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ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Badtrans

Noch nicht viel geschrieben

Hallo,

kurze Frage, auf die ich im Netz noch nicht wirklich eine deutliche Antwort gefunden habe.

Gibt es einen Unterschied zwischen der ISO-Erhöhung der Kamera und der Belichtungskorrektur im RAW-Konverter? Ich meine damit Dynamik, Rauschverhalten usw.

Wie roh sind RAW-Daten tatsächlich?

Eigentlich dürfte in folgendem Beispiel kein Unterschied bestehen:
...z. B. ein Bild mit Identischer Belichtung, einmal
Kamera-ISO 100 + 2 EV im Raw-Konverter
Kamera-ISO 400 ohne Belichtungskorrektur im RAW-Konverter entwickelt.
usw...

Ich erkenne nicht wirklich einen Unterschied.

Gibt es den theoretisch vielleicht doch? Wird in der Kamera im Sensor die Empfindlichkeit analog verstärkt oder arbeitet die Kamera intern auch nur mit digitaler EV-Korrektur?
 

Fotografie

Frontfokus

Griesgram de luxe

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Interessante Frage. Vermutlich gibt sich das nicht viel. Nachträgliches ISO pushen bringt eben den Vorteil, daß man es partiell anwenden kann und dadurch andere Bereiche etwas rauschfreier hält. So zumindest meine Theorie dazu.
 

mexicodirk

ich gehe Schwimmen

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

So wie ich es verstehe, wird die "Empfindlichkeit" des Sensors erhöht. Mit dem Nachteil das es halt anfaengt zu rausche je hoeher die ISO ( ja nach Sensor halt unterschiedlich)
Kamera-ISO 100 + 2 EV im Raw-Konverter = Kamera-ISO 400
Besser ist Kamera auf ISO 100 (oder weniger) kontra ISO 400 oder höher. Und richtigen unterschied wirst du wahrscheinlich erst sehen wenn du mal das gleiche mit ISO 1600 oder so machst! weil +2EV ist nicht viel!
Im RAW Konverter wird alles hoch oder runter gerechnet, in der Kamera ebend nicht, da wird es so "aufgenommen" wie du es einstellst!

Dirk
 

Fearli

Nicht mehr ganz neu hier

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Mit der Iso erhöhst Du die Empfindlichkeit des Sensors, bei den aktuellen Kameras sollte bis ISO 400/800 kein signifikantes Rauschen auftreten. Du kannst also die eine oder andere Blende gewinnen.
Bei der Raw entwicklung kannst Du das Bild heller machen, aber dort wo Bilder unter oder überbelichtet sind, also nur schwarz oder weiß zu sehen ist bekommst Du auch im Raw konverter keine Infos mehr dazu, also ausgebrannt bleibt ausgebrannt und schwarz nunmal schwarz. Durch absenken oder erhöhen der ISO beim Fotografieren hättest Du diese Informationen dafür aber erhalten.
Auch ein Problem ist zB Bildrauschen wenn zwar Information in den dunklen Bereichen vorhanden ist, aber dort wie sehr oft aber auch Bildrauschen vorhanden ist, wirst Du dieses Rauschen durch das Aufhellen auch verstärken bzw sichtbarer machen.
Optimal ist also ein korrekt belichtetes Foto bis sagen wir ISO 400 und dann nur noch geringe korrekturen im Rawkonverter oder bei der Bildbearbeitung.
 

Klickser49

halbweise

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Eigene Versuche ergaben, daß im RAW-Converter aufgebretzelte Fotos dann ebenfalls dieses Rauschen enthielten - scheint also relativ egal zu sein, wie die Empfindlichkeit erhöht wird. Kommt halt aufs Motiv und die Aufnahmebedingungen an, wofür man sich entscheidet. Im Zweifelsfalle würde ich aber die passende ISO bei der Aufnahme bevorzugen und wenn nötig, die bemerkenswert gute Rauschreduzierung in Lightroom 3 nutzen.
 

excelfreak

Aktives Mitglied

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Eigentlich dürfte in folgendem Beispiel kein Unterschied bestehen:
...z. B. ein Bild mit Identischer Belichtung, einmal
Kamera-ISO 100 + 2 EV im Raw-Konverter
Kamera-ISO 400 ohne Belichtungskorrektur im RAW-Konverter entwickelt.
usw...

Ich erkenne nicht wirklich einen Unterschied.

Du gehst von der Fehlannahme aus, dass EV-Korrektur und ISO-Erhöhung das Gleiche bewirken. Tun Sie aber nicht. Erhöhe einmal an der Kamera den EV-Wert und achte auf die Zeit - genau: sie wird länger - der Verschluss wird ganz einfach länger offen gelassen um mehr Licht durchzulassen. Bei ISO-Erhöhung wird der Sensor nur empfindlicher und die Zeit wird normalerweise kürzer. Also das Gegenteil.

Idealerweise macht man sowohl EV-Kompensation und ISO-Veränderung an der Kamera. Schon allein deshalb, weil eine EV-Veränderung an der Kamera ohne ISO-Anhebung eben nicht zu mehr Rauschen führt.

Gruß
excelfreak
 
Zuletzt bearbeitet:

Dagaz

Aktives Mitglied

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Der wesentiche Unterschied ist meines Wissens nach (was ich hier erworben hatte), dass die Helligkeit vom Sensor in der Regel nicht linear wahrgenommen wird.

Letztlich fürht das natürlich zu der von Fearli beschriebenen Einschränkung. Wo keine Informationen sind, kann der Konverter auch keine hinzaubern. Aber wenn der Stefan Gross von Traumflieger recht hat, kann man wesentlich leichter nachträglich abdunkeln als aufhellen.

Ich persönlich nutze das nachträgliche Belichtungsanpassen nur sehr selten, weshalb ich da zur praktischen Wirkung nicht viel sagen kann. (Ich optimiere ein Bild lieber vor Drücken des Auslösers ;))
 

Badtrans

Noch nicht viel geschrieben

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Danke an alle für Eure Antworten!

Du gehst von der Fehlannahme aus, dass EV-Korrektur und ISO-Erhöhung das Gleiche bewirken. Tun Sie aber nicht. Erhöhe einmal an der Kamera den EV-Wert und achte auf die Zeit - genau: sie wird länger - der Verschluss wird ganz einfach länger offen gelassen um mehr Licht durchzulassen. Bei ISO-Erhöhung wird der Sensor nur empfindlicher und die Zeit wird normalerweise kürzer. Also das Gegenteil.

Da hast Du mich missverstanden. Ich ging von einer identischen Situation aus. Also z. B. ein unterbelichtetes Bild mit ISO 100 und +2 RAW-gepusht und ein normal belichtetes mit ISO 400 - beides mit absolut identischer Blende und Zeit. Mich interessiert, ob es verbindiche Messergebnisse (oder Ergebnise nach Sichtkontrolle) gibt, die dort einen Unterschied ausmachen. Ich wollte darauf hinaus, ob die analoge Schaltung direkt im optischen Bereich des Sensors die Spannung vor der Aufzeichnung/Farbkanal-Berechnung/Abspeicherung erhöht oder bloß schon in der Kamera alles digital korrigiert wird. Sprich: kennt der Sensor nur ISO 100 und erledigt die Kamerainterne digitale Berechnung den Rest?

Ich stelle für mich fest, dass bei meiner 500D bei allen ISO-Emflindlichkeiten beispielsweise dieselben Lichter-Rekontruktionsmöglichkeiten gegeben sind, also z. B. kann man in DPP i. d. R. bei ISO 100-1600 0,33-0,5 Blenden rekonstruieren (in DxO 1-1,5). Im Umkehrschluss heisst das, dass da ja vor der Aufzeichnung etwas verstärkt werden muss - könnte auf jeden Fall sein...
Allerdings ist mir aufgefallen, dass ISO125 scheinbar 0,33 Blenden mehr Headroom hat als 100 was wieder dafür spricht, dass "krumme" ISO-Zahlen z. T. digital erledigt werden.
Das ist alles recht verwirrend, wenn man hinter die Kulissen schauen möchte...


Was das Rauschen angeht, scheint mir Klickser49s Antwort plausibel zu sein
Eigene Versuche ergaben, daß im RAW-Converter aufgebretzelte Fotos dann ebenfalls dieses Rauschen enthielten - scheint also relativ egal zu sein, wie die Empfindlichkeit erhöht wird. Kommt halt aufs Motiv und die Aufnahmebedingungen an, wofür man sich entscheidet. Im Zweifelsfalle würde ich aber die passende ISO bei der Aufnahme bevorzugen und wenn nötig, die bemerkenswert gute Rauschreduzierung in Lightroom 3 nutzen.
 

Badtrans

Noch nicht viel geschrieben

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Der wesentiche Unterschied ist meines Wissens nach (was ich hier erworben hatte), dass die Helligkeit vom Sensor in der Regel nicht linear wahrgenommen wird.

Letztlich fürht das natürlich zu der von Fearli beschriebenen Einschränkung. Wo keine Informationen sind, kann der Konverter auch keine hinzaubern. Aber wenn der Stefan Gross von Traumflieger recht hat, kann man wesentlich leichter nachträglich abdunkeln als aufhellen.

Ich persönlich nutze das nachträgliche Belichtungsanpassen nur sehr selten, weshalb ich da zur praktischen Wirkung nicht viel sagen kann. (Ich optimiere ein Bild lieber vor Drücken des Auslösers ;))


Das ist eine Geschichte, die leider nicht zu meinem Problem passt. Kleine Korrektur zu Deiner Antwort:
Der Sensor nimmt linear auf und speichert es in einer linearen RAW-Datei ab. Dann legt die Software einen Weissabgleich, eine logarithmische Kurve und noch eine S-Kurve darüber, damit es an die Fotografie von vergangenen Zeiten erinnert und das menschliche Auge es als normal wahrnimmt. Dass schon bei der Umwandlung in ein log. 16-Bit-Tif eben diese Informationen komprimiert und gestreckt werden, ist ein anderes Thema. Aber das ist alles einen Bearbeitungsschritt weiter als meine Frage.
Mir geht es um die reine lineare Verwurstelung.
 
Zuletzt bearbeitet:

Picturehunter

Docendo discimus, sapere aude, incipe!

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

"Kleine Korrektur zu Deiner Antwort:
Der Sensor nimmt linear auf und speichert es in einer linearen RAW-Datei ab. Dann legt die Software einen Weissabgleich, eine logarithmische Kurve und noch eine S-Kurve darüber, damit ..."


Genauso sieht es aus, und wer sich das jetzt nicht so richtig vorstellen kann, was damit gemeint sei, der kann sich hier diese Vorgänge im Bild anschauen:
RAW Konvertierung

Mir geht es um die reine lineare Verwurstelung.

Eine wichtige Vorraussetzung, um das sinnvoll vergleichen zu können!

Eigentlich dürfte in folgendem Beispiel kein Unterschied bestehen:
...z. B. ein Bild mit Identischer Belichtung, einmal
Kamera-ISO 100 + 2 EV im Raw-Konverter
Kamera-ISO 400 ohne Belichtungskorrektur im RAW-Konverter entwickelt.
usw...

Ich erkenne nicht wirklich einen Unterschied.
Meines Wissens nach wirkt sich die ISO Einstellung noch vor der A/D-Wandlung aus, es wird also das analoge Signal verstärkt (Discretisierung) und erst dann erfolgen die Vorgänge der Quantisierung, also der A/D-Wandlung (Digitalisierung).

Bei Deinem Beispiel müßte man doch eigentlich so vergleichen, dass man nicht gleich belichtet, sondern einmal bei ISO 100 unterbelichtet (-2) und dann im RAW Konverter +2 dazu gibt und einmal bei ISO 400 korrekt belichtet, damit im Resultat dann tatsächlich beide Bilder gleich belichtet sind und verglichen werden können, oder?

Würde man tatsächlich erst per reiner EBV Verstärkung in der Kamera den ISO-Wert verstärken, dann wäre es ein Leichtes, auch im RAW Konverter einen ISO Regler zu implementieren. Aber den gibt es aus gutem Grunde eben leider nicht. ;)


Gruß
Frank
 
Zuletzt bearbeitet:

Badtrans

Noch nicht viel geschrieben

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Meines Wissens nach wirkt sich die ISO Einstellung noch vor der A/D-Wandlung aus, es wird also das analoge Signal verstärkt (Discretisierung) und erst dann erfolgen die Vorgänge der Quantisierung, also der A/D-Wandlung (Digitalisierung).
Danke, das war schonmal eine Sache, die mich interessiert hat. Jetzt wäre es noch interessant, ob es messbare oder sichtbare Unterschiede zwischen vorher und nach der A/D-Wandlung gibt. Ich kann mir das nicht so richtig vorstellen, dass da was sichtbar werden kann, immerhin wird ja - egal ob vor der Wandlung - oder danach das Material in einem linearen Raster bewegt.

Ich spekuliere jetzt mal:
Was ich mir vorstellen könnte, dass sich einerseits die Dynamik bei der (ich nenne es mal) analogen Verstärkung vor der Wandlung verändert. Diverse Fachzeitschriften vergleichen ja das ISO-Verhalten der Kameras auf diese Weise. Bei der digitalen EV-Korrektur bleiben hingegen in der RAW-Datei stets alle Informationen vorhanden, also keine Dynamik-Änderung.
Andererseits müsste theoretisch der Rauschlevel gleich bleiben, da er in beiden Fällen ja proportional zum Signal verstärkt wird. Hier haben aber mit Sicherheit die verwendeten Bauteile (sprich die mittlerweile mikroskopisch klein gewordenen Transistoren, Kondensatoren usw.) und deren Abstand mit Sicherheit je nach Situation eigene Launen.

Die amerikanische Erfindung ETTR (expose to the right) halte ich mittlerweile nur noch für Rauschminimierung bei ISO-100 sinnvoll. Es gibt Fotografen, die behaupten, dass die Schattenbereiche ruhiger werden, wenn man bei kontrastarmen Motiven kameraseitig eine höhere ISO-Zahl verwendet und dann später pusht, was ich - wie hier hinlänglich diskutiert worden ist - nicht nachvollziehen kann.
Bei ISO 100 kann man sich logischerweise vorstellen, dass man die Aufnahme (oder zumindest die Schatten, wenn man den Schwarzpunkt anhebt) mit diesem Vorgehen auf das meist nicht Vorhandene ISO 80 oder 50 pushen kann, was das Rauschen (z. B. bei Nebelbildern) minimiert. Aber sonst ist da bei den Fotografen auch viel technischer Aberglaube im Spiel...

Bei Deinem Beispiel müßte man doch eigentlich so vergleichen, dass man nicht gleich belichtet, sondern einmal bei ISO 100 unterbelichtet (-2) und dann im RAW Konverter +2 dazu gibt und einmal bei ISO 400 korrekt belichtet, damit im Resultat dann tatsächlich beide Bilder gleich belichtet sind und verglichen werden können, oder?
Sorry, das war missverständlich ausgedrückt. Ich habe oben die Antworten zu meinem Thema selbst rück-beantwortet und es dort erklärt - ich meinte eine korrekte und eine kameraseitig -2 EV unterbelichtete ISO-400 Aufnahme, also beide Aufnahmen mit gleicher Blende und Zeit.

Würde man tatsächlich erst per reiner EBV Verstärkung in der Kamera den ISO-Wert verstärken, dann wäre es ein Leichtes, auch im RAW Konverter einen ISO Regler zu implementieren. Aber den gibt es aus gutem Grunde eben leider nicht. ;)
Du wirst schmunzeln, ich habe mich tatsächlich schon öfters gefragt, warum der Regler immer irgendwas mit Belichtung genannt wird und nie ISO-Veränderung :)
 

steinmannn

Aktives Mitglied

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Die Überlegung von @Badtrans ist erstmal nicht ganz falsch. Canon realisert die ISO 100 durch unterbelichten des ISO 200 und hellt dann intern auf. ISO 200 (bei EOS 7D) ist der native Wert, höhere ISO-Werte werden mittels Signalverstärkung erreicht. Weil der Abstand zwischen Grundsignal (Bild) und Störsignal (Rauschen) mit steigendem ISO-Wert kleiner wird, erfolgt eine wahrnehmbar stärkere Anhebung des Rauschens, weil das Störsignal ebenfalls verstärkt wird. Durch weitere verschiedene Algorithmen versucht die Kamera mehr oder weniger die Störsignale zu unterdrücken (zB Weichzeichnen des Bildes).
Richtig ist auch, dass im Tiefenbereich der Bilder jede Menge Informationen hervorgeholt werden können. Allerdings wird dann ein (Luminanz- und/oder Farb-)Rauschen auch sichtbar, weil man alle Signale, d.h. auch die Störsignale verstärkt.
Auch wenn RAW-Daten scheinbar nativ sind, so hat die Kamera diese Informationen bereits aufbereitet und nicht nur die Interpolation der R G B - (Bayer-Pattern) Matrix. Anfang 2000 gab es im Zusammenhang mit dem NIKON-RAW-Konverter heftige Diskussionen, was kameraintern ablief. Diesen Schalter findet man m.E. nur bei der kostenpflichtigen NIKON SW.
Die Regel für mich:
Das Hauptmotiv richtig belichten, dann kann die Kamera intern optimal (so wie User Fkt eingestellt hat) die Daten aufbereiten und im RAW-Konverter verfüge ich über ausreichende Reserven. Alle weiteren Experimente kosten mich zuviel Zeit ohne sichtbare Vorteile zu erwarten.

korrigiert: Bayer-Pattern engl. für Bayer-Matrix
 
Zuletzt bearbeitet:

Picturehunter

Docendo discimus, sapere aude, incipe!

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Du wirst schmunzeln, ich habe mich tatsächlich schon öfters gefragt, warum der Regler immer irgendwas mit Belichtung genannt wird und nie ISO-Veränderung :)


Weder noch macht eigentlich einen Sinn, denn auch die Bezeichnung "Belichtung" ist alles andere, als "korrekt". Vielmehr entsprechen die Regler des ACR Konverters einer Tonwertkorrektur, aber das soll jetzt egal sein. Als ISO-Regler taugt das alles aus 2 wichtigen Gründen nichts, der eine ist, dass ein RAW Bild seine Quantisierung bereits hinter sich hat, es erfolgt lediglich eine Anwendung verschiedenster Bayer-Algorithmen, die aber nur das verarbeiten können, was da ist. Durch die lineare Sensorkennlinie gehen einem alleine durch eine "Unterbelichtung" (bezogen auf die Lichter einer Szene, also rechter Histogrammrand) von einer einzigen Zeit/Blendenstufe rund 50% aller möglichen Tonwerte verloren.Klingt erstmal egal, sind ja genug da für die Lichter, aber, nach unten hin wird es dadurch sehr sehr eng, denn die dunkelsten Tonwerte haben auch im Idealfall nur wenige Tonwerte zur Unterscheidung zur Verfügung, und die reduzieren sich ebenfalls durch eine Unterbelichtung. Das zweite ist, dass das wirkungsvollste Gegenmittel gegen das Rauschen (mal die vielen unterschiedlichen Rauschtypen ignorierend) eine möglichst gute Sättigung der einzelnen Pixel darstellt. Je besser diese mit einem Lichtsignal "belegt" werden, desto höher fällt der resultierende Signalrauschabstand aus, und das bedeutet weniger Rauschen.
Durch eine nachträgliche ISO-Erhöhung einer unterbelichteten Bilddatei lassen sich aber weder die verlorenen Tonwerte noch der verloren gegangene Signalrauschabstand rekonstruieren, ganz im Gegenteil, jede EBV Verstärkung wird sich nun besonders negativ auf das Ergebnis auswirken.


OT:
Was sich noch sehr erschwerend auswirken kann (und leider auch oft genug tut) ist, dass der Weißabgleich, von dem ja viele meinen, er sei kameraintern egal, weil man das ja nachträglich im RAW Konverter erledigen könne, eine große Auswirkung auf das Rauschen haben kann. Wenn man sich mal z.B. im DCRAW oder sonst einem geeigneten Entwicklertool die Verstärkungsfaktoren anschaut, mit denen die Farbkanäle verstärkt werden müssen, um den Weißabgleich überhaupt erreichen zu können, dann wird man dort Multiplikatoren für Rot und Blau im Bereich von 1-3 in Relation zum Grünkanal finden. was das bedeutet, wenn man dann ohnehin schon unterbelichtet hat, kann man sich jetzt sicher denken ..., es rauscht noch mehr. Hier wirkt sich eine unnötige Unterbelichtung also u.U. extrem negativ aus.

Hier habe ich mal eine Tabelle der Multiplikatoren aller drei Farbkanäle für sämtliche kameraintern verfügbaren Weißabgleichsstufen angefertigt und ausgewertet, damit man das mal sichtbar machen kann, was der Weißabgleich eigentlich "anrichtet" (Nur für ISO 100 ausgewertet). Der Wert für den Grünkanal liegt dabei auf 1





Bei den Nikon Kameras wird gemunkelt, dass sich der kamerainterne Weißabgleich auch auf die A/D Wandlung auswirken soll. Dazu habe ich aber keine Referenzen. Bekannt ist aber, dass besonders die CMOS Chips immer mehr Rechenoperationen aus Sensorebene durchführen, die sich nicht unerheblich auf das RAW Bild auswirken, wirklich reine Rohware ist also keinesfalls sicher ...



ich finde das Thema übrigens sehr interessant! :)


Viele Grüße
Frank
 
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Digicam

weitestgehend nur noch lesend

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Rauschen kommt ja nicht von der ISO allein.

Je länger die Belichtungszeit, je wärmer der Sensor, umso mehr Rauschen.

Da man mit ISO 400 eine kürzere Belichtungszeit hinbekommt, als mit ISO 100, kann es im Grenzbereich des Wärme-/Rauschverhaltens des Sensors durchaus besser sein, mit ISO 400 zu fotografieren. Nämlich dann, wenn genau diese 1", 1/2" oder 1/4" über rauschen oder nicht rauschen entscheiden.

Das Dumme daran:
Es grenzt an das Unmögliche, diesen Grenzbereich zu finden? :rolleyes:
 
AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Moin,
interessante Ausführungen. Abgesehen von Theorie und technischen Seiten, gibt es einen wesentlichen und rein praktischen Unterschied zw. "auf Punkt Belichung" und via RAW-Entwicklung. Die zweite Variante ermöglicht u. U. (durch verkürzte Verschlußzeit) nicht werwackelte Aufnahmen, die später bei der Entwicklung korrigiert werden können.
Korrektur der Verwackelung ist bei der RAW-Entwicklung (noch) nicht möglich, obwohl mittlerweile gibt es erste Softwarefilter dieser Art.

Übrigens, wenns um Matrix geht - Bayer, nicht Beyern (und schon gar nicht Bayern :mrorange: )

Grüße
 

steinmannn

Aktives Mitglied

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Regeln muss man nicht ständig einhalten. Fotografieren ist manchmal eine Entscheidung aus dem Bauch heraus.
@Picturehunter zeigt ein Model auf, welches dem menschl. Sehen entspricht und in der Kamera, aber auch in einigen Funktionen von Photoshop umgesetzt bzw. angepasst wird. Es ist das Verhältnis des unterschiedlichen Lichtersehens, in der Seefahrt als Tragweite des Lichtes bekannt. Um ohne Einheiten zu erklären nehme ich einfach Zahlen.
- Grünes Licht 6
- Rotes Licht 3
- Blaues Licht 1
- Summe 10 = weißes Licht
Deshalb gab es im 2. WK auch blaue Lichtfilter für (Kfz-) Lampen.
Dieses gerundete Verhältnis (R : G : B = 3 : 6 : 1) liegt auch beim Kanalmixer zugrunde.
Andererseits erhält der blaue Kanal das wenigste Licht, ist deshalb oftmals am Verrauschesten; allerdings ist dieser Kanal von der Wahrnehmung am Wenigsten am Bildaufbau beteiligt.
 

Picturehunter

Docendo discimus, sapere aude, incipe!

AW: ISO-veränderung vs. RAW-Belichtungskorrektur

Regeln muss man nicht ständig einhalten. Fotografieren ist manchmal eine Entscheidung aus dem Bauch heraus.
@Picturehunter zeigt ein Model auf, welches dem menschl. Sehen entspricht und in der Kamera, aber auch in einigen Funktionen von Photoshop umgesetzt bzw. angepasst wird. Es ist das Verhältnis des unterschiedlichen Lichtersehens, in der Seefahrt als Tragweite des Lichtes bekannt. Um ohne Einheiten zu erklären nehme ich einfach Zahlen.
- Grünes Licht 6
- Rotes Licht 3
- Blaues Licht 1
- Summe 10 = weißes Licht
Deshalb gab es im 2. WK auch blaue Lichtfilter für (Kfz-) Lampen.
Dieses gerundete Verhältnis (R : G : B = 3 : 6 : 1) liegt auch beim Kanalmixer zugrunde.
Andererseits erhält der blaue Kanal das wenigste Licht, ist deshalb oftmals am Verrauschesten; allerdings ist dieser Kanal von der Wahrnehmung am Wenigsten am Bildaufbau beteiligt.


Ganz genau, der blaue Kanal ist nicht selten ein "Problemfall", was Rauschartefakte angeht. Da sein Anteil am Gesamtbild aber eher gering ist, ist das für das Bildresultat glücklicherweise nicht besonders dramatisch, Ausnahmen mögen da die Regel bestätigen. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass man ein Bild auch dadurch "glattbügeln" kann, in dem man für alle 3 Farbkanäle eine einzelne Aufnahme anfertigt. Dabei wird jeder Farbkanal z.B. entsprechend dem aus der Tabelle ermittelten Multiplikator länger belichtet, max bis zum Erreichen seiner Sättigungsgrenze, was also 3 unterschiedlich lange Belichtungszeiten erfordert. Aus diesen 3 Bildern werden nun die jeweiligen Farbkanäle extrahiert und zu einem neuen Bild zusammengesetzt. Und siehe da, nahezu kein Rauschen, trotzdem ein perfekter Weißabgleich und gut belichtete Farbkanäle.
Ist natürlich ein rein experimentelles Vorgehen, denn für den Alltag ist dies kein besonders komfortabler Vorgang, um die Farbkanäle zu "nivellieren", zudem muß man die Multiplikatoren der Kamera auf 1 setzen (erzwungener Weißabgleich mittels UniWB) und linear entwickeln, zusammensetzen und dann am Schluß erst gammakorrigieren. Aber es funktioniert beeindruckend gut und zeigt je nach Lichtsituation und Weißabgleich deutlich auf, welchen Anteil die WB haben kann, was das Bildrauschen angeht ...


Gruß
Frank
 
Zuletzt bearbeitet:
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