AW: Kauf einer DSLR-Kamera (Kaufberatung)
<ich verstehe nämlich nicht so ganz, WARUM man ein größeres Auflagemaß bei der Kombination von Objektiv und Original-Kamera als bei der Kombination von Objektiv und Fremdkamera haben muss.
Muss ich tatsächlich auf meiner Website nochmal klarer darstellen. Also:
Auflagenmaß = Abstand zwischen dem Auflageflansch des Bajonetts und der Sensorebene (früher: der Filmebene).
Gedankenspiele zur Veranschaulichung:
m42-zu-Canon
Bei m42 hat der Hersteller Pentacon in den 50er Jahren die Länge 45,5mm festgelegt. Damit gilt für alle Objektivhersteller, die damals m42 bedienen wollten: "macht im Objektiv, was ihr wollt - aber 45,5mm hinter der Kante vom Bajonett/Schraubverschluss muss per Konstruktion eine scharfe Abbildung abgestrahlt werden". Oder das Objektiv taugt nix/bildet nicht richtig ab.
Bei Canon-EOS ist dieses Auflagenmaß heute 44,0mm lang. Also 1,5mm weniger. Wenn man es nun schafft, in diesen 1,5mm eine Objektivaufnahme wie bei einer Kamera einerseits sowie das Zielbajonett für einen Kamerabody anderseits unterzubringen, dann ist so ein Adapter konstruierbar. Wie wir wissen - bei Canon EOS geht es. Ungefähr so dick - 1,5mm - ist das m42-zu-EOS-Ding auch.
m42-zu-mFT
Das viel kleinere mFT-System von Panasonic und Olympus (heute) hat nur ein Auflagenmaß von ca. 19,6 mm. Und tatsächlich: der m42-zu-mFT-Adapter ist weniger ein Blech wie bei Canon sondern ein fingerdickes Rohr. Nun kann man sich ausrechnen:
- 45,5mm Abstand zum Sensor muss die hintere Kante eines m42-Objektivs haben (damit das Licht aus der hinteren Linse ein scharfes Bild
auf den Sensor - nicht davor, nicht dahinter - wirft)
- 19,6mm ist dieses Maß für native mFT-Linsen.
Also: der Adapter muss 45,5 minus 19,6 = 25,9mm Abstand ausgleichen - ein etwa fingerdickes Rohr.
Schön, wenn sich Mathematik und das Teil in meinem Schrank so ähnlich sind.
m42-zu-Nikon
Das oben hat beides geklappt. Jetzt nehmen wir mal einen Unfall:
Nikon hat ein Auflagenmaß von 46mm. Also 0,5mm mehr als m42. Schon ohne Adapter - wenn ich ein m42-Objektiv mit Gewalt in einen Nikon-Body "reinpressdrehe" (hat ja eine Schraube ...), fällt das
scharfe Licht zumindest einen halben Millimeter zu weit vorne auf. Auch wenn ich das m42-Objektiv Nikon-mässig befestigt kriege. Es gibt sogar sowas wie ein Bild. Aber ich kann nicht unendlich scharf stellen. Die Lichtebene, wo alles optimal scharf ist, hängt 5 Millimeter vor dem Sensor.
Ich kann damit schon was machen: z.B. Makro-Aufnahmen. Da habe ich ja ohnehin keine durchgehende Schärfe (bzw. Tiefenschärfe). Sondern: irgendwas ist vielleicht vorne unscharf, dann eine scharfe Ebene, irgendwas dahinter ist wieder unscharf. Beim genannten Beispiel wird bei maximaler Scharfstellung am Objektiv höchstens Zeug, dass rund einen Meter, vielleicht zwei Meter entfernt ist, scharf fokussierbar sein.
Im Kern passiert hier ungewollt dasselbe wie bei Makros: Wenn Du näher an ein Objekt ran willst, trickst man mit Verlängerungen des Tubus zwischen Sensor und Objektivende (also Verlängerungen des Auflagenmaßes): man montiert Zwischenringe oder Balgen zwischen Objektiv und Kamera. Immer wird der Abstand zwischen Motiv und Frontlinse kleiner, als der Abstand zwischen Frontlinse und Sensor. Im Normalfall (also im nicht-Makrofall) ist es hingegen anders herum:
- die Frontlinse ist eine Objektivlänge weit weg vom Sensor
- die Motive hingegen sind meter- oder sogar kilometerweit weg.
Was verloren geht: Unendlich scharf stellen, also wie für Landschaftsaufnahmen. Ich müsste jetzt den Schärfenring extrem weit nach außen drehen können. Stattdessen habe ich irgendwann das Ende erreicht, aber die maximale Schärfe liegt immer noch vielleicht einen Meter oder weniger vor mir. Ich komme aber mit der Schärfe nicht über diese Distanz hinaus.
Kurz: Es ist bei diesem Nikon-m42-Beispiel so, als hätte ich in eine m42-Kamera mit passendem m42-Objektiv + einen Zwischenring von von 0,5mm Länge eingeschraubt.
Klappen könnte hingegen
- ich feile 6mm vom m42-Objektiv hinten ab (vom Gehäuse/Bajonett - nicht von den Linsen - wenn die bereits ganz außen liegen, geht es nicht) und
- befestigte/schraube/klebe dann ein 1,5mm Nikon-Bajonett aus irgendeinem XY-zu-Nikon-Adapter auf dem Objektiv.
Wenn mir das gelingt, ohne das ich schon das Glas mitabgefeilt habe, dann würde sogar ein m42er an Nikon montierbar sein
und korrekt abbilden. Allerdings sind 6mm recht viel - so tief versenkt ist die hintere Linse meist nicht.
Es gibt Firmen, die für manche hochwertigen Objektive solche Umbauten tatsächlich anbieten (Leitax ist z.B. so eine Firma). Natürlich für Objektive, bei denen enstprechende Spielräume da sind. Ein altes Pentacon für 19 Euro wird man da aber sicher nicht für einige 100 Euro auf Nikon ummounten lassen.
Was es auch noch gibt: der Adapter ist zu kurz. Das Canon-Blech also flacher als 1,5mm. Kommt vor, macht nix Schlimmes. Fühlt sich wie folgt an: ich habe schon auf unendlich fokussiert. Die ganze nahe und weite Unwelt ist auch schon scharf. Aber der Schärfenring geht noch ein Stückchen weiter. Bringt nix, schadet aber auch nicht.
Blöde ist eben wirklich der andere Fall: Adapter sind zu dick bzw. passen per se gar nicht erst. Hier fehlt mir dann wirklich beim Scharfdrehen eine halbe Umdrehung oder noch mehr am Objektiv, um weiter entfernte Objekte zu fokussieren.
Größenordnung: Beim alten Canon-FD-System war das Auflagenmaß 42mm. Fehlen also zum heutigen EOS 2mm.
Fehlen wohlgemerkt - nicht:
sind übrig. Zwei Möglichkeiten: eine teuer Linse/Lupe, die das geradezieht. Oder ein Adapter, der einfach mechanisch für die Befestigung des FD-Objektivs an der EOS-Kamera sorgt. Geben wir dem mal 2mm Dicke (das alte Bajonett hat mit Gegenhaken etwas mehr Raum gebraucht) Auswirkung der nun fehlenden 2mm (Differenz Auflagenmaße) + 2mm Adapterdicke = 4mm: Scharfstellen endet bei ca. 75cm. Alles von 0 - 75cm Entfernung geht. Alles dahinter ist Bokeh pur.
Ich hoffe, ich hab mich nirgends verrechnet. Es ist schon spät.