Teil 1: Beispiele für andere Schnitte und allgemein zu Linien
1a - 2:3 hochkant von links
1b - 2:3 hochkant von links, links-mittig
1c - 2:3 hochkant von links, mittig-rechts
zum direkten Vergleich noch mal nebeneinander
2 - 1:1 quadratisch von rechts
3 - Panorama - nur untere "Hälfte"
Das waren die bisher im Thread genannten Beispiele eines Beschnitts. Man sieht sehr gut, welche Änderungen welche Wirkung haben. Natürlich kann man beim Format noch mehr nach Gefühl schneiden, aber ich wollte das ursprünglich Bildformat (2:3) zumindest in den ersten drei Beispielen (1a bis 1c) beibehalten. Es sind auch noch Varianten denkbar, die einfach zentral einen Ausschnitt aus dem Bild nehmen. - Ich hoffe, die Bilder im Sinne der Kommentatoren beschnitten zu haben, sonst bessere ich gerne nach.
Deinen Ansatz mit den Linien findest du in den Bildern 1c und 2 gut repräsentiert. In Bild 2, dem quadratischen, fächern die Stromleitungen über den kompletten Himmel auf, schneiden diesen in der Diagonalen und geben den Büschen darunter Raum, der idealerweise durch das einzelne senkrecht hervorragende Gehölz zum Bildrand hin wieder eingefangen (begrenzt) wird. Hier wären jetzt durchaus auch Varianten von 2 ausgehend möglich, die den Vordergrund deutlich aufhellen, da die Buschreihe jetzt mit Leitungen und Sonnenstrahlen aus dem Bild läuft und die Fläche nicht mehr optisch quer begrenzt wie das beim ursprünglichen Bild der Fall war. Allerdings fällt beim quadratischen Bild der Rauch links weg und alle daraus resultieren Möglichkeiten das Bild in einem Kontext zu verwenden, der nicht Sonnenuntergang oder Linien zum Thema hat.
Das Thema Linien an sich ist schon sehr vielschichtig und eignet sich perfekt zum Üben und Sehen. Stromleitungen sind natürlich Linien in der Landschaft, die man immer antrifft. Es gibt noch eine ganze Menge mehr Linien, die man teilweise problemlos zusammen aufs Bild bringen kann, sofern man sie findet:
- Stromleitungen, die in der Ferne zusammentreffen und gemeinsam nebeneinander weiter laufen
- frisch gepflügte Äcker oder Spuren von Traktoren im Acker, überdacht von Hochspannungsleitungen - zudem zu jeder Jahreszeit unterschiedlich
- Horizontlinien im Gegenlicht, gibt auch oft einen guten Sonnenuntergang, Wolken eventuell mit einbeziehen
- Kondensstreifen von Flugzeugen, besonders am Abend, kurz vor und nach Sonnenuntergang, kurz vor und nach der Blauen Stunde - besonders interessant sind die Flugzeuge, die in der Höhe grell leuchten, weil sie noch von der Sonne angestrahlt werden, während am Boden die Sonne schon untergegangen ist - Polfilter sind hierbei sehr hilfreich
- Straßen und Flüsse, die dem Horizont entgegen streben
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Teil 2: Konkrete Besprechung der einzelnen nur verlinkten Bilder, die hier jetzt auch mit Vorschaubild zu sehen sind.
mein eigentliches ziel war es eigentlich linien ins bild zu bringen. einmal die horizontale, die sehr tief gesetzt wurde und dann durch die stromleitungen
Das ist auf jeden Fall gelungen, der Rest steht ja schon im Posting weiter oben.
also das mit der großen blendenzahl habe ich schon bewusst gewählt
Hier scheint mir nach Betrachtung der anderen Bilder, die ich hier noch mal hochgeladen habe, dass F18 doch nicht ganz so mit Bedacht gewählt wurde. Bei Gegenlichtaufnahmen macht Blende 18 Sinn, aber bei den Bildern der Strommasten wird dadurch die Belichtungszeit (bei den Bildern A-E zwischen 1/3 und 1/13 Sekunde) schon sehr lange. Zu lange, um noch scharfe, verwacklungsfreie Bilder zu bekommen. Die große Blendenzahl (F) bewirkt zwar viel Schärfentiefe (die es gar nicht so sehr bräuchte), aber durch die zu lange Belichtungszeit verwackeln die Bilder dann zu leicht. Eine grobe Faustformel ist "1/Brennweite", also bei 125 mm mind. 1/125 Sekunde.
[qutoe]habe auch noch weitere fotos vom "sonnenuntergang" und von den stromleitungen
allerdings sind die nicht 100% scharf trotzdem kann man ja über die idee und bildgestaltung reden
[/quote]Der Grund für die Unschärfe steht ja schon drüber und zu den Bilder sag ich drunter noch was.
A B C D E
A: Zu viel Durcheinander. Der Mast sollte schon gerade stehen oder zumindest irgendeine Linie als Aufhänger für unser Auge dienen.
B: Klarerer Aufbau als bei A. Mast "stürzt" wieder. Insgesamt fehlt der Hingucker für unser Auge. Einerseits sind wir zu weit weg, um zu erkennen, ob da nicht noch ein Detail ist, das wir sehen sollen oder dann wieder zu nah dran, um die gesamte Situation zu erfassen. 125 mm sind zwar schon leicht im Telebereich, aber für eine Masten, der ein paar 10-Meter hoch ist, wären die 200 mm des langen Endes deines Objektives sicher die bessere Lösung gewesen. Dann wären halt nicht die Linien im Vordergrund gestanden, sondern die Isolatoren beispielsweise.
C: Hier stimmt der Ausschnitt schon deutlich besser, nur der Mast sollte nicht ganz so kippen. Zumindest in der Senkrechten sollte er gerade stehen. Damit er auch nach hinten nicht kippt, sind besondere Objektive nötige, das ist von unten nur sehr schwer mit einem normalen Objektiv auszugleichen.
D: In erster Linie viel zu hell, ansonsten auch hier ein Ausschnitt der etwas erzählt. Der rauchende Schlot steht hierbei natürlich im Mittelpunkt.
E: Die Perspektive und die Belichtung passen nicht. Zu hell und zu sehr von schräg. Hier hätte sich beispielsweise angeboten direkt nach oben durch die Leitungen zu fotografieren. Insgesamt fehlt den bloßen Leitungen aber der Anker im Bild, wenn das Bild an sich nicht noch abstrakt aufbereitet wird. Damit meine ich jetzt nicht die Bearbeitung im Bild direkt, sondern den Kontext, in dem das Bild präsentiert wird.
Unterm Strich alles keine allzugelungenen Beispiele für Linien, allerdings nicht grundsätzlich, denn wie bereits erwähnt spielt der Kontext der Veröffentlichung keine unwesentlich Rolle für die Bildwirkung.