Stellt euch folgendes Szenario vor: Man stattet die eigene Website mit einem wunderschönen Bild aus und erhält anschließend Post von einem großen Stockbild-Anbieter. Inhalt: Eine Abmahnung, weil man die entsprechenden Gebühren zur Verwendung des Bildes nicht bezahlt hat. Okay – hat man auch nicht, das muss man sich eingestehen, also sieht es nicht gut aus.
Was aber, wenn das Bild tatsächlich einem selbst gehört? Wenn man bereits seit 1988 der „Library of Congress“ zahlreiche eigene Bilder zur Verfügung stellt, damit die Öffentlichkeit sie kostenfrei und unter Nennung des Urhebernamens verwenden darf? Und wenn man dann noch feststellt, dass der Stockbild-Anbieter, ohne zu fragen, insgesamt 18.755 dieser eigentlich freien Bilder aus dem eigenen Schaffen zur Lizenzgebühr anbietet?
Der Fotografin Carol M. Highsmith ist genau dies widerfahren. Sie hat die genannten Fragen nun am 25. Juli mit der Einreichung einer Klage beantwortet (Quelle: PDNPULSE). Eine ganze Milliarde fordert sie von Getty Images: Die Plattform habe Highsmiths „freigiebiges Geschenk an die Amerikaner unterschlagen“, heißt es sinngemäß in der Anklage, und „für die Bilder nicht nur unrechtmäßig Lizenzgebühren verlangt, sondern sich fälschlicherweise und auf betrügerische Art als exklusiven Copyright-Besitzer ausgegeben.“
Getty Images hat zu der Angelegenheit mittlerweile ein Statement abgegeben. Darin heißt es, man begutachte die Klage und glaube, diese basiere auf Missverständnissen, die mit der Klägerin schnellstmöglich geklärt werden sollen. „Ist das nicht möglich, werden wir uns energisch verteidigen.“ Darüber hinaus habe Getty Images im Auftrag von Alamy gehandelt, einer Stockfoto-Agentur.
Eine Milliarde – eine hübsche Summe, die aber aufgrund eines vorangegangenen Falls durchaus begründet ist. Hier erhielt Daniel Morel 1,2 Millionen USD zugesprochen. Und da ging es nur um acht Fotos …
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: © Carol M. Highsmith durch Library of Congress