AW: Dragan-Effekt
Ob der Dragan-Effekt so ein dolles Ding ist, lasse ich auch mal dahingestellt. Wie schon gesagt wurde, betont dieser Gestalter im Ergebnis allerdings Gesichtsausdrücke ganz gut.
Auch ich würde sagen, dass das bei Deiner Bearbeitung - im Ergebnis - nicht geklappt hat.
Wenn ich es mal denen hier aus der
Tut-Seite vergleiche - da ist ja auch so ein Mann mit Bart:
- der Kontrast und die Klarheit in den Augen: insgesamt scheinen die Augen klarer hervor, bei Deiner Bearbeitung: das linke Auge ist auf meinen Displays völlig im schwarz verschwunden, das rechte zu 80%. Da die Augen ein wesentlicher Träger des Ausdrucks sind, ist mit der de facto Ausblendung natürlich eben auch Ausdruck verloren gegangen.
- Farben: bei Dragan-Bildern unterstreichen sie das Bild, dazu werden sie oft auch stark reduziert in Richtung s/w bzw. eine Art "sepia s/w". Bei Deinem Entwurf treten Farben vor nahezu Alles. Nicht der Charakter-Kopf wird betont - der ist ja im schwarz wie ausgeblendet - sondern lava-helle Töne ziehen links und rechts die Aufmerksamkeit auf sich, wo Dragen sie vermutlich eher beseitigt hätte. Das weiße Hemd ist plötzlich jeans-blau. Und die hellen Teile des Gesichts sind nicht nur leicht rötlich sondern glutrot. Zumindest jenseits von allem, was ich je bei einem Menschen gesehen habe. Hingegen bei den Dragan-Entwürfen erscheint mir nichts so unnatürlich.
Damit sind ja einige Hinweise gegeben, auf die Du beim Bearbeiten achten kannst, wenn Du diesen Dragen-Stil denn umsetzen willst. Wenn Du daran weiterarbeiten willst ist "Sehen üben" mein Tipp. Kein Witz - das ist relativ schwer. Ähnlich wie bei Musik (Bässe) passt sich auch das Auge schnell sogar grellen Effekten an. Es entsteht so eine Art Sucht. Man dreht immer doller an den Reglern, weil man vor Übersättigungseffekten gar keine Unterschiede bei einer Manipulation mehr erkennt. Darum ist es wichtig, sich zwischendurch mit Blicken auf Originale immer wieder zu "Entgrellen", das heißt dem Auge wieder etwas Natürliches zum Anpassen zu geben. So merkt man dann, ob etwas noch ok ist oder man längst in einer überreizten Zone hängt, die Anderen - die nicht die ganze Zeit an den Reglern mitgezogen und geguckt haben - dann spontan nur als übersättigt vorkommt. Ich kenne das auch, sowohl bei Foto wie bei Musik. Oft hilft auch eine Nacht Abstand - wenn ich ein Ergebnis dann spontan noch gut finde, könnte es klappen. Weil man diesen Prozess irgendwann kennt, wird man da im Laufe der Zeit etwas feinfühliger für.
Jetzt würde ich Dein Ergebnis eher unter Expressionismus einordnen. Kein Spott. Das gab's ja auch mal. Da hat Natürlichkeit keine Rolle gespielt sondern der Ausdruck in Richtung Weltuntergangsstimmung (viel rot, Feuer, Lavafarben ...) war alles. Gut - war damals gemalt, aber es ist ja nicht verboten eine bestimmte Farbgebung heute auf etwas anderes wie digitale Fotos anzuwenden.