Ich möchte einmal behaupten, dass von vielen Fotos nicht erst seit gestern sowohl ursprüngliche Originalaufnahmen als auch wie auch immer veränderte Abwandlungen existieren. Bildbearbeitungsprozesse liegen zwischen dem, was die Kamera einmal sah, und dem, was dem Betrachter am Ende vor den Augen erscheint.
Peter Stewart, Fotograf aus Australien und momentan in der Nähe von Hong Kong beheimatet, gibt auf seiner Website offene Einblicke in seine Vorher-nachher-Varianten und verliert darüber in einem Statement auch ein kritisches Wörtchen.
Seine Kameras fokussieren Städte und Landschaften und in letzter Zeit immer mehr auch Straßenszenen und Dokumentationswürdiges. Wohin ihn sein Reisepass auch verschlägt – Peter ist auf der Suche nach Bildern mit dem gewissen „Wow-Effekt“. Überwiegend setzt er dabei auf digitales Gepäck, doch auch analoges Equipment nimmt er gerne mit (am Ende des Artikels finden Interessierte eine entsprechende Liste).
2009 griff er erstmalig zur Kamera und seither reihen sich Veröffentlichungen und Ausstellungen zu einer beeindruckenden Liste, inklusive und unter anderem: National Geographic Magazine, Daily Mail UK und Huffington Post sowie die Leica Gallery Hong Kong oder die Art.Fair Cologne.
Mit seinem Projekt „Before & After“ zeigt er nun, wie er beim Fotografieren und Bildbearbeiten mitunter vorgeht – Photoshop spielt dabei eine enorme Rolle, ergänzt durch weitere Techniken oder Plug-ins wie Nik Color Efex, Silver Efex Pro oder Topaz DeNoise. Hier ein Beispiel:
⌙ Bildquelle: Peter Stewart (Drei Belichtungen, HDR manuell in Photoshop durchgeführt, Nik Color Efex Pro für die Nachbearbeitung von Farben und Belichtung)
Bei den finalen Bildern handelt es sich oft um die Überlagerung von Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen. Damit hebt Peter dann Details sowohl in den Lichtern als auch in den Tiefen hervor. Die hauptsächliche Bearbeitung erfolgt in Photoshop, wobei die Einzelaufnahmen zunächst mit Camera Raw vorbereitet werden. Farbtemperatur, Sättigung, Licht/Schatten und Perspektive – Korrekturen, bis jedes Bild passt.
Die am besten ausbalancierte Aufnahme ist dann Ausgangspunkt für die weitere Bearbeitung, übrige Bilder werden darübergelegt. Manchmal „male“ er dabei Elemente aus den verschiedenen Aufnahmen manuell ein, manchmal verwende er aber auch Luminanzmasken für einen saubereren Look. Wie auch immer Peter dabei vorgeht – diese Art der Bearbeitung sei zwar zeitaufwendig, bereite aber erstens sehr viel Spaß und damit vermeide man zweitens unerwünschte Artefakte, die bei der Verwendung von HDR-Software auftreten können.
Final nutzt Peter dann überwiegend Nik Color Efex Pro. „Dieses […] Plug-in bietet eine Menge fantastischer Werkzeuge, mit denen ich einzelne Farben optimieren, spezifische Details verstärken oder abmildern kann […]“ Voilà:
⌙ Bildquelle: Peter Stewart (Drei Belichtungen, HDR manuell in Photoshop durchgeführt, Nik Color Efex Pro für die Nachbearbeitung von Farben)
Abschließend bemerkt der Fotograf (selbst)kritisch: „Ich habe festgestellt, dass mein spezieller Shooting- und Bearbeitungsstil eine geteilte Meinung unter Fotografen hervorruft. HDR-Bearbeitung kann leicht missbraucht werden und auch ich übertreibe es bei vielen Gelegenheiten. Diese ‚Before & After‘-Exemplare sollen hervorheben, was mit den Photoshop-Features alles möglich ist, weshalb ich bewusst auch die dramatischsten Beispiele ausgewählt habe.“
Alle Vorher-nachher-Aufnahmen findet ihr hier, weitere Impressionen seiner Arbeit gibt es auf Instagram und etwas anders sortiert und angeordnet bei 500px.
Euer Jens
Hier für Interessierte noch die Liste mit dem Reisegepäck eines Digital-/Analogfotografen:
Digital
- Nikon D810
- Nikon AF-S FX 24-70 f/2.8G ED
- Nikon 70-200 f/4G ED VR
- Samyang 14mm f/2.8 IF ED UMC
- Samyang 12mm f/2.8 Ultra Wide Fisheye
- Ricoh GR
- Ricoh GF-1 Speedlight
- Gitzo GT1545T Series 1 Traveler Tripod
- Gitzo GH1382QD Center Ball Head
- Nikon F3HP
- Nikon 50mm f/1.4 AIS
- Olympus µ[mju:]-II
- Diana F+