Manchmal frage ich mich wirklich, ob derartige "Skandale" mittlerweile einfach nur zu simplen und unangenehm hervorstehenden Stolpersteinen auf dem Pfad der technischen Innovation degradiert wurden. Ein kleines Ärgernis vielleicht, aber keineswegs eine Panne, von einem Skandal weit gefehlt! Zugegeben: Bei anfänglicher Furore über Abhörspionage, NSA-Aufregung, abgehörtes Kanzlerhandy, angezapfte Untereseekabel oder aufgrund des kürzlich eingetretenen und gigantischen Passwortdiebstahl russischer Hacker, bei dem über eine Milliarde Profildaten erbeutet wurden, kann man schon mal müde von dem Einheitsbrei werden. Die Zeit ist jedoch auf unserer Seite und heute ist schon wieder alles Schnee von gestern.
Zurück in die Gegenwart. Prinzipiell ist das Datensammeln ein zweischneidiges Schwert und es gehören auch hier jeweils zwei Parteien hinzu: Einerseits jene, die fleißig sammeln, andererseits jene, die ungehemmt preisgeben. Manchmal wird diesem Umstand jedoch noch eines oben drauf gesetzt, nämlich dann, wenn Daten "eingesammelt" und obendrein unverschlüsselt ins Headquarter über die virtuellen Autobahnen des World Wide Web geschickt werden. Wer von euch ist ein begeisterter E-Book-Leser und verzichtet mittlerweile auf das klassische Printerzeugnis? Jetzt sollte man hellhörig werden:
Das E-Book-Programm Digtial Editions aus dem Hause Adobe ist für das Betrachten von E-Books notwendig (Ausnahme Kindle). Mit Digital Editions lassen sich aber nicht nur E-Books, E-Paper oder andere Magazine lesen, sondern diese auch bequem und geräteübergreifend mittels Adobe-ID verwalten. Die Software sendet Metadaten über gelesene Bücher, angelegte Bibliotheken und welche Seite zuletzt aufgerufen wurde fröhlich nach Hause. Der Knackpunkt: Derartige Informationen werden im Klartext, sprich ohne Verschlüsselung übermittelt, woraufhin es nicht schwer fällt, (Lese-)Profile der Betroffenen zu erstellen. Dies konnte die Redaktion von heise.de klar nachvollziehen, wie sie in ihrem Artikel erläutern. Überraschend war dann doch die Tatsache, wie mitteilungsbedürftig diese kleinen Tools doch sind.
Nach Meinung von "The Digital Reader" geht die Neverending-Story aber noch weiter. Das Fachportal berichtet (bezugnehmend auf den erwähnten Artikel von heise.de), dass selbst ein umfassender Festplattenscan dazugehöre, um noch weitere E-Books aufzuspüren - natürlich nur, um dem User ein einmaliges und bequemes Leseerlebnis zu bereiten.
Heute haben es derartige Meldungen zum obligatorischen Bestandteil der Tagesordnung geschafft und reihen sich brav neben die Meldungen über die aktuellen Immobilienpreise, den Schlußkurs unseres Aktienindex DAX und innenpolitische Differenzen ein. Vielleicht ist das aufkeimende Thema zu Digital Editions schlußendlich nur erneut ein Zeichen dessen, mit welch konditionierter Gelassenheit man mit Spionage umgeht, aber immerhin untermauert es den aktuell anhaltenden Trend: Spioniert und Ausgewertert wird, wo, was und wie oft es nur geht. Leider eine sehr fragwürdige Begleiterscheinung unserer technischen Errungenschaften. Andererseits haben mich Hinweise wie: "Dieses Buch könnte Sie auch interssieren" auch schon zu wahren literarischen Schätzen geführt...