Eben und aus genau diesen Gründen rate ich dir von der Sony ab. Sie ist und bleibt eine Bridgekamera, bei welchen die Bildqualität im Gegensatz zur einer Spiegelreflex nicht zu gut aussieht. (sogar ne alte Nikon D40 macht bessere Fotos als die meisten Bridgekameras).
Sag mal Alex, hast Du mal mit der RX10 oder einer RX 100 fotografiert? Das ist so schlichtweg nicht richtig.
Ich weiß schon, was Du meinst: die typische Bridgekamera hat nunmal einen Mini-Sensor (mit Ausnahme der von mir erwähnten Canon und der Sony RX-Reihe) - fast immer in dem 1/2,3"-Format und ein Suppen- sorry, "Super-" Zoom. Eine recht detaillierte Unterscheidung zwischen solchen Marketing-Gags und echten Fotogeräten habe ich selbst unter anderen hier
http://www.drgellner.de/sony-hx300-ersetzt-keine-gute-kamera/
mal beschrieben.
Wenn nun ein Hersteller aber von dem (Schlecht-) Rezept mal abweicht und in eine Bauform namens "Bridge" bewusst etwas Besseres zusammenstellt, dann gilt ja womöglich eine Regel a lá "alle Bridges haben immer kleine Sensoren und machen immer schlechte Bilder" nicht mehr. Sony hat auch in der RX 1 einen Vollformat-Sensor mit einer Fest-Optik verbaut, kostet rund 3000 Euro - aber da eben das Objektiv nicht wechselbar ist, wäre das ja mit der Logik keine professionelles Gerät sondern einfach eine Digicam und die sind ja auch ähnlich schlecht wie Bridges. Vielleicht muss man schon mal auf die Komponenten gucken und nicht nur auf die Gehäuseform, wenn man über die Qualität von Kameras sprechen will.
Auf amazon kostet die Rx10 gerade mal 1000 €. Warum? - Sie hat gute Spezifikationen etc.
Sie hat drei essentielle Komponenten, die anspruchsvollere Fotografen an eine Kamera stellen:
- einen größeren Sensor als sonst in der Bridge-Kameraklasse
- eine gute Optik (und eben nicht einfach nur Brennweite mit Lause-Ergebnissen)
- eine passable Firmware
Sony hat hier - als nahezu einziger Hersteller - einfach mal das Experiment gemacht, DSLR-artige Komponenten in ein Festgehäuse zu verpacken. Kompromiss hierbei: nicht alles Blaue vom Himmel versprechen, aber das Versprochene immerhin semiprofessionell einhalten.
Wer einfach brutale (aber schlechte) Brennweite, einen überforderten kleinen Sensor (mit ebenfalls 20 MPixel Auflösung) und eine elend runterkomprimierende Firmware haben will, kann - ebenfalls von Sony - die HX300 nehmen.
Mit dieser Kamera und dem grausamen JPG-Treiber wie AVCHD-Codec kann wirklich niemand akzeptable Bilder schießen - dann lieber gleich ein Handy. Selbst eine weiße Kaffee-Tasse hat rein technisch vermurkst so viele Störartefakte, als wäre sie mit einem Kartoffelstempel gestempelt worden. Selbst probiert.
Meiner Meinung nach ist der Brennweitenbereich für den viele Bridgekameras bekannt sind ziemlich bescheiden. (-> 200 mm) Also wenn man sich schon ne Bridge kaufen will, weil man keine 3 Objektive mitschleppen möchte, sollte man auf einen ordentlichen Brennweitenbereich setzen. 500mm + ist eigentlich schon Standard.
Und wenn nicht, dann würde ich die 1000 € in eine Spiegelreflex mit 2 Objektiven investieren. Ein Beispiel wäre ne billige Nikon D3200 mit Kit Objektiv (450 €) und ein gscheites Teleobjektiv .....
So - was denn nun? Oben erklärst Du, dass alle Bridges ausnahmslos immer Mist ergeben (was eben so nicht stimmt, siehe RX10). Jetzt empfiehlst Du mit 500mm als angeblichen Standard genau den Grund, warum die meisten Bridges so schlecht sind als Lösung (?!?): die gnadenlos überstrapazierten Brennweiten von Super-Weitwinkel bis Super-Tele - am besten von 4mm bis 4000mm. Im gemäßigten Brennweiten-Rahmen könnten nämlich auch diese Schönwetter-Kameras zumindest bei schönen Wetter (also: genug Licht) passable Blumenbilder machen. Wenn allerdings die Optik wegen dieser Brennweiten-Exzesse vorne wie ein Zerrspiegel und hinten wie eine Lupe ausgelegt werden muss, kommt natürlich auch bei schönen Wetter nur noch eine Zerr-Tulpe auf dem Sensor an.
Die Design-Entscheidung der RX10-Entwickler war eben die: nur das machen, was für gute Bilder (und Videos) bei einem Gerät der höheren Preisklasse akzeptabel ist. Du bekommst hier eben bessere Ergebnisse als wenn Du mit einer APS-C DSLR und so einem Spielzeug-Objektiv a lá 70-300mm der 250 Euro-Klasse arbeitest (was samt Kamera-Body und natürlich dem Objektiv für den Nahbereich dann auch ein etwa 1000-Euro-Kit ist UND schlechtere Ergebnise bei endloser Huddelei wie Objektiv-Wechsel, Kamera-Tasche extra, Gewicht im Reisegepäck etc. liefert).
Aber wie gesagt nur ein Beispiel, mit dem man unter die 1000 € kommt und sogar mehr Bildqualität bekommt. Nachdem du ja aber selber eine Bridge vorschlägst, soll dein Schwager eine Bridge kaufen! Es gibt etliche gute Bridgekameras von Panasonic und Fujifilm die unter 400 € zu haben sind.
Zur Bildqualität, siehe meine Ansicht oben. Genau Pansonic und Fuji haben leider wirklich wieder nur Bridges nach Schlecht-Rezept (Mini-Sensor, überforderte Giga-Optik, niedrige Video-Framerate) - klar, eben auch in der unteren Preisklasse. Diese Geräte sind - aus meiner Sicht - wirklich nur billig, eben die Qualität der 350-Euro-All-Inklusive-Klasse. Die genügt ja vielen Menschen auch - völlig ok. Vor denen warnst Du doch aber ganz oben (was ich nachvollziehbar finde). Aber solche Gokarts als Alternative zu einem ordentlichen Kombi zu stellen, weil der teurer ist? Ein altes Handy in der Bucht ersteigern wäre sogar noch billiger.
Wenn ich höhere Ansprüche an die Qualität der Ergebnisse habe (u.a. 20 MPixel echte Bildqualität und nicht 20 MPixel Marketingsprüche), komme ich um einen großen Sensor nicht herum und den bieten eben nur zwei Hersteller.
Meine jüngste Erfahrung: Erst letzte Woche habe ich wieder eine größere Session gehabt. Eigentlich mache ich dabei Filmaufnahmen für das Portrait einer professionellen Fotografin. Dabei waren eine Canon EOS 600, eine Canon EOS 7D, eine Canon 5D Mark III, alles mit richtig teueren Objektiven (alles L-Klasse wie 85mm, F1,2 für knapp 2000 Euro, 35mm F1,4 usw.) natürlich Stative, Schulterrigs m. FollowFocus zum Schärfenziehen, SteadyCams, Drehköpfe, Kameraschienen etc. ... und u.a. meine Sony RX100 (nicht die RX10, aber eben die kleinere ältere Ausführung). Dunkler Dachboden, abends und zwischendurch recht dunkel, da die Fotografin eher mit Blitz als mit Dauerlicht gearbeitet hat und meine Dauerlichter nur zwischendurch mal an waren. Also ein echter Low-Light Horrorfall (bei Video kann man die Belichtungszeit nicht endlos hochziehen, die Objekte laufen nunmal weg).
Die RX100 habe ich - wegen des ganzen anderen oben erwähnten technisch besseren Equipments - eigentlich nur "für alle Fälle" zwischendurch mal als Backup gezückt. In der Sichtung danach waren die meisten technisch gelungenen Szenen für den Aufftraggeber die aus der Sony RX 100 - während all die teuren Canons (die ich im Studio ja auch bevorzuge) suchen, pumpen und nochmal pumpen sitzt der Sony-Auto-Fokus nahezu immer. Auch das Rauschen bei höheren ISO-Werten ist keineswegs schlimmer als bei den knapp 4-Mal größeren APS-C-Geräten mit den Hyper-lichtstarken Optiken.
Das habe ich bei einer RX10 selbst auch schon getestet.
... aber natürlich kostet sie Geld. Für mich persönlich wäre sie nach langen Tests die einzige Bridge-Kamera, die ich auch einmal anstatt einer DSLR mitnehmen würde. Da ich viel DSLR-Equipment habe, ist bei mir weniger der Anschaffungspreis der Grund nach einer Bridge zu schauen (habe ich ja schon bezahlt) sondern mehr, dass ich aus Gewichtsgründen das ganze schwere Zeug beim Flug nicht immer mitnehmen kann UND das Canon-Equipment in Life-Situationen langsamer ist als gute Automatiken. Da ich die Filme und Bilder an stark selektierende Agenturen verkaufe, kann ich aber keine Qualitätsverluste akzeptieren. Eine 400-Euro-Kamera deren Ergebnisse ich wegen Rauschen, Aberationen, Verzerrungen etc. nicht verkauft bekomme, sind für mich nutzlos - ich arbeite nicht für's Familienalbum. Auch die Monsterzooms waren inakzeptabel. Lediglich die RX10 in Verbindung mit der RX 100 (wg. F1.8, die RX10 beginnt erst mit F2.8) könnte - für mich - eine DSLR und eine Kiste Objektive ernsthaft ersetzen. Natürlich nicht komplett - aber für einige Anwendungsfälle. Damit kann ich zeitweise leben, denn es gibt immer Anwendungsfälle für die auch ein Hasselblad immer noch zu schlecht wäre. Solange Brot- und Butterfälle hinreichend klappen, ist schon viel ok.
Ich hätte aber gar nichts dagegen, dass endlich auch andere Hersteller nicht immer neue Quatsch-Geräte mit Mini-Sensoren sondern ernstzunehmende Werkzeuge auch in Bridge-Form anbieten. Allein: es macht kaum einer.