[CC] - Frage: Wie retuschiert ihr Wasserschäden etc.?

[Palpatin]

Das ist doch mal eine klare und vernünftige Aussage! Ich stimme dir absolut zu. Und ja, es ist eine akademische Diskussion, weil ich sie hauptsächlich führe, um mein eigenes Verständnis für Photoshop und Kunst im Allgemeinen zu vertiefen. Sicher nicht 100% akademisch, weil so eine Diskussion sich letzten Endes doch immer irgendwie im Workflow eines Menschen widerspiegelt (ich hab mir z.B. jetzt direkt eine mentale Notiz gemacht, dass ich, sollte ich mal einen ähnlichen Fall haben, das Objekt im Lichtzelt abfotografieren lassen würde). Andererseits geht es hier aber eben nicht darum, konkret dieses eine Bild zu reparieren. Es ist nur der Stein des Anstoßes für eine Diskussion darum, welche Technik für die Behebung welcher Schäden angebracht und wirksam ist.

 

[LikeLowLight]

sollte ich mal einen ähnlichen Fall haben, das Objekt im Lichtzelt abfotografieren lassen würde

Dies wird von Spezialisten ganz anders gemacht. Diese haben eigene Vorrichtungen, in die sie Vorlagen einlegen, und zwar so, dass sie wirklich plan liegen. Dazu kommt eine Ausleuchtung, die extrem gleichmäßig ist und eine Kameraposition, die die optische Achse exakt im Winkel von 90 Grad auf die Bildmitte gerichtet ist. Dies vermeidet Verzerrungen aller Art und natürlich auch Unschärfen. Zusätzlich wird dafür gesorgt, dass keine Spiegelungen auftreten. Sowohl Papier als auch Farbe können Spiegelungen verursachen, das muss nicht unbedingt Goldfarbe sein.
Natürlich gibt es auch "einfache" Vorlagen, doch bei denen bist Du wahrscheinlich mit einem hochauflösenden Flachbettscanner besser aufgehoben. Eine Vorlage wirklich gut zu fotografieren ist alles andere als einfach.
Doch wie bei all diesen Sachen kommt es auf Deine Ansprüche an die Qualität des Ergebnisses an.

 

[Andre_S]

Dazu kommt eine Ausleuchtung, die extrem gleichmäßig ist ...

Wofür ein Lichtzelt auch geeignet wäre.

 

[LikeLowLight]

Wofür ein Lichtzelt auch geeignet wäre.

Ein Lichtzelt erzeugt weiches, schattenfreies Licht, das muss deswegen nicht zwangsläufig gleichmäßig sein.
Reprofotografen arbeiten auch gern mit Polfiltern (besonders bei Gemälderepros), das ist das Gegenteil von ungerichtetem Licht. Die Lichtquelle muss zwar eine gleichmäßige Ausleuchtung haben, doch alles andere als ein Lichtzelt. Man kann in einem Lichtzelt auch kein polarisiertes Licht erzeugen.
Es kommt darauf an, was man und in welcher Qualität man fotografieren will. Jeder kennt ja diese Reprogeräte, die Fotopapierbelichtern ähneln. Für Bücher gibt es aufwändigere Konstruktionen mit Halterungen, in denen das Buch in etwa zu zwei Drittel aufgeklappt liegt, die Seite jeweils plangelegt, die Kamera an einem langen Arm hoch oben mit auf 90 Grad eingerichteter optischen Achse montiert ist usw. Wenn man im Internet sucht, kann man solche Abbildungen finden. Mir ist keine einzige Nutzung eines Lichtzelt bekannt, folglich wird auch niemand so eines verwenden. Lichtzelte sind für Produktfotografie und große, begehbare, auch für Personen geeignet, nicht für Reprofotografie.

 

[Andre_S]

Reprofotografen arbeiten auch gern mit Polfiltern (besonders bei Gemälderepros), das ist das Gegenteil von ungerichtetem Licht.

Polfilter unterdrücken die Spiegelungen dessen Schwingungsrichtung verdreht ist. Hilfreich bspw. bei spiegelnden Acrylfarben.
Lichtzelt ist natürlich eher ne Notlösung da kommts dann auch auf die (Menge der) Leuchtmittel an.
Die können dann weniger großflächig ausfallen weil das Zelt das Licht gleichmäßiger verteilt.
Ist jedoch eher ne günstige Notlösung für den Hausgebrauch.

 

[LikeLowLight]

weil das Zelt das Licht gleichmäßiger verteilt

Nicht genug für eine Reprofotografie. Ein Lichtzelt wird meist von oben oder unten oder die einfachen von rechts und links angestrahlt. Ein Repro erfordert komplett gleichmäßige Helligkeit, die kann in einem Lichtzelt nie erreicht werden. Gemälde werden mit seitlichem Licht und Polfolien fotografiert, Bücher auf einem speziellem Gestell. Bei all diesen Dingen ist das Einrichten der optischen Achse extrem wichtig, nur so können Verzerrungen vermieden werden, dafür ist ein Lichtzelt kaum geeignet. Wäre es so, würden Reprofotografen es verwenden, doch sie tun es nicht.
So ein einfaches Blatt wie das gezeigte, wird wahrscheinlich mit einer an einem Reprostativ mit zwei Leuchten aufgenommen. Z.B.

 

[Andre_S]

Ein Lichtzelt wird meist von oben oder unten oder die einfachen von rechts und links angestrahlt.

Dann strahlt man es eben von rechts und links und oben an.
Wenn man noch ne Lampe mehr braucht besorgt man eine.
Ich habe bei mir schon ne lückenlose Rundumbelichtung
mit relativ lichtechten Hochfrequent-Neonröhren realisiert.

 

[Palpatin]

Ich denke, ich werde das Ding einmal von Anfang bis Ende in Photoshop bearbeiten, als Training. Normalerweise arbeite ich nur mit Fotos, das hier ist mal was Neues.

Bin heute wieder einmal bei meinem Bekannten gewesen und war überrascht, wie klein das Original ist. Ich hatte gedacht, das Ding wäre mindestens DIN A5, aber der Scan ist tatsächlich maßstabsgetreu. Das Original ist nur 13 cm hoch.

Außerdem hab ich mit Interesse gesehen, dass die verlorengegangene Farbe (hauptsächlich vom Tischtuch) offensichtlich größtenteils an der gegenüberliegenden und glücklicherweise unbedruckten Seite des Büchleins klebengeblieben ist. Da hat's natürlich sofort in meinem Kopf zu rattern angefangen, ob sich die durch Scannen und horizontales Spiegeln nicht relativ problemlos wieder über dem Bild einpassen lässt. Bin jetzt Feuer und Flamme, das auszuprobieren

 

[essdreipro]

@Palpatin ...

kannst ja mal dein Ergebnis hier zeigen...

 

[Palpatin]

Jepp. Ich werd's sowieso in Schritten machen, weil mir so vieles davon so neu ist.

Erste Frage in der Hinsicht: Mir fällt auf, dass der Wasserschaden im unteren Bereich des Bildes einen größtenteils homogenen Farbton besitzt, der die Büttenstruktur und die Farben der Zeichnung nicht zerstört, sondern sich nur mit ihnen vermischt. Lässt der Wasserschaden sich vielleicht, wenigstens weitgehend, durch eine Farbkorrektur oder dergleichen aus dem Bild herausrechnen? Das wäre dem Einsatz von Kopier- und Reparaturwerkzeugen schließlich vorzuziehen. Solche Werkzeuge, die aus der Umgebung Informationen beziehen und neue Muster generieren, würde ich gerne nach Möglichkeit für die Partien reservieren, in denen die Struktur tatsächlich zerstört ist und das Original nur noch erahnt werden kann.

 

[Palpatin]

Hm, scheinbar nicht. Muss also wohl doch alles von Hand wegmalen.