteren werfen. Mit „Fades“ verblassen Farbigkeit und Form von Elementen und entschwinden durch Verläufe in den Hintergrund.
Die „Rising Colors” werden genutzt, um eigentlich plane Logos mit verschiedenen Ebenen auszustatten und auf diese Weise eine Tiefenwirkung zu generieren. Die „Simplicity“, also das Rückgreifen auf einfache geometrische Formen, wurde oben bereits benannt, ebenso die „Simple Overlays“ – die Überlagerung von Formen wie beim Mastercard-Logo.
Mit dem Stilmittel „MultiCentric“ werden zahlreiche, meist kreisförmige Elemente miteinander kombiniert, sodass das entstehende Logo gleich mehrere „Zentren“ aufweist. Dabei werden sowohl Monolinien als auch Streifen genutzt – auffallen solle bei der Betrachtung der Beispiele auf der LogoLounge-Website auch dies: In keinem der in diesem Bereich gezeigten Logos gibt es tatsächlich einen vollständig durchgezogenen Kreis.
Dann wären da noch die „Ellipses“, die Auslassungspunkte, die sich selbst „wiedereinführen“, so Gardner. Diese drei „…“ scheinen sich verstärkt in aktuellen Logo-Designs zu manifestieren, beispielsweise umgeben von Sprechblasen. Gleichfalls im Trend liegen Wortmarken – man klicke sich zum Beispiel hin zu mozilla.org und betrachte das Logo in der oberen linken Ecke. Ebenfalls trendig sind Logos, die an das wohlbekannte Zeichen von Yin und Yang erinnern.
Weil die virtuelle Realität momentan verstärkt Einzug hält, finden sich auch verstärkt die von Gardner als „Pasta Bends” bezeichneten Formen – dreidimensionale Gebilde, die so auch in einer Nudelsuppe schwimmen könnten. Beim Thema „Wrapped“ wird mit eigentlich schnurgeraden Linien gespielt, die aufgrund gezielt eingesetzter Verdickungen oder knapper Richtungsänderungen ihr Motiv preisgeben.
Bei den „MicroLines“ fügen sich unzählige hauchdünne Linien aneinander, um ein Logo aufzubauen. Obwohl der Einsatz solcher Linien, so Gardner, eigentlich gegen jede Regel eines cleveren Identity-Designs verstieße, funktioniere es.
Blieben noch die „Doubles“ zu benennen, in denen ein Design-Element gleich doppelt auftaucht, um im gemeinsamen Zusammenspiel Wirkung zu entfalten. Weiterhin sind da die an Flügel erinnernden „Wings“ sowie das Stilmittel „Color Split“, bei dem mehrere Farben mit knallharter Abgrenzung übergangslos aneinandergefügt werden.
Gardner führt zu seinem Bericht aus, dieser sei wie jeder Bericht nur eine Zusammenfassung von dem, was man eben beobachtet hat. Man könne diese Informationen nutzen, um darauf aufzubauen und „Design auf das nächste Level zu heben.“ Es gehe ums Weiterentwickeln und nicht darum, das zu wiederholen, was schon einmal da war.
Insofern: Schaut euch bei Interesse einmal den gesamten Report an, jene aus den Vorjahren findet ihr hier.
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: Pixabay