Habt ihr diese Woche schon längere Zeit bei Google+ verbracht? Vermutlich nicht. Die Plattform erhob sich 2011, um dem vielfach genutzten Facebook Konkurrenz zu machen – angenommen wurde sie von Verbrauchern aber nicht: 90 Prozent der Nutzer-Interaktionen fallen bei Google+ kürzer als fünf Sekunden aus, räumte Ben Smith, Google Fellow und Vice President of Engineering, in einem Blogbeitrag ein.
Darin präsentiert er die Ergebnisse einer hausinternen Untersuchung namens „Project Strobe“, bei der die Zugriffsmöglichkeiten von Drittanbieter-Entwicklern auf Google-Kundendaten tiefgreifend beleuchtet wurden. Ein Resultat aus der Betrachtung jener Schnittstellen, die mit Google+ in Zusammenhang stehen: Es existieren signifikante Herausforderungen, das Netzwerk dergestalt aufzubereiten, dass es den Erwartungen der Nutzer entspricht, so Smith. Zwar hätten die Entwicklerteams viel Arbeit in Google+ investiert, doch im Endeffekt sei die Plattform nie wirklich angenommen worden. Aspekte, die Google laut Smith bereits seit einiger Zeit bekannt sind und sich nunmehr noch einmal herauskristallisierten.
Im Zuge der Untersuchung wurde überdies – und das bereits im März 2018 – eine Sicherheitslücke aufgedeckt. Diese gewährte App-Entwicklern Zugriff auf eigentlich als nicht-öffentlich markierte Nutzerdaten, darunter Name, E-Mail-Adresse, Beschäftigung, Geschlecht und Alter (). Weiterführende Informationen über Nutzer seien laut Smith nicht zugänglich gewesen und man habe den Bug unmittelbar nach Erkennen noch im März 2018 behoben.
Über das Ausmaß der Sicherheitslücke und darüber, welche Nutzer von dem Bug konkret betroffen sind, könne man keine Angaben machen, da Google die Log-Daten der API-Zugriffe nur zwei Wochen speichert. Nur so viel: Bis zu 438 Apps könnten die API mit der Sicherheitslücke genutzt haben, bis zu 500.000 Nutzer könnten betroffen sein. Bislang habe man keine Hinweise gefunden, dass Entwickler von der Schwachstelle wussten, diese missbrauchten oder Daten zweckentfremdet wurden.
Der Aufwand, Google+ den Erwartungen der Nutzer entsprechend zu gestalten und zu warten, insbesondere was den Datenschutz anbelangt, ist laut Smith enorm groß. Hinzu kommt die äußerst geringe Nutzung der Plattform. Beides veranlasse nun dazu, Google+ einzumotten.
Bis Ende August 2019 haben Nutzer die Möglichkeit, ihre persönlichen Daten zu sichern. Danach steht Google+ für Privatpersonen nicht mehr zur Verfügung. Für Unternehmen soll die Plattform weiterhin zugänglich sein, die Business-Nutzung wolle man gar forcieren und hierfür neue Funktionen entwickeln.
Zur Diskussion zu diesem Thema dazu steht auch ein Beitrag im PSD-Forum parat.
Euer Jens
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