AW: Showroom Lochkamera
Kannst Du das begründen?
Warum sollte man ein digitales Bild nicht in diese Richtung bearbeiten können?
Kann ich ja eben nicht. Vielleicht gelingt es mir mal, wenn ich genügend darüber nachdenke. Als die CD's aufkamen und die "Analogfreaks" die Nase rümpften, hab ich das damals belächelt. So langsam verstehe ich's, bin aber noch nicht in der Lage, es konkret in Worte zu fassen. Hör Dir mal - selbst in bereits digital aufbereiteter Form - zB John Coltranes "Ballads" an und im Anschluß eine moderne Jazzplatte.
Oder auch Hendrix im Vergleich zu - ich hätt jetzt fast gesagt "Dieter Bohlen", aber das ist wohl wirklich zu arg - sagen wir, im Vergleich zu einer x-beliebigen, modernen Rockplatte.
Schau Dir ein Gemälde an...vielleicht die Mona Lisa. Und im Vergleich einen Jackson Pollock. Barlach im Vergleich zu von Hagens (was jetzt dem Vergleich Hendrix/Bohlen entsrechen würde).
Oder einen alten VW-Käfer im Vergleich zu einem Golf.
Da ist was verloren gegangen.
Und wenn ich mir Deine Bilder so anschaue, bist Du selber schon etwas auf dem Weg das Verlorengegangene zu suchen.
So ein Hauch davon, ist ja im Infrarot enthalten.
"In diese Richtung bearbeiten" kannst Du schon, aber Kopie kann niemals Original sein, sondern nur das Original zerstören.
Danke für deine lieben Zeilen. Mir gehts genauso wie dir, die Bilder üben auf mich einen eigenartigen Reiz aus, genau wie die der Lochkamera. Man muss herausbekommen, in welcher Situation sie ihre Stärken ausspielen können. Bei der Lochkamera braucht man Bewegung (Wasser, Gras im Wind...), um dieses weiche Fließen einfangen zu können, die Box spielt wahrscheinlich ihre Stärke bei Licht/Schattensituationen aus... Es ist unheimlich spannend, da das Ergebnis schwer kalkulierbar ist...
Ich würd Dir jeden Tag motivierendes Schreiben, wenn es nötig wäre, um Dich zum Weitermachen zu bewegen, bin mir aber recht sicher, daß Du das gar nicht brauchst.
Ich danke Dir! Finde es so toll und so wichtig, daß es Menschen, wie Dich gibt, die gegen den Fortschrittsstrom schwimmen und Dinge vor dem Untergang bewahren, die doch soviel notwendigen Inhalt tragen.
Damit gewinnt man ja nie einen Blumentopf und wie Du hier siehst, ist das Interesse auch nicht gerade groß, weshalb ich ja jeden verstehen kann, der den Lorbeeren der jeweiligen Zeit nachjagt. Mein Respekt und meine Hochachtung gilt allerdings jenen, die sich um Mode nicht scheren, nicht um der Anerkennung Willen schaffen, sondern um der Dinge selbst. Eben jenes oben erwähnte fast Verlorene noch bewahren.
Ich selber hoffe, das in anderen Bereichen zu tun. Bin, die Photographie betreffend, momentan in Photoshop gefangen und Du erinnerst mich wieder daran, was es noch mal gab und zum Glück noch gibt. Das klingt zwar wahnsinnig pathetisch, aber ich sag's trotzdem: Das macht Hoffnung.
Der Bach wär auch fast einmal zugunsten vom furchtbaren Wagner untergegangen und wir verdanken es einem ganz unbekannten Dirigenten, der sich damals hat beschimpfen lassen müssen, wie man "so tief gesunken sein kann, heutzutage noch Bach aufzuführen", daß dies nicht geschehen ist.
Also, Chapeau vor Dir!