Circa zwei Jahre hat es gedauert, nun steht nach der 0.91- eine 0.92-Version von Inkscape zur Verfügung – und die Liste mit Änderungen ist durchaus beachtlich. Der Editor für Vektorgrafiken bietet jetzt unter anderem Gitterverläufe, der SVG2- und CSS3-Support wurde verbessert und es gibt neue Pfadeffekte sowie einen Objekte-Dialog.
Gitterverläufe, SVG2, CSS3
Die Gitterverläufe sollen es Künstlern noch einfacher machen, fotorealistische Zeichnungen zu erstellen. Die Entwickler hoffen darauf, dass die Funktion Bestandteil des SVG-Standards des Word Wide Web Consortiums (W3C) wird. Aktuell werden die Verläufe noch nicht von Browsern unterstützt, sodass entsprechende Zeichnungen für die Anwendung im Web in Bitmap umgewandelt werden sollen.
An den Arbeitsgruppentreffen des W3C konnte in den letzten Jahren aufgrund der Spenden auch ein Inkscape-Vertreter teilnehmen. Ein positiver Aspekt davon sei, dass nun Dutzende SVG- und CSS-Eigenschaften in der Software hätten verbessert bzw. mit aufgenommen werden können. So werden jetzt viele SVG2- und CSS3-Eigenschaften wie paint-order oder mix-blend-mode korrekt dargestellt.
Text und Pfadeffekte
Im Text und Schriftart-Dialog gibt es einen dritten Reiter namens Merkmale. Darüber lassen sich OpenType-Tabellen aufrufen, um alternative Zeichen einer Schriftart auszuwählen. Zudem wurde die Unterstützung für vertikal geschriebenen Text verbessert. So folgt Inkscape nun zum Beispiel der CSS3-Eigenschaft text-orientation. Und auch die Zeilenabstände verhalten sich nunmehr gemäß den Anforderungen der CSS-Eigenschaft line-hight.
Die Pfadeffekte werden unter anderem mit Spiro Live, BSpline, Aufrauen, Vereinfachen, Perspektive/Umhüllung, Anfasser zeigen sowie Gitterverformung 2 aufgewertet. Es wird also einiges geboten: Der Funktion Spiro Live beispielsweise liegt der Spiro-Pfadeffekt zugrunde. Das Wörtchen „Live“ verweist darauf, dass das Ergebnis bereits während des Zeichnen eines Pfades angezeigt wird. Perspektive/Umhüllung und die Gitterverformung unterstützen beim Verzerren und Verformen. Darüber hinaus können Objekte interaktiv gespiegelt oder entlang eines Bogens gedreht werden.
Weitere Features für Inkscape
Auswahlgruppen ermöglichen die Gruppierung von Objekten. Hilfslinien können gesperrt werden. Es gibt neue Erweiterungen wie zum Beispiel jene zur Erstellung von nahtlosen Mustern. Ein zusätzlicher Filter namens Farbenblindheit simuliert Typen von Farbenblindheit. Spraydose und Messwerkzeug erhalten zahlreiche Verbesserungen, bei der einen gibt es zum Beispiel einen Löschen-Modus, bei dem anderen lässt sich Ursprung und Ende umkehren (unter anderem).
Wichtig dürften auch die Neuerungen im Bereich der Überblendmodi sein: Diese lassen sich jetzt auf Objekte ebenso wie auf Ebenen anwenden. Zu den bisher verfügbaren gesellen sich zudem insgesamt 11 neue Modi hinzu, darunter Farbton, Sättigung, Farbe und Leuchtkraft.
Es dürfte sich also so einiges entdecken lassen in Inkscape 0.92. Die vollständige Auflistung wirklich aller neuen Features und Verbesserungen findet ihr in den detailliert geführten Release notes (deutsche Version).
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: Screenshot aus dem Video "Inkscape 0.92 Showcase" von Inkscape