AW: Leuchtende Farben für den Druck
@bittiboi,
so, heute habe ich wieder ein bisschen mehr Luft. antonio_mo hat dir ja zwischenzeitlich auch schon ein paar nette Sachen zum Lesen überlassen.
Wie ich bereits im Vorfeld geschrieben habe, gibt es nicht nur Hü oder Hott bzw. nicht nur den CMYK- oder den RGB-Workflow. Du wirst sicherlich auch in nächster Zeit in deiner Druckerei noch dem gewohnten Workflow nachgehen. Bewährte Sachen braucht man nicht unbedingt zu ändern.
Von den Kunden zu verlangen, ihre Dokumente vollständig in CMYK anzulegen ist aber nicht zeitgemäß. Das beste Beispiel ist vielleicht eine einfache mehrfarbige Anzeige. Diese soll in einer örtlichen Zeitung, im Telefonbuch und in einem Hochglanzmagazin (und später vielleicht im Web) erscheinen. Hier drängt sich einem (als Gestalter) der RGB-Workflow förmlich auf. Die Bilder angelegt in RGB und bei der Ausgabe die für den Bedruckstoff benötigten Profile mit dem richtigen OI verwenden. Schwarz und reine Druckfarben sowie deren Mischungen im Layout können durchaus von Anfang an in CMYK angelegt werden. Das wird auch keiner in Abrede stellen. Viele Druckereien bieten die für ihre Produkte/Papiere am besten geeignetsten Ausgabeeinstellungen bereits auf ihren Homepages als downloadbare Joboptions an. Damit ist die PDF-Ausgabe bereits (fast) optimal auf die jeweilige Druckerei und deren Produkte abgestimmt.
CMYK-zu-CMYK-Konvertierungen sind für den Otto-Normalverbraucher wesentlich schwieriger und gehen ohne Fachkenntnisse auf jeden Fall in die Hose.
Auch mit ausländischen Druckereien ist man eher auf der sichereren Seite, wenn diese Joboptions anbieten und diese dann zur PDF-Ausgabe benutzt werden. (Vorausgesetzt, der Gestalter kann generell druckfähige PDF erstellen und diese anschliessend auch auf Drucktauglichkeit prüfen.)
Und das haben beide Workflows gemeinsam: ohne Kenntnisse funktioniert weder der eine noch der andere.
Druckereien, die von ihren Kunden verlangen, die Daten von Anfang an vollständig in CMYK zu bearbeiten, sollten ihren Kunden wenigsten die nötigen CMYK-Profile „bereitstellen“. Sonst hat der Kunde bereits zu Hause ungewollte CMYK-zu-CMYK-Konvertierungen. Ein 100%iges Schwarz kann der Kunde dann vergessen. Die Druckerei selbst hat damit wenigstens zwei Vorteile auf ihrer Seite. Der Kunde wird an sie gebunden und der Kunde sieht von Anfang an, dass viele Farben wohl doch nicht möglich sind. Reklamationen werden so eher unterbunden. Gleichzeitig wird der Kunde dadurch aber auch bevormundet und wie ein Kleinkind an die Hand genommen. Die korrekte Farbbearbeitung (an einem hoffentlich kalibriertem Monitor) und anschliessende CMYK-Ausgabe mit den optimal auf den Beduckstoff und Druckverfahren abgestimmten Ausgabeeinstellungen würden hier meistens noch ein deutlich besseres, weil auf verschiedenen Druckmedien einheitlicheres Druckergebnis ermöglichen.
Aber man kann es ja dem Kunden auch so verkaufen: Mit CMYK von Anfang an haben sie die beste Kontrolle über ihr Farben und können selber das Bestmögliche herausholen. Alles eine Frage der Verkaufsstrategie. Erinnert mich ein bisschen an das Schriften-in-Pfade-umwandeln-Phänomen. Wo das nötige Wissen fehlt, da kann kein Workflow der Richtige sein. Die Vorgabe helfen aber, einen Druck zu erhalten, der wenig bis keine Reklamationen erzeugt.
Ich habe auch schon bei Online-„Buden“ drucken lassen, obwohl ich meine Schriften nur ordentlich eingebettet habe und nicht wie verlangt, in Pfade gewandelt habe. Die können nämlich problemlos mit normalen PDF umgehen. Einfacher ist es natürlich, vom Kunden die Schriftwandlung zu verlangen. Dann ist bei Fehlern der Kunde selbst schuld. Und dieser sieht es dann sogar ein, weil er den Fehler auch wirklich sehen kann.
Vielleicht noch als Schlusswort: Wenn ich im Layout Cyan benötige, dann lege ich es auch in Cyan an. Eventuell im Dokument verwendete RGB-Farben, die durch CMYK nicht gut dargestellt werden können, verlangen entweder Sonderfarben, oder werden zumindest im Vorfeld durch Mithilfe der Überdruckenvorschau in die besser passende Richtung geschubst. RGB-Bilder wandle ich fast nie separat in CMYK um. (Das braucht schon wirklich grobe Schnitzer).
Damit bleibe ich für verschiedene Ausgabebedingungen viel flexibler.
my 50 cent