Rembrandt van Rijn lebte von 1606 bis 1669 und hinterließ der Welt neben Gemälden auch seinen persönlichen Stil. Letzte Woche wurde in Amsterdam nun ein Porträt enthüllt, das aus den Händen und Pinseln des Künstlers stammen könnte – in Wirklichkeit aber aus einem 3D-Drucker kommt.
Eine Kooperation von ING, Microsoft, der Delft University of Technology, dem Mauritshuis und dem Museum Het Rembrandthuis setzte sich zum Ziel, den Meister bis ins kleinste Detail nachzuahmen – Softwarekunst, Analysetechniken und Reproduktion auf dem Stand der Technik.
Zur Umsetzung des Projektes wurde zunächst das Gesamtwerk des Künstlers genauestens analysiert, „Pixel für Pixel“, wie es auf der Website heißt, mit 3D-Scans und hochaufgelösten Digitalaufnahmen. Es entstand ein Datenpool mit der „künstlerischen DNA" Rembrandts, die als Grundlage für die weitere Entwicklung diente.
Da der Künstler neben biblischen Szenen und Landschaften vor allem Porträts malte, konzentrierte man sich bei der Analyse des Materials auf Porträts, die überwiegend im Zeitraum zwischen 1632 und 1642 entstanden. Das Ergebnis: die Reproduktion müsse, um dem Stil Rembrandts gerecht zu werden, das Porträt eines hellhäutigen Mannes mit Bartwuchs im Alter zwischen 30 und 40 Jahren sein, der dunkle Kleidung und Hut trägt und dessen Gesicht nach rechts weist.
Ein Gesichtserkennungsalgorithmus vermaß und klassifizierte geometrische Muster. Aus den gewonnen Daten wurden neue „Gesichts-Features“ generiert und durch Transformation, Rotation und Skalierung der Elemente so angeordnet, wie es für den Künstler typisch ist – quasi eine proportionengerechte Neukreation. Zudem wurde auch die meisterhafte Lichtsetzung beachtet, bei der einige Teile scharf sind und im Fokus liegen, während andere eher weicher und unschärfer darzustellen waren.
Mit Fertigstellung der digitalen 2D-Vorlage war die Arbeit jedoch noch nicht beendet, schließlich gehört ein ordentliches Gemälde in die reale Welt und an die Wand. Das Bild wurde aber nicht einfach nur ausgedruckt – stattdessen wurden die Oberflächen von Rembrandts Originalen dreidimensional vermessen. Zwei Algorithmen erkannten sowohl Muster auf den Leinwänden als auch Strukturen in den aufgemalten Schichten. Damit wurde eine Höhenkarte erstellt, mit der es möglich ist, den typischen Pinselstrich Rembrandts zu imitieren.
Final wurde ein 3D-Drucker eingesetzt, um das zweidimensionale Bild samt dreidimensionaler Struktur herzustellen. 13 Schichten UV-Tinte, die nach und nach ein algorithmisches Meisterwerk generierten.
Während des Gesamtprojektes entstand zudem folgendes Zahlenwerk:
- 346 untersuchte Gemälde
- 150 Gigabyte für gerenderte Grafiken
- Mehr als 500 Stunden zum Rendern
- 148 Millionen Pixel als Vorlage für den 3D-Druck
Bildquellen: Screenshots aus dem Video „The Next Rembrandt“