Nur eine lästige Warnung?
Seit Mac OS X 10.13 (High Sierra) erscheint beim Start einiger Programme die Warnung: »Das Programm ist nicht für deinen Mac optimiert und muss aktualisiert werden.« Ja, ja, dachte ich mir und klickte fröhlich auf »OK«.
Unter Mac OS X 10.14 (Mojave) laufen die verwarnten Programme noch, aber mit dem im Herbst kommenden Mac OS X 10.15 (Catelina) wird damit Schluss sein.
Daher habe ich mir das Problem jetzt in Ruhe angesehen und dazu einen kleinen Erfahrungsbericht geschrieben.
Welche Programme sind auf meinen Computer 32-bit?
Für den Test mit Bordmitteln, also mit Programmen, die in Mac OS X 10.14.5 (Mojave) enthalten sind, gehe ich wie folgt vor:
1. Ich rufe im Finder das Menü »Apfel -> Über diesen Mac« auf,
2. klicke auf den Button »Systembericht«.
Im neuen Fenster findet sich links eine lange Auswahl an Informationen. Unter dem Hauptpunkt »Software« erscheinen die entscheidenden Einträge.
3. Ich klicke auf den ersten Unterpunkt »Ältere Software«.
Es erscheint eine Liste, die alphabetisch nach Hersteller oder Programmnamen sortiert ist in einem zwei geteilten Fenster. Oben finden sich die Namen und wird ein Programmname angeklickt, dann erfährt man im unteren Fensterteil weitere Details.
Ich sehe durch Anklicken verschiedener Programme, warum es in der Liste »Ältere Software« auftaucht:
• »32-bit«, d.h. das ganze Programm liegt nur in dieser Form vor und wird unter 10.15 nicht mehr laufen. (Nicht gut.)
• »32-bit dependencies«, d.h. im Programm gibt es Erweiterungen, die in 32-bit vorliegen. Leider erfahre ich nicht, welche das sind. (Doppel nicht gut.)
Jetzt würde ich gerne die Liste als Textdatei speichern, doch Apple hat das nicht vorgesehen. Da ich die Liste nicht jedes Mal aufrufen will, wenn ich sie brauche, kann ich sie wenigstens ausdrucken oder (was besser ist) als PDF-Datei speichern.
4. Ich klicke in den oberen Teil des Fensters,
5. rufe das Menü »Ablage -> Drucken« auf,
6. wähle im Druckdialog unten links »PDF -> Als PDF sichern« aus, vergebe einen Namen wie »32-bit Ältere Programme« und wähle einen Speicherort zum Beispiel den »Schreibtisch« aus, dann klicke ich auf »Sichern«.
Der Vorteile der PDF-Datei gegenüber dem Ausdruck ist die Möglichkeit nach einen Namen suchen zu lassen.
Eine zweite Liste finde ich im »Systembericht« unter »Software -> Frameworks«. Diese kann ich nach »64-bit (Intel)« sortieren lassen, wobei »Nein« bedeutet, dass es sich um 32-bit-Programme handelt. Die Liste mache ich durch »Drucken« zur PDF-Datei auf meinen Schreibtisch.
Eine dritte Liste entdecke ich im »Systembericht« unter »Software -> Programme«. Diese kann ich nach »64-bit (Intel)« sortieren und per »Drucken« in eine PDF-Datei umwandeln. Nur wird hier (warum auch immer) die Sortierung nach »64-bit (Intel)« ignoriert. (Irgendwie erscheint mir das Ganze unvollständig programmiert.)
Die vierte und letzte Liste finde ich im »Systembericht« unter »Software -> Systemeinstellungen«. Sortiert nach »64-bit (Intel)« entdecke ich keine 32-bit-Einträge auf meinen Mac.
Mein Fazit für die vier Listen: unübersichtlich, unverständlich und nicht aktuell.
Nicht aktuell? Ja, denn ich habe ein 32-bit-Programm testhalber gelöscht, trotzdem wird sie weiterhin als 32-bit gelistet. Auch entfernte ich alle Komponenten der Software und machte einen Neustart; trotzdem bleibt es in der 32-bit-Software-Liste.
Einen zweiten Test mache ich mit »Audacity«, das in der 32-bit-Liste aufgeführt wird. Das Open Source Audio-Programm ist in der aktuellen Version 2.3.2 laut Hersteller 64-bit-Software [ https://www.audacityteam.org/download/mac/ ]. Trotz des Updates auf meinen Computer erscheint das Programm weiter in der 32-bit-Software-Liste. (Beide Vorkommnisse steigern nicht gerade mein Vertrauen in den »Systembericht«.)
Es existiert jedoch eine Alternative, die gratis angeboten wird, sowie einen vollständigen Bericht über alle Programme und Erweiterungen liefert, die 32-bit sind. Diese Software kann heruntergeladen werden unter [ https://eclecticlight.co/32-bitcheck-archichect/ ].
Welche Liste ist nun am besten?
Für mich ist die dritte Liste aus dem »Systembericht« unter »Software -> Programme« sortiert nach »64-Bit (Intel): nein« die beste, da sie mir am übersichtlichsten erscheint. Mithilfe der Programmnamen kann ich in meinem Ordner »Macintosh HD -> Programme« am schnellsten schauen, um welche Software es sich handelt.
Etliche Programme stellen sich für mich als »Karteileichen« heraus, die ich ewig nicht mehr benutzte und eigentlich löschen könnte (wäre da nicht dieser Jäger- und Sammeltrieb). Aber es finden sich einige Apps, auf die ich nicht verzichten kann und mag.
Wie gehe ich weiter vor?
Ich habe mir eine kurze Liste der Software gemacht, die ich weiterhin benutzen will.
Zuerst schaue ich, ob die Website des Herstellers noch existiert und ob es schon ein Update (kostenlos) oder Upgrade (gegen Geld) angeboten wird.
Im Falle eines Upgrades muss ich überlegen, ob ich das Geld investiere oder lieber mit der alten Version weiter arbeiten möchte und so wenigstens alte Dateien damit öffnen kann.
Finde ich kein Update/Upgrade, dann brauche ich eine Lösung über Mac OS X 10.14 hinaus.
Welche Lösungen gibt es?
Die erste Möglichkeit besteht darin, dass ich kein Update auf Mac OS X 10.15 (Catelina) machen würde. Doch dies stellt keine wirkliche Option dar, denn es schafft neue Probleme: Viele neue Programme oder Updates, besonders Programme aus dem Hause Apple, benötigen bald Catelina oder ich müsste auf diese verzichten.
Die Zweite heißt »buy a mac«. Klar, das hätte Apple gerne. Aber dann wären die alten Programme und die neuen auf zwei getrennten Maschinen. Was wenn der alte Computer eines Tages nicht mehr startet? Das ist keine zukunftssichere Lösung.
Die dritte (und preiswertere Alternative zu einem neuen Computer) ist ein virtueller Mac für die 32-bit-Apps, der jetzt unter Mojave und später unter Catelina läuft. Diesen virtuellen Mac kann ich bei einem späteren Hardwarewechsel mit umziehen, was ziemlich cool ist. (So gestaltet man Zukunft!)
Ein virtueller Mac auf einem realen Mac
Dass man Windows parallel zum Mac OS laufen lassen kann, das dürften die meisten Mac-User schon gehört oder gesehen haben. Dies geht aber auch mit einem zweiten Mac OS. Somit gibt in zweites Leben für die totgesagten 32-bit-Programme auf einem virtuellen Mac.
Diese Möglichkeit bieten zwei Programme an:
• Parallels Desktop 14 [ https://www.parallels.com/de/products/desktop/ ], Testversion verfügbar, Kaufversion ab € 79,99 beim Hersteller.
• VMWare Fusion 11 [ ], Testversion verfügbar [ ], Kaufversion ab € 88,95 beim Hersteller. VMWare macht sogar Werbung damit, dass man ihr Produkt nutzen kann um ältere Programm am Leben, äh, am Laufen zu halten.
Weil ich Parallels Desktop 14 schon für Windows 7 und 10 nutze, habe ich dieses Programm gewählt.
OS X 10.12 Sierra als Basis für 32-bit-Apps
Wie bekannt kommt seit Mac OS X 10.13 (High Sierra) der nervige Hinweis, dass eine 32-bit-Software nicht aktuell genug ist. Diesem gehe ich aus dem Weg, indem ich OS X 10.12 (Sierra) nutzen und als neue, alte Heimat meiner 32-bit-Programme verwenden will.
Da ich alle OS X-Installer seit 10.9 auf einer externen Festplatte gesammelt habe, steht mir ein passender Installer zur Verfügung.
Im Mac App Store hat Apple seit Mac OS X 10.14 (Mojave) einige alte OS X-Installer entfernt, so leider auch den für OS X 10.12. (Glaube ich da an einen Zufall? Nein.) Aber es gibt eine alternative Quelle. Gegen Anmeldung und eine Spende von mindestens $ 5,00 kann man diesen herunterladen unter [ ]. (Getestet habe ich dies nicht.)
Installation von Mac OS X 10.12
Parallels Desktop 14 war bei mir schon installiert und die OS X 10.12-Installer.app liegt nun auf dem Schreibtisch. Es kann losgehen. Geschätzte Zeit für das Installieren ca. 90 min. (Ideal um nebenher einem Hörbuch zu lauschen.) Durch meine Ausflüge ins Windows unter Parallels weiß ich, Geduld ist angesagt, weil durch das Emulieren einer virtuellen Maschine manche Vorgänge deutlich länger als unter dem realen Mac OS dauern.
1. Ich starte Parallels Desktop 14,
2. rufe Menüpunkt »Datei> Neu …« auf,
3. klicke »Windows oder ein anderes OS von DVD oder Imagedatei installieren« an,
4. weiter mit »Fortfahren«,
5. die gefundene Imagedatei »OS X 10.12-Installer« bestätigen und für die virtuelle Maschine »OSX12« als Namen verwenden.
6. Unter dem Button »Konfiguration vor dem Installieren« gehe ich auf »Hardware -> CPU & RAM« und weise auf dem virtuellen Mac »16 GB RAM« und »4« Prozessoren zu,
7. wähle »OS X 10.12-Installer.app« aus.
8. Ich installiere OS X 10.12 wie gewohnt innerhalb von Parallels und
9. führe die Anmeldung mit meiner Apple-ID aus.
10. FileVault aktiviere ich nicht, damit der virtuelle Mac schneller läuft.
Als der Schreibtisch des »OSX12« erscheint, installiere ich die Parallels Tools, die eine Zusammenarbeit mit dem realen und dem virtuellen Mac vereinfachen.
11. Dazu klicke ich im Fenster von Parallels rechts oben auf das gelbe Dreieck, um die Parallels Tools zu installieren.
12. Auf dem Schreibtisch des »OSX12« öffne ich das Festplattensymbol »Parallels Tools« und starte das Programm »Installieren«.
13. Nach dem Neustart des »OSX12« prüfe ich im Mac App Store auf Updates und installiere diese.
14. Ich richte mir die Oberfläche des OS X 10.12 nach meinen Gewohnheiten ein, so habe ich zum Beispiel das Dock lieber rechts statt unten.
Tipp 1: Ich will das jungfräuliche »OSX12« als Kopie sichern, dazu fahre ich den virtuellen Mac »OSX12« herunter und beende das Programm Parallels. Ich suche auf der Festplatte nach dem Ordner, in dem »OSX12« gespeichert ist und mache eine Sicherungskopie auf einer externen Festplatte. So habe ich eine saubere Basis, falls später irgendetwas schief gehen sollte oder ich was anderes ausprobieren will.
Tipp 2: Die OS X 10.12-Installer.app und »macOS-Imagedatei.hdd«, die sich im Ordner »~Benutzer -> Parallels« finden, kann ich dort löschen, um Platz auf der Festplatte zu gewinnen.
Installation und Test des 32-bit-Apps
15. Ich starte »OSX12« wieder.
Tipp 3: Wenn »OSX12« läuft, dann kann ich Dateien und Ordner einfach per Drag&Drop von einem Schreibtisch auf den anderen schieben.
• Auf dem sauberen »OSX12« installiere ich von DVD-ROM Programme der Adobe CS6 Master-Collection. Sobald ein externes USB-Gerät etwa ein DVD-Laufwerk angeschlossen ist, fragt Parallels, mit welchem Mac es verbunden werden soll. Ich wähle den virtuellen »OSX12« und starte die Installation. Nach einer Viertelstunde sind Photoshop CS6, Illustrator CS6 und Fireworks CS6 installiert. (Jetzt kann ich es ja verraten, wegen des letzten Programms treibe ich den ganzen Aufwand. Denn weder Adobe oder ein anderer Hersteller kann die, von Fireworks erstellten Datei, mit einem alternativen Programm so öffnen, dass Ebenen und Effekte editierbar erhalten bleiben. Noch immer ist Fireworks dem Photoshop in vielen Punkten an Einfachheit überlegen.) Das letzte Update zu Fireworks CS6 finde ich auf der Website von Adobe [ https://www.adobe.com/support/fireworks/downloads_updaters.html ]. Also dieses flugs geladen und gestartet! Fireworks CS6 läuft. (Somit ist das Wichtigste für mich erledigt.) Illustrator CS6 benötigt Java für OS X 2017–001, das ich über die Apple-Website installiere, und der Photoshop CS6 läuft ohne Updates sofort los.
• Das nächste Programm ist »Onyx«, das mir mein Mac OS schön sauber hält. Die Version für OS X 10.12 finde ich auf der Website [ https://www.titanium-software.fr/en/onyx.html ].
• Für meinen digitalen Duden Version 5 und seine zahlreichen Wörterbücher, die zum Teil gar nicht mehr angeboten werden, selbst wenn man sie noch mal kaufen wollte, nutze ich keine Installer. Sondern ich habe die zugehörigen Dateien in den Ordnern »Programme« sowie »Festplatte -> Library -> Application Support -> Duden Bibliothek« gefunden, zu einem ZIP-Archiv verpackt, diese in den virtuellen Mac kopiert, dort ausgepackt und in die gleichen Ordner wieder einsortiert. Läuft!
Nach gut zweieinhalb Stunden (und dem gehörten Hörbuch) sind ein Dutzend 32-bit-Programme auf dem virtuellen Mac installiert. Das Ganze benötigt ca. 25 GB auf der realen Festplatte.
Ich weiß, dass der virtuelle Mac weniger leistungsstark ist, daher muss ich daran denken, möglichst wenige, am besten stets nur ein Programm zu öffnen. Renderings in (alten) 3D-Programmen sind möglich, aber etwa 25 % langsamer. Auf meinen Mac ermittelt »Cinebench 20« für die CPU-Geschwindigkeit des virtuellen Macs 405 statt der 542 Punkte im realen Mac.
Jetzt habe ich alle für mich wichtigen 32-bit-Programme auf einem virtuellen Mac mit Parallels Desktop 14 untergebracht. Diese werden mir weiterhin zur Verfügung stehen, wenn ich meinen realen Mac auf Mac OS X 10.15 (Catelina) im Herbst umgestellt habe.