AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur
Du wirst schmunzeln, ich habe mich tatsächlich schon öfters gefragt, warum der Regler immer irgendwas mit Belichtung genannt wird und nie ISO-Veränderung
Weder noch macht eigentlich einen Sinn, denn auch die Bezeichnung "Belichtung" ist alles andere, als "korrekt". Vielmehr entsprechen die Regler des ACR Konverters einer Tonwertkorrektur, aber das soll jetzt egal sein. Als ISO-Regler taugt das alles aus 2 wichtigen Gründen nichts, der eine ist, dass ein RAW Bild seine Quantisierung bereits hinter sich hat, es erfolgt lediglich eine Anwendung verschiedenster Bayer-Algorithmen, die aber nur das verarbeiten können, was da ist. Durch die lineare Sensorkennlinie gehen einem alleine durch eine "Unterbelichtung" (bezogen auf die Lichter einer Szene, also rechter Histogrammrand) von einer einzigen Zeit/Blendenstufe rund 50% aller möglichen Tonwerte verloren.Klingt erstmal egal, sind ja genug da für die Lichter, aber, nach unten hin wird es dadurch sehr sehr eng, denn die dunkelsten Tonwerte haben auch im Idealfall nur wenige Tonwerte zur Unterscheidung zur Verfügung, und die reduzieren sich ebenfalls durch eine Unterbelichtung. Das zweite ist, dass das wirkungsvollste Gegenmittel gegen das Rauschen (mal die vielen unterschiedlichen Rauschtypen ignorierend) eine möglichst gute Sättigung der einzelnen Pixel darstellt. Je besser diese mit einem Lichtsignal "belegt" werden, desto höher fällt der resultierende Signalrauschabstand aus, und das bedeutet weniger Rauschen.
Durch eine nachträgliche ISO-Erhöhung einer unterbelichteten Bilddatei lassen sich aber weder die verlorenen Tonwerte noch der verloren gegangene Signalrauschabstand rekonstruieren, ganz im Gegenteil, jede EBV Verstärkung wird sich nun besonders negativ auf das Ergebnis auswirken.
OT:
Was sich noch sehr erschwerend auswirken kann (und leider auch oft genug tut) ist, dass der Weißabgleich, von dem ja viele meinen, er sei kameraintern egal, weil man das ja nachträglich im RAW Konverter erledigen könne, eine große Auswirkung auf das Rauschen haben kann. Wenn man sich mal z.B. im DCRAW oder sonst einem geeigneten Entwicklertool die Verstärkungsfaktoren anschaut, mit denen die Farbkanäle verstärkt werden müssen, um den Weißabgleich überhaupt erreichen zu können, dann wird man dort Multiplikatoren für Rot und Blau im Bereich von 1-3 in Relation zum Grünkanal finden. was das bedeutet, wenn man dann ohnehin schon unterbelichtet hat, kann man sich jetzt sicher denken ..., es rauscht noch mehr. Hier wirkt sich eine unnötige Unterbelichtung also u.U. extrem negativ aus.
Hier habe ich mal eine Tabelle der Multiplikatoren aller drei Farbkanäle für sämtliche kameraintern verfügbaren Weißabgleichsstufen angefertigt und ausgewertet, damit man das mal sichtbar machen kann, was der Weißabgleich eigentlich "anrichtet" (Nur für ISO 100 ausgewertet). Der Wert für den Grünkanal liegt dabei auf 1
Bei den Nikon Kameras wird gemunkelt, dass sich der kamerainterne Weißabgleich auch auf die A/D Wandlung auswirken soll. Dazu habe ich aber keine Referenzen. Bekannt ist aber, dass besonders die CMOS Chips immer mehr Rechenoperationen aus Sensorebene durchführen, die sich nicht unerheblich auf das RAW Bild auswirken, wirklich reine Rohware ist also keinesfalls sicher ...
ich finde das Thema übrigens sehr interessant!
Viele Grüße
Frank